McDonald's kämpft mit brachialen Mitteln - SUD Solidaires hält dagegen

„Von wegen „einfach gut“

Anlässlich einer Veranstaltung der FAU-Berlin am 30. November 2018 sprach Peter Nowak mit dem Referenten Michel Poittevin, Aktivist der Basisgewerkschaft SUD-Solidaires, über einen Streik bei McDonald's in Marseille 2017 und der andauernden Auseinandersetzung zwischen Beschäftigten und Unternehmen.

Ihre Gewerkschaft unterstützt einen Arbeitskampf bei McDonald’s in Marseille. Ist es nicht schwierig, gerade dort Beschäftigte zu organisieren? M.P.: 2012 gab es die erste Auseinandersetzung in der McDonald’s-Filiale in McDonald’s de Saint-Barthelemy. Die Beschäftigten konnten so ein 13.Monatsgehalt und andere Verbesserungen durchsetzen. Die erkämpften Rechte wurden infrage gestellt, als in der Filiale…

…der Besitzer wechselte. Dabei muss man wissen, dass McDonald’s ein Franchise-Modell eingeführt hat. Die Franchisenehmer zahlen an McDonald’s Miete und eine Umsatzbeteiligung. Mit den Franchisemodell sollen die erkämpfen Arbeiterrechte zurückgenommen werden. Bei McDonald’s im Marseiller Viertel Saint-Barthelemy entwickelte sich daraus 2017 ein monatelanger Streik. Er wurde nicht nur in ganz Frankreich bekannt, sogar im Ausland wurde darüber berichtet. Selbst in großen US-Zeitungen gab es Artikel.

Warum bekam die Auseinandersetzung gerade in dieser Filiale eine solche Bedeutung?

Der Grund liegt sicher an dem besonderen Charakter der McDonald’s-Filiale, die schon immer ein Unruheherd war. Sie ist in dem Stadtteil im Norden von Marseille gut sichtbar und mit ca. 70 Beschäftigten auch sehr groß. Sie ist für viele BewohnerInnen des Stadtteils ein wichtiger sozialer Treffpunkt. Das liegt auch an der Politik, die die soziale Infrastruktur in den von Menschen mit geringem Einkommen bewohnten Vierteln vernachlässigt. Die McDonald’s-Filiale wurde so zu einem wichtigen sozialen Ort. Die meisten Beschäftigten wohnen auch im Stadtteil. Der Arbeitskampf wurde so auch im Stadtteil unterstützt.

Wie hat die McDonald’s-Zentrale auf die Auseinandersetzungen reagiert?

Geld spielt für McDonald’s keine Rolle. Die Gewinnspanne der Filialen in Frankreich ist groß. So versuchte das Management, die Beschäftigten mit großzügigen Abfindungen zu Kündigungen zu bewegen. Zudem wollte man sich im Stadtteil bei der muslimischen Bevölkerung beliebt machen, indem man ankündigte, dass die Filiale Halal-Produkte verkauft. Das kam aber bei der Bevölkerung nicht gut an. Viele sagten, wenn sie halal essen wollten, bräuchten sie nicht zu McDonald’s zu gehen. Sie erkannten, dass man damit einen Rollback der Rechte der Beschäftigten erreichen wollte. Der Kampf hatte Erfolg. Die Betriebsübernahme wurde schließlich gerichtlich verboten. Darauf beschloss McDonald’s, dass die Filiale in ihren Besitz bleibt. Allerdings sollten vier Beschäftigte entlassen werden. Darunter ist ein langjähriger Gewerkschafter, der eine zentrale Rolle in dem Arbeitskampf gespielt hat. Ihm wurden von McDonald’s siebenhunderttausend Euro Abfindung angeboten, wenn er auf seinen Job verzichtet. Er hat das Angebot zurück gewiesen und damit deutlich gemacht, dass er sich nicht kaufen lässt.

Es gab aber nicht nur solche Angebote. Mit welchen anderen Methoden wurde gegen die Gewerkschafter vorgegangen?

Angesichts des Arbeiterwiderstands und der Weigerung der Beschäftigten, sich kaufen zu lassen, kam es zu gewaltsamen Vorgehen, wie ich sie als langjähriger Gewerkschafter noch nicht erlebt hatte. Es begann mit Drohungen  und endete mit körperlicher Gewalt. Der Höhepunkt war eine Szene, in der einem der gewerkschaftlichen Aktivisten eine Knarre an den Kopf gehalten wurde – aus einer Gruppe heraus, die vom Franchisenehmer beauftragt worden war, gegen die gewerkschaftlich organisierten KollegInnen vorzugehen.

Wie reagierte Ihre Gewerkschaft darauf?

Wir machten diese besonders brachiale Form von Union-Busting  öffentlich. So organisierten wir eine Versammlung, in der wir die Gewalt gegen GewerkschaftlerInnen bekannt machten. Als klar wurde, dass wir uns davon nicht einschüchtern ließen, hörten die Drohungen auf Den juristischen Weg beschritten wir nicht.

Wie ist der aktuelle Stand der Auseinandersetzung?

Es ist jetzt zu einer juristischen Auseinandersetzung geworden. Es geht um die Rechtmäßigkeit der Entlassungen der vier Kollegen Es gibt noch keine Urteile.

 

Erstveröffentlichungsort:
http://www.labournet.de/express/