Aufgeblättert: »Mumia Abu-Jamal – Texte aus dem Todestrakt« herausgegeben von Michael Schiffmann

Unbekanntes eines politisch Gefangenen

Wer sie liest, spürt Mumias Leidenschaft, für eine Welt zu kämpfen, in der Menschen nicht mehr hinter Gefängnismauern eingesperrt werden, weil sie arm sind oder die falsche Hautfarbe haben.

In »Texte aus dem Todestrakt« werden in Deutschland bisher weitgehend unbekannte Texte von Mumia Abu-Jamal veröffentlicht. Der Herausgeber Michael Schiffmann war bereits in den 1990er Jahren in der Solidaritätsbewegung für Mumia aktiv. Der afroamerikanische Radiojournalist war 1982 wegen Polizistenmordes zum Tode verurteilt worden. In den 1990er Jahren erreichte eine weltweite Solidaritätsbewegung …

… die Umwandlung der Todesstrafe in eine lebenslange Haftstrafe. Seitdem kämpfen seine Unterstützer*innen für eine Wiederaufnahme des Verfahrens. Anfang April erlitten sie eine Niederlage, als die zuständige Richterin eine neue Anhörung ablehnte. Da kommt das Buch gerade recht. Schiffmann informiert über die Hintergründe von Mumias Verurteilung und seinen langen Kampf für ein neues Verfahren. Zentral aber sind die Essays, die Abu-Jamal hinter Gefängnismauern geschrieben hat. Wer sie liest, spürt Mumias Leidenschaft, für eine Welt zu kämpfen, in der Menschen nicht mehr hinter Gefängnismauern eingesperrt werden, weil sie arm sind oder die falsche Hautfarbe haben. Befremdlich ist allerdings seine regressive Israelkritik und auch seine lange unkritische Haltung gegenüber der esoterischen Move-Bewegung in den USA. Aber die Linke braucht keine Helden und Idole, sondern Menschen, mit denen sie auch streiten kann. Dafür bieten die Texte eine gute Grundlage. Peter Nowak