Es wird viel über Umbrüche und Arbeitsplatzverluste in der Auto- oder
Kohleindustrie gesprochen. Wenig öffentliche Beachtung findet hingegen
der Wandel im Milieu der Büroangestellten, die den Produktionsapparat
programmieren und verwalten. Um sie geht es in dem Buch, das Peter Kern
unter dem Titel …..
…… »Die Angestellten zwischen Büroalltag und
Fluchtphantasie« im Verlag Westfälisches Dampfboot veröffentlicht hat.
Kern engagierte sich viele Jahre im undogmatisch linken Sozialistischen
Büro, arbeitete später im Vorstand der IG Metall und leitet derzeit eine
Schreibwerkstatt. Auf 150 Seiten widmet er sich dem Strukturwandel im
Angestelltenmilieu. Augenfällig seien die veränderten Bekleidungsregeln
und die neuen Einstellungsverfahren, die oftmals im Assessment-Center
stattfinden. Jeans und Tattoos sind im Büroalltag Normalität. Die
modischen Embleme der studentischen Subkultur und des
nonkonformistischen Selbstgefühls seien zum »Fundus geworden, aus dem
sich die Angestellten in ihrem Bemühen« bedienten, ihrem »Äußeren eine
kleine persönliche Note zu geben«. Wenig verändert hat sich hingegen an
der Problematik, die Siegfried Kracauer bereits 1930 in seiner in viele
Sprachen übersetzten Studie »Die Angestellten« beschreibt: Die große
Distanz der Angestellten zu den Gewerkschaften und allen Formen
kollektiver Organisierung ist geblieben. Für die Zukunft der
Gewerkschaften sei es aber unverzichtbar, gerade im Milieu der
Angestellten Mitglieder zu gewinnen. Trotz deprimierender Schilderungen
über die Zunahme von Mobbing gegen sogenannte Minderleister im
Angestelltenmilieu endet Buch verhalten optimistisch. Das Verdienst von
Kern ist es, eine in der öffentlichen Wahrnehmung oft übersehene
Beschäftigtengruppe in den Mittelpunkt der Debatte über die Zukunft der
Arbeit zu rücken. Peter Nowak