Ernst Lohoff, Norbert Trenkle (Hg.): Shutdown. Klima, Corona und der notwendige Ausstieg aus dem Kapitalismus;Unrast-Verlag, Münster 2022, 200 Seiten, 14 Euro

Die Illusion eines grünen Kapitalismus

. Die Mehrheit der Menschen lebe nicht über ihren Verhältnissen, sondern unter ihren Möglichkeiten, so die Autoren. Im Schlusskapitel werden auch konkrete Beispiele für radikale Reformen benannt. So plädieren Lohoff und Bergmann für eine grundlegende Arbeitszeitverkürzung. Zudem fordern die beiden, dass wichtige menschliche Grundbedürfnisse wie Wohnen und Öffentlicher Nahverkehr nicht mehr dem Profitzwang unterworfen sein sollten. Die Autoren betonen, dass solche Forderungen nur durch eine starke außerparlamentarische Opposition erkämpft werden können.

Ist ein effektiver Schutz von Umwelt und Klima unter kapitalistischen Produktionsverhältnissen überhaupt möglich? In dem im Unrast-Verlag veröffentlichten Buch »Shutdown -Klima, Corona und der notwendige Ausstieg aus dem Kapitalismus« geben sechs Autoren. der Krisis-Gruppe, die die Marxsche Theorie durch die Brille der Wertkritik betrachtet, eine klare Antwort: Der Kapitalismus basiere auf …

… einer endlosen Akkumulation von Kapital. Daher seien Vorstellungen eines grünen Kapitalismus eine Illusion.

»Ohne eine schnelle und dramatische Reduktion des C02-Ausstosses lässt sich der Klima-GAU mit seinen unabsehbaren Folgen nicht mehr abwenden. Und wenn auch die Befürworter eines Green New Deal das stur ignorieren, ist eine solche Reduktion auf dem Boden der kapitalistischen Produktionsweise unmöglich, sie ist an einem Systembruch gebunden«, (S.15) schreibt Ernst Lohoff. Diese These wird in den Texten mit guten Argumenten untermauert. Mehrere Autoren setzen sich auch mit manchen Grundannahmen der Umweltbewegung kritisch auseinander. So kritisiert Lohoff den häufig verwendeten Terminus des »qualitativen Wachstum«. »Das Gerede vom qualitativen Wachstum konnte sich nur breitmachen, weil in der bürgerlichen Ökonomie seit jeher das Verhältnis von Gebrauchswert und Tauschwert auf dem Kopf steht und die kapitalistische Produktionsweise zu einer von den menschlichen Bedürfnissen bestimmten Wirtschaftsweise mystifiziert wird« (S. 101). Julian Bierwirth setzt sich mit der reaktionären, von rechten Gruppen verbreiteten These auseinander, dass eine angebliche Überbevölkerung das Problem für Umwelt und Klima sei.

In mehreren Texten wenden sich die Autoren auch gegen eine in großen Teilen der Umweltbewegung verbreitete abstrakte Konsumkritik und Verzichtsideologie. »Leider ist nicht nur im herrschenden Diskurs, sondern auch unter manchen, die auf der Suche nach Wegen aus dem Kapitalismus sind, die Auffassung verbreitet, wir alle lebten über unsere Verhältnisse. Doch wer Verzicht predigt, sieht die Wirklichkeit schon durch die Brille der spezifischen abstrakten Reichtumsformen« (S.199), monieren Lothar Galow-Bergemann und Lohoff im letzten Aufsatz des Buches Für diese bietet das Buch eine gute Diskussionsgrundlage.

Peter Nowak