Linkskommunismus

Der Historiker Marcel Bois hat auf knapp 600 Seiten eine umfassende Darstellung der relevanten Strömungen der kommunistischen Opposition in der Weimarer Republik vorgelegt.

Darin zeigt er, dass das Gemeinsame dieser Strömungen nicht einfach zu benennen ist. Selbst die Ablehnung der Stalinisierung kann als kleinster gemeinsamer Nenner erst in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre geltend gemacht werden. Erschwert wurde ein gemeinsames Vorgehen der Opposition dadurch, dass…

…einige führende Linkskommunist_innen wie Werner Scholem oder Ruth Fischer die Vorzüge der innerparteilichen Demokratie erst entdeckten, als sie in Opposition zur Mehrheit gerieten. Als Teil der Parteiführung hatten sie noch selber ausgiebig administrative Maßnahmen gegen vermeintliche Oppositionelle angewandt. Echte Pionierarbeit leistet Bois bei der Forschung über die Weddinger Opposition, einen vor allem aus dem Arbeiterradikalismus gespeisten linken Parteiflügel, der landesweit aktiv wurde. Die Parteiführung ging mit der gut verankerten Strömung vorsichtiger um als mit marginalen Oppositionsgruppen. Bois zeigt allerdings auch, dass vor allem in den frühen 1930er Jahren manche oppositionellen Kommunist_innen wieder die Nähe zur KPD suchten. Der große Vorzug seiner Arbeit besteht darin, dass er keine Heldengeschichte schreibt. So gibt er auch keine eindeutige Antwort auf die Frage, ob die dissidenten Kommunist_innen, hätten sie sich durchgesetzt, eine Alternative gewesen wären.

Peter Nowak

Marcel Bois: Kommunisten gegen Hitler und Stalin. Die linke Opposition der KPD in der Weimarer Republik. Klartext Verlag, Essen 2014. 613 Seiten, 39,90 EUR.

Erstveröffentlichungsort:
http://www.akweb.de/ak_s/ak602/28.htm

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