„Nichts ist unmöglich“ ist der Titel einer Broschüre „über den automobilen Kapitalismus und sein Ende“. Darin macht das „Ums Ganze“-Bündnis einen Vorschlag für eine linke Intervention in die Klimapolitik. Bei dem Bündnis handelt es sich um einen …
… bundesweiten Zusammenschluss außerparlamentarischer Linker, die sich gegen Nationalismus und Sozialabbau, seit einiger Zeit aber auch in der Klimabewegung engagieren. Dabei wird versucht, linke Ideologiekritik mit praktischen Aktionsvorschlägen zu verbinden.
Die Broschüre beginnt mit einem historischen Abriss zum Fordismus. Kennzeichnend für diese kapitalistische Periode war die Massenfertigung in großen Fabriken mit oft in einer Gewerkschaft organisierten Lohnabhängigen. In Deutschland kam es zu einem – in der Broschüre kritisierten – Klassenkompromiss zwischen Kapital und Arbeit. Etwas schematisch ist die Kritik, dass diese „Sozialpartnerschaft“ vor allem „zu Lasten von Mensch und Natur im globalen Süden“ gegangen sei. Schließlich fand die Mehrwertproduktion in Deutschland statt.
Gegen grüne Scheinlösungen
Differenzierter ist die Position zum Massentourismus. Das Recht auf Mobilität für alle Menschen sei eine zivilisatorische Leistung, die einst in der Arbeiterbewegung erkämpft wurde. Das bedeute aber nicht, „die armseligen Konsum- und Freizeitangebote des sogenannten Westens wie Easyjet-Tourismus und Massentierhaltungswurst aggressiv zu verteidigen“.
Betont wird, dass auch der „grüne Kapitalismus“ nicht ohne Unmengen von Ressourcen auskommt. Gleichzeitig wird gut erklärt, dass viele Menschen auf das Auto angewiesen sind, weil der öffentliche Verkehr von der Politik immer mehr ausgedünnt wird. Treffend wird auch eine grüne Lifestyle-Ideologie kritisiert, wo ein Mehrwegbecher oder ein E-Auto für das grüne Milieu vor allem zur Abgrenzung von Durchschnittskäuferinnen und Dieselfahrern dienen.
Der letzte Teil der Broschüre beschäftigt sich mit Wegen zum Ausstieg aus dem automobilen Kapitalismus. Klar ist für die Autor·innen, dass ein Zurück zur Natur oder eine generelle Absage an die Technik nicht die Lösung sein können. „Elektrifizierung, Automatisierung, Digitalisierung usw. sind Errungenschaften, die in einer befreiten Gesellschaft zentrale Werkzeuge sein werden, um materiellen Wohlstand für alle zu garantieren, während die Zeit, die Menschen zur Herstellung dieser Waren aufwenden, auf ein notwendiges Minimum gedrückt wird“, betonen sie.
Klimabewegung trifft Belegschaft
Die konkreten Vorschläge für eine „kommunistische Mobilitätswende“ haben Reformcharakter. Dazu gehören der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und die Sozialisierung der Autoindustrie.
Auch die heikle Frage, wie es eine linke Klimabewegung mit den Beschäftigten der Autoindustrie und ihren Gewerkschaften hält, wird angesprochen. Hier werden die Initiativen von Automobilbeschäftigten positiv erwähnt, die selber nach Alternativen zur Autogesellschaft suchen. Auch eine mögliche Transformation der Produktionsstätten findet Erwähnung. Da es sich um ein gesellschaftliches Problem handelt, müssten die Diskussionen allerdings auf gesellschaftlicher Ebene laufen. Über die Fortführung oder den Stopp der Autoindustrie kann nicht in einer Fabrik oder in einer Branche entschieden werden. Dafür ist eine breite Bewegung nötig. Die Broschüre könnte dazu ein Beitrag sein.
Peter Nowak
… ums Ganze:
Nichts ist unmöglich
Über den automobilen Kapitalismus und sein Ende
Selbstverlag, Berlin 2021
60 Seiten, kostenlos
Bezug: E-Mail: mail@top-berlin.net
Download: www.umsganze.org/nichts-ist-unmoeglich
https://www.grueneliga-berlin.de/publikationen/der-rabe-ralf/aktuelle-ausgabe/rezensionen-7/