
»Krieg dem Kriege! Guerre à la Guerre! War against War! Oorlog aan den Oorlog!« So lautete der vollständige Titel eines Antikriegsbuches, das der Pazifist und Anar- chist Ernst Friedrich 1924 herausgegeben hat. Der viersprachige Titel war kein Zufall: Mit dem Buch, das die Schrecken des Ersten Weltkriegs dokumentiert, wollte Friedrich …
… die Kriegsgegner*innen überall ansprechen – mit seiner Botschaft, dass der Krieg für die große Mehrheit der Menschen Tod, Elend und Verstümmelung bedeutete. Das war allerdings ein Affront gegen die Patriot*innen aller Länder, die mit salbungsvollen Worten vom Tod für Vaterland und Freiheit schwadronierten, freigiebig Orden verteilten und dabei natürlich unter den Tisch fallen ließen, dass von dem Gemetzel des Kriegs einzig die Konzerne der Schwer- und Rüstungsindustrie profitieren, deren Gewinne gewaltig stiegen.
Mit seinem konsequenten Antimilitarismus machte sich Friedrich unter den Nationalist*innen aller Couleur nur Feinde – umso mehr, als er 1925 in Berlin-Mitte das weltweit erste Antikriegsmuseum eröffnete. Schon in der Weimarer Republik hatte er wegen seiner Schriften mehrmals vor Gericht gestanden, unter anderem wegen »öffentlicher Beschimpfung der Reichsfarben« und »Aufreizung zum Klassenkampf«. Aber auch für die Nazis war er naturgemäß eine Zielscheibe: Gleich am 28. Februar 1933, einen Tag nach dem Reichstagsbrand, überfielen SA-Trupps das Antikriegsmuseum und richteten dort ein SA- Sturmlokal ein. Im Keller folterten sie ihre antifaschistischen Gegner*innen. Ernst Friedrich schaffte die Flucht ins Ausland, wo er sich bis zu seinem Tod für friedenspolitische Anliegen engagierte.
In den frühen 80er Jahren, im Zuge der Bewegung gegen die Stationierung weiterer Atomraketen in der BRD, rekonstruierte Friedrichs Enkel Tommy Spree das Antikriegsmuseum: 1982 wiedereröffnet in Kreuzberg, zog es 1988 in den Wedding, wo es bis heute seinen Sitz hat. Den Weg ins Gebäude in der Brüsseler Straße weist die Skulptur »Das Gewehr zerbrechen« von Angelo Montillo. Im Rahmen der »Langen Nacht der Museen« am 30. Au- gust 2025 läuft dort ab 18 Uhr ein zwölfminütiger Film mit dem Titel »100 Jahre Antikriegsmuseum«.
Aber das Thema ist keineswegs ein rein historisches: In einer Zeit, in der viel von Kriegsfähigkeit die Rede ist, ist Friedrichs Anliegen hochaktuell. Wie ernst die Staatsapparate in Deutschland die (bislang kleine) antimilitaristische Bewegung nehmen, zeigt sich im aktuellen Verbot des Camps »Rheinmetall Entwaffnen«. Fast ein Jahrzehnt lang konnte es in verschiedenen Städten durchgeführt werden. Die Camp-Teilnehmer*innen setzen sich – ganz im Sinne Friedrichs – mit gewaltfreien, zivilgesellschaftlichen Aktionen ge- gen Militarismus ein. Als Begründung nannte die Kölner Polizei auch die Parole »Krieg dem Krieg«, die in Aufrufen verwendet wurde – genau jenen Slogan, der viele Jahre die Arbeit Friedrichs prägte. Peter Nowak