Aufgeblättert: »Die Faschisierung des Subjekts« von Emanuel Kapfinger

Heidegger und das F-Wort

Emanuel Kapfinger DIE FASCHISIERUNG DES SUBJEKTS Über die Theorie des autoritären Charakters und Heideggers Philosophie des Todes, Mandelbaum Verlag, Wien 2021, 24.00 € 232 Seiten, ISBN: 978385476-959-0

Martin Heideggers Philosophie ist faschistisch. Zu diesem Befund kommt Emanuel Kapfinger in seinem Buch »Die Faschisierung des Subjekts«. Er begründet seinen Befund mit einer akribischen Analyse von Heideggers zentralem Werk »Sein und Zeit«.  Doch Kapfinger beschäftigt sich auch mit der Frage, wieso die Subjekte bereit sind,…

… sich nicht nur den Faschismus zu unterwerfen, sondern sich als oft bereitwillig an deren Verbrechen zu beteiligen. Dabei bezieht er sich auf Schriften von Wilhelm Reich, der bereits Anfang der 1930er Jahre den Ökonomismus in der kommunistischen und sozialistischen Bewegung kritisierte. Kapfinger ist sich mit Reich einig, dass damit die Faschisierung des Subjekts nicht erklärt werden kann. Gründlich und differenziert setzt sich Kapfiner auch mit den Theorien von Erich Fromm, Theodor W. Adorno und Max Horkheimer auseinander. Dabei begründet er bei seiner Analyse von Adornos „Studien zum autoritären Charakter“ werkimmanent, warum den Theorien der Frankfurter Schule der gesellschaftskritische Stachel gezogen werden konnte. Alles „Regressive, jede Diskriminierung ist so lediglich dem autoritären Charakter zugehörig. Die demokratische Gesellschaft aber ist frei von Rassismus und Populismus“, so Kapfingers Kritik an Adorno. Dagegen plädiert Kapfinger für eine Theorie, die im kapitalistischen Normalzustand die Keime zur Barbarei erkennt und nicht in der Alternative Faschismus versus bürgerliche Demokratie verharrt. 

Peter Nowak