Die rote Armee von Nippon

Ein Buch über die japanische Rote Armee Fraktion

»Selbstdarstellung der RAF im März 1970«: So lautete die Überschrift ­eines Texts, der in der Westberliner Apo-Zeitschrift Agit883 im April 1970 erschien. Dabei gründete sich die Rote Armee Fraktion erst im Mai 1970. Bei dem Text handelte es sich um eine Erklärung der japanischen Rote Armee Fraktion, nicht der westdeutschen. Ein neu erschienenes Buch, geschrieben von dem britischen Journalisten William Andrews, gibt nun einen guten Überblick über diese japanische RAF.

Wie ihre westdeutschen Gesinnungsgenossen bestand sie überwiegend aus radikalisierten Akademikern, war aber noch weniger zimperlich: Zwölf Menschen wurden im Rahmen einer »Säuberungsaktion« im Dezember 1971 in einer Hütte in den japanischen Bergen von den eigenen Genossen getötet. Eine Fraktion der japanischen RAF konzentrierte sich auf die Unterstützung von bewaffneten Kämpfen in verschiedenen Regionen der Welt, eine andere, die sich ­eigentlich dem Guerillakampf in Südamerika ­anschließen wollte, lan­dete nach einer Flugzeugentführung in Nordkorea, wo sie eher unfrei­willig zu Propagandisten des dortigen Regimes umerzogen wurde.

Wieder ein anderer Teil der RAF ist für das Massaker im heutigen Flughafen Ben Gurion in Israel am 30. Mai 1972 verantwortlich, bei dem 28 Menschen starben und Dutzende weitere verletzt wurden. William Andrews beschreibt, wie das Attentat in vielen arabischen Staaten bejubelt wurde. Einer der Hauptverantwortlichen lebt, nachdem er aus israelischer Haft freigetauscht wurde, im Libanon und wurde noch 2016 von der palästinensischen Fatah als »Held der Operation am Flughafen Lod« gefeiert. Manche politischen Einschätzungen von Andrews widersprechen sich, was der Autor aber auch selbstkritisch in einer Fußnote einräumt. Das Buch zeigt das Scheitern der japanischen RAF, von deren revolutionärer Emphase nur der Hass auf Israel übrig blieb.

William Andrews: Die japa­nische Rote Armee Fraktion. Bahoe Books, Wien 2018,
150 Seiten, 15 Euro

https://jungle.world/artikel/2018/32/die-rote-armee-von-nippon

Peter Nowak