Meisner Lukas, Medienkritik ist links, Warum wir eine medienkritische Linke brauchen, Das Neue Berlin, 154 Seiten, 16 Euro, ISBN: 97833002758-0.

Für eine medienkritische Linke

Meisner gelingt auch eine gute Kritik an jenen linksliberalen Journalismus, der keine Kritik mehr am real existierenden Kapitalismus zulässt. „Als antikapitalistische Linke – als demokratische Sozialist*innen, lässt sich hier nicht mitlaufen, ohne sich selbst und die eigene Geschichte, durchzustreichen“.

“Medienkritik ist links“ lautet die Überschrift eines von dem Soziologen Lukas Meisner im Eulenspiegel-Verlag veröffentlichten Buch. Allerdings befassen sich nur ca. 80 der 160 Seiten mit dem Thema Medienkritik. In der ersten Hälfe des Buches geht um die Frage, wie …

… eine neue Linke aussehen soll. Dabei sind viele von Meisners Überlegungen durchaus interessant. 

So hat er schon Wochen vor der Trennung des Bündnis Wagenknecht von der Linkspartei eine fundierte Kritik an beiden Kontrahent*innen der Auseinandersetzung geliefert. Dabei teilt Meisner mit Wagenknecht die Kritik an der linksliberalen Variante der Identitätspolitik, diagnostiziert dann aber bei Wagenknecht Verharmlosung von Rassismus und Sexismus und ein Fehlen des Antikapitalismus. Meisner Gegenkonzept kann in einen schmalen Buch natürlich nur schlagwortartig sein. Aber wenn man dann liest, die neueste Linke erinnert daran, dass es Feminismus, Antikapitalismus und Ökologie nur als antikapitalistische und universalistische Emanzipationsbestrebungen geben kann“, fragt man sich schon, ob es nicht etwas konkreter geht. 

Wenn er dann endlich zur linken Medienkritik kommt, findet man gute Überlegungen. So bemerkt er sehr treffend, dass die Konformität großer Teile der Medien keine Folge einer Verschwörung von oben ist, „sondern in einem tief ausgeprägten Anpassungsbedürfnis der Verbürgerlichten“ eine wichtige Begründung hat. 

Meisner gelingt auch eine gute Kritik an jenen linksliberalen Journalismus, der keine Kritik mehr am real existierenden Kapitalismus zulässt. „Als antikapitalistische Linke – als demokratische Sozialist*innen, lässt sich hier nicht mitlaufen, ohne sich selbst und die eigene Geschichte durchzustreichen“.-Das könnte als eine Mahnung für Zeitungen wie der Jungle World verstanden werden, die einst zu den härtesten Kritiker*innen der deutschen Verhältnisse gehörte und heute bis auf seltene Ausnahmen die deutschlandfreundliche Fraktion des ukrainischen Nationalismus fast bedingungslos verteidigt. Meisner hat mit seinen Buch eine dringend notwendige Debatte über eine linke Medienkritik eröffnet. Es wäre zu wünschen, wenn sie aufgegriffen und fortgesetzt würde. 

Peter Nowak