Ein Sammelband über das sozialistische Ehepaar Rosdolsky
Emmy und Roman Rosdolsky waren seit frühester Jugend in der sozialistischen Linken des zerfallenden Habsburgerreichs engagiert und sahen wie viele Genossen in der Oktoberrevolution…
…den Vorboten einer weltweiten Umwälzung. Früh erkannten sie aber auch die Fehlentwicklungen in der sozialistischen Theorie und Praxis und nahmen dabei weder Marx noch Engels noch Trotzki von ihrer Kritik aus. Von den Anhängern der sogenannten Bolschewisierung der KPen wurden sie als Trotzkisten bekämpft. Da sie befürchteten, während des Kalten Krieges vom sowjetischen Geheimdienst verschleppt zu werden, emigrierten die Rosdolskys in die USA, wo Roman 1967 starb. Emmy Rosdolsky verbrachte ihre letzten Lebensjahre in ihrem Geburtsort Wien und beteiligte sich an den Debatten der Linken und der Gewerkschaften.
Die Autoren und Autorinnen des Buches »Mit permanenten Grüßen« erzählen die weitgehend vergessene Geschichte sozialistischer Organisationen in Osteuropa und des Befreiungskampfs in der Ukraine. Außerdem gewähren sie Einblicke in die revolutionäre Szene im Wien der Zwischenkriegszeit. Behandelt werden zudem wichtige Beiträge zur marxistischen Theoriebildung von Emmy und Roman Rosdolsky.
In einem weiteren Kapitel beschäftigt sich Diana Rosdolsky, die Enkelin der beiden Antifaschisten, mit dem Schweigen der Familie über die Haft von Roman Rosdolsky, der in Auschwitz, Ravensbrück und Oranienburg im KZ war. »Immer derselbe Traum. Ich komme irgendwie wieder ins KZ, obwohl der Krieg schon aus ist, und ich muss die ganze Suppe noch mal auslöffeln«, vertraute er Jahre später seinem Freund, dem Psychoanalytiker Ernst Federn, an. Das im Mandelbaum-Verlag erschienene Buch ist allen zu empfehlen, die sich mit den Debatten jener linken Strömungen vertraut machen wollen, die in Opposition zu Stalinismus und Sozialdemokratie gestanden haben.
Mit permanenten Grüßen. Leben und Werk von Emmy und Roman Rosdolsky.
Rosdolsky-Kreis (Hg.): Mandelbaum-Verlag, Wien 2017, 440 Seiten, 22 Euro
https://jungle.world/artikel/2017/49/die-rosdolskys