500 Jahre nach der Niederlage der Revolution, die noch immer unter dem Label „Bauernkrieg“ firmiert, gibt es in vielen Städten Ausstellungen und Veranstaltungen. Dabei ist die Ausstellung „Planetarische Bauern“, die jetzt in Halle zu sehen ist, besonders zu empfehlen. Sie stellt einen größtenteils gelungenen Versuch dar, die Bauernrevolution mit aktuellen politischen und sozialen Problemen in aller Welt künstlerisch zu verknüpfen. Eine Ausstellung in Halle zeigt: Das, wofür die Bauernrevolution vor 500 Jahren kämpfte, ist noch nicht erreicht
Gestapelte Konservendosen im Hof der Moritzburg in Halle lassen zunächst an eine vergessene Lieferung denken. Schließlich sind die Dosen noch eingeschweißt und tragen Etiketten, sind aber umgestürzt. Doch beim näheren Betrachten sieht man, dass dort bekannte Köpfe des …
Die Schriftstellerin Gisela Elsner kritisierte bereits in den 1980er- Jahren die verborgene Selbstzensur in der Bundesrepublik. Ihr politisches Engagement und literarisches Werk werden heute oft unterschätzt. Eine Neuerscheinung kann dies ändern.
«In der Bundesrepublik findet Zensur statt. Diese Zensur ist insofern schwer nachzuweisen, als sie nicht offen, sondern verdeckt vonstattengeht (…) Bei dieser Zensur handelt es sich um eine freiwillige Selbstzensur der der Redakteur, Lektoren, Herausgeber oder Verlagsdirektoren», so antwortete die Schriftstellerin Gisela Elsner 1986 auf einen Fragebogen, die Literaturzensur in der Bundesrepublik Deutschland seit 1945 betreffend. Damals war Elsner schon neun Jahre Mitglied der …
Das Aktionsorchester Lebenslaute hat die Baustelle des Bundespolizeipräsidiums in Potsdam besetzt, um gegen den Umgang mit Geflüchteten zu protestieren.
Die diesjährige Tour steht unter dem Titel „Mit Pauken und Trompeten gegen Grenzzäune und Raketen“. „Wir sind unter anderem zum Neubau des Bundespolizeipräsidiums gegangen, weil von dort auch Abschiebungen von Geflüchteten geplant und koordiniert werden“, erklärte eine Aktivistin von Lebenslaute gegenüber der taz.
Die Überraschung war gelungen. Die Bauarbeiter kamen aus dem Staunen nicht hinaus. Rund 100 Personen knipsten am Freitagvormittag den Zaun auf und besetzten die Baustelle des Bundespolizeipräsidiums am Rande von Potsdam. Sie stellten sich auf der Treppe vor dem Gebäude auf, packten Trompeten, Celli, Flöten und Notenständer aus. Eine Frau schwang den Taktstock. Mehr als eineinhalb Stunden spielte das …
ür einige Wochen wurde der Wrangelkiez ein Laboratorium für Solidarität in den Städten«, sagt der Stadtsoziologe und Filmemacher Matthias Coers. »›Unser Kiez ist nicht euer Casino‹ – dieser Slogan auf einem unserer ersten Plakate traf einen Nerv in der Nachbarschaft«, sagt Philipp Vergin von der Initiative Bizim Kiez.
Sommer 2015: Mitten in der Urlaubszeit versammelten sich zwischen Ende Juni und Ende August an jedem Mittwochabend Anwohner*innen in der Kreuzberger Wrangelstraße – zu Beginn in niedriger dreistelliger Zahl, im August zu Tausenden. Sie protestierten dagegen, dass ein im Kiez bekannter Gemüseladen in der Wrangelstraße 77 verschwinden sollte, weil der Hauseigentümer den Mietvertrag nicht mehr verlängern wollte. Der Laden nannte sich Bizim Bakkal, türkisch für unser Lebensmittelladen. In den Medien wurden die Proteste im Wrangelkiez als Bizim-Bakkal-Bewegung bezeichnet. Schließlich wurde daraus die …
Die Bezirksgruppe Lichtenberg der Berliner MieterGemeinschaft unterstützt kontinuierlich den Widerstand von Mieter/innen. Die Bezirksgruppe Lichtenberg der Berliner MieterGemeinschaft trifft sich jeden 1. Montag im Monat, 18 Uhr im Café Wostok, Weitlingstraße 97 E-Mail: lichtenberg@bmgev.de
Natürlich spielten auch mietenpolitische Aktivitäten außerhalb von Lichtenberg auf dem Treffen eine Rolle. So mobilisierten Mitglieder der Bezirksgruppe für die Demonstration gegen
den Immobilientag am 4. Juni, an der auch einige Aktive mit einem Transparent teilnahmen. Kurz wurde über die Besetzungsversuche am letzten Maiwochenende in verschiedenen Stadtteilen geredet, die aber von der Polizei schnell geräumt wurden. Mit den Besetzungen sollte auf den Leerstand von gut erhaltenen Gebäuden aufmerksam gemacht werden.
Im Stadtteilzentrum Wostock in der Lichtenberger Weitlingstraße trifft sich immer am ersten Montag im Monat die Bezirksgruppe Lichtenberg der Berliner MieterGemeinschaft (BMG). 10 Menschen sitzen diesmal um den Tisch und arbeiten in knapp zwei Stunden konzentriert die umfangreiche Tagesordnung ab. Im Zentrum steht der Widerstand von Mieter/innen gegen die Praktiken von Wohnkonzernen in Lichtenberg, der in den letzten Jahren von der Bezirksgruppe unterstützt wurde und wird. So haben BMG-Mitglieder zu Versammlungen in den betroffenen Häusern eingeladen. Es geht um Bewohner/innen in der Hauptstraße/Ecke Schlichtallee, der Metastraße und der Konrad-WolfStraße. Die Auseinandersetzungen ziehen sich bereits über mehrere Jahre hin, und die aktuelle Entwicklung steht regelmäßig auf der Agenda der Treffen der Bezirksgruppe Lichtenberg. Bei dem Treffen Anfang Juni stand das Thema Mietminderung während der …
Die Mieter/innen, von denen keine/r namentlich genannt werden will, betonen auf Nachfrage, dass sie nicht prinzipiell gegen energetische Modernisierungen sind, wenn dadurch tatsächlich fossile Ressourcen eingespart würden. Das sei aber bei dem Häuserblock nicht der Fall. Zu den dort geplanten energetischen Maßnahmen gehört der Einbau von Doppelfenstern, eine Fassadendämmung und die Umstellung der bisherigen Gas-Etagenheizungen auf Fernwärme
Im Kiez rund um die Muskauer Straße/Eisenbahnstraße findet man noch ein Stück altes Kreuzberg. Dort gibt es Häuser, die nicht ausschauen wie aus den Werbeprospekten der Immobilienindustrie. An den Türen findet man politisches Graffiti und Aufkleber. Doch man merkt auch schon Spuren der Gentrifizierung und Aufwertung in der Gegend. „Kiez-Markthalle statt Luxus-Food-Halle“ steht auf einigen Transparenten, die aus den Fenstern hängen. Sie erinnern an die Auseinandersetzungen um die Gestaltung der Markthalle in der Eisenbahnstraße. Soll sie weiterhin für alle Menschen erschwingliche Waren des täglichen Bedarfs verkaufen oder nur Produkte für die Menschen mit viel Geld? Darum ging die Auseinandersetzung. Denn die Anwohner/innen wissen: Wenn es keine Läden mehr für Menschen mit wenig Geld gibt, verschwinden auch sie bald aus den Kiezen. In vielen der Häuser in dem Areal hat die Verdrängung längst begonnen. Aber die Mieter/innen lassen sich nicht so einfach vertreiben. Ein Beispiel ist der Häuserblock …
Eske Woldmer vom Refrat der HU warnt vor zu viel Optimismus: „So viele Tipps haben wir auch nicht, und die Lage ist katastrophal.“ Letztendlich müsse es darum gehen, dem Berliner Senat „möglichst viel Druck zu machen“. Damit spricht sie an, dass auch die Wohnungsnot von Studierenden – wie die von allen betroffenen Menschen – nur gesellschaftlich behoben werden kann. „Bezahlbarer Wohnraum für Studierende muss von der Politik gefördert werden. Wenn das Thema nicht auf politischer Ebene angegangen wird, wird sich die Lage in den kommenden Semestern noch mehr verschlechtern“, betont Woldmer.
Das Semester hat begonnen, und vor allem für Studierende aus anderen Städten stellt sich die bange Frage: Wie finde ich in Berlin eine Wohnung? Denn die wenigsten können auf Elternhäuser bauen, die das Problem mit dem Kauf einer Eigentumswohnung lösen können oder problemlos hohe Mieten übernehmen. Für diese Klientel ist gesorgt: In der letzten Zeit wurden in vielen Stadtteilen…
Bei Clemens Heni und der EAG sind also alle Elemente einer Kritik an der israelischen Politik zusammengefasst, die nicht auf ein Ende des jüdischen Staates abzielt, sondern die eine emanzipatorische Entwicklung für alle Menschen in der Region zum Ziel hat. Dazu muss die Hamas ebenso bekämpft werden wie andere islamistische Organisationen. Es sollten alle Kräfte in der Westbank und im Gaza unterstützt werden, die das unter Lebensgefahr versuchen. Dazu sollten auch die oppositionellen Kräfte in Israel unterstützt werden, die in Israel seit Jahren gegen die ultrarechte Regierung a
Eine Reise deutscher Politiker nach Israel war nach der Shoah nie ein „normaler“ Staatsbesuch. Denn die deutsche Verantwortung für die Ermordung der europäischen Juden hatte es nie zugelassen. Wenn nun Bundesaußenminister Wadephul seinen Israelbesuch antritt, spielt dieses Verbrechen keine große Rolle mehr. Auch der größte Massenmord an Juden nach 1945, das Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023, wird in der öffentlichen Diskussion kaum noch erwähnt. Im Mittelpunkt spielt nur noch Israels Antwort auf das Hamas-Pogrom, der Krieg im Gaza und die repressive israelische Politik in der Westbank. Da hat Wadephul schon mal vorab erklärt, er erwarte, dass die israelische Regierung einen Knesset-Beschluss zur Annexion der Westbank nicht umsetzen dürfe. Eigentlich müsste er wissen, dass solche Ermahnungen, gerade wenn sie von deutschen Politikern ausgesprochen werden, …
Der österreichische Polizeieinsatz gegen das Antifa-Camp in Südkärnten schlägt hohe Wellen. Der slowenische Botschafter Aleksander Geržina fordert schnelle Aufklärung.
»So ein massiver Polizeieinsatz genau 80 Jahre nach dem Massaker reißt bei mir als Nachkomme Wunden auf.«
Bernard Sadovnik
Die Verstimmung ist ihm anzumerken: »Das, was passiert ist, hat auf alles einen Schatten geworfen«, sagte Aleksander Geržina am Freitag im »Morgenjournal« des österreichischen Radiosenders Ö1. »Wir warten auf Antworten und Aufklärung«, so der slowenische Botschafter, die Ergebnisse würden »Einfluss auf die Beziehungen« zwischen beiden Ländern haben. Auch rund 400 Demonstranten forderten am Freitag vor der Kärntner Landesregierung Klarheit über den Einsatz am Peršmanhof. Am 27. Juli 2025 rückte die Polizei mit …
Bruno Schilter war lange vergessen – bis Oliver Reschke im Archiv die Akten fand. Mit der gut besuchten Veranstaltung an diesem Donnerstag sollte nicht nur das NS-Opfer Schilter in der Nachbarschaft bekannt gemacht werden. Reschke schildert sehr anschaulich, wie der NS-Terror im roten Friedrichshain für Angst und Schrecken sorgen sollte.
»Mörderkeller« steht auf einem großen Plakat. Ein Pfeil zeigt auf ein Gebäude in der Petersburger Straße 94 in Berlin-Friedrichshain. Davor steht eine Menschenmenge. Der Historiker Oliver Reschke ordnet die historische Aufnahme von 1946 ein: »Dort befand sich …
Peter Badekow et al. (Hg.): Martha Naujoks – Harry Naujoks. Zwei Leben für die Befreiung. Bd. 1: Aufbrüche und Niederlagen; Bd. 2: Zwischen Revolution und Inferno. Kinder des Widerstands, 1414 S., geb., 59 €. Das Buch wird am 26. August 2025 um 20 Uhr im Buchladen Schwarze Risse in Berlin-Kreuzberg vorgestellt.
Ein jüngst erschienenes Kompendium widmet sich den kommunistischen Widerstandskämpfern Harry und Martha Naujoks. Die Initiative ging von der Gruppe «Kinder des Widerstands» aus – einem Zusammenschluss von Nachkommen von NS-Widerstandskämpfer*innen, unter ihnen der kürzlich verstorbene Sohn von Willi Naujoks. Henning Fischer unternimmt in seinem Beitrag zu dem Kompendium auch eine kritische Analyse der Texte. Er zeigt auf, wie aus den Mitschriften der «Kumpelgespräche» die Bücher entstanden und wie sich die Ausgaben in der BRD und der DDR voneinander unterscheiden. Ergänzt wird das Werk durch 47 internationale Beiträge über Faschismus – von Autor*innen wie Antonio Negri, Eric Hobsbawm oder Peter Weiss.
„Wo der Rufmord zum politischen Prinzip erhoben wird, wo die vorher geleerte Schnapsflasche zum politischen Argument wird, wo täglich die niedrigsten Instinkte mobilisiert werden – da findet der Antisemitismus seinen Nährboden. Aber dort sind auch Freiheit, Frieden und Sicherheit aller Menschen bedroht.» Diese Sätze klingen erschreckend aktuell. Doch sie stammen aus dem Jahr 1962. Harry Naujoks sprach sie am 14. Oktober in Essen auf dem …
Döhring Helge: 500 Jahre 1525 - Thomas Müntzer und die Bauernkriege im Blick des Anarcho-Syndikalismus, Verlag Edition AV, Bodenburg 2025. 166 Seiten. ca. 16.00 SFr. ISBN 978-3-86841-328-1.
Das Buch ist auch für historische Laien, die keine Informationen über die Bauernrevolution haben, mit Gewinn zu lesen. Helge Döhring zeigt in seinen Buch, wie Anarchist*innen auf die Aufstände vor 500 Jahren geblickt haben und gibt gleichzeitig Anregungen wie man sich heute auf deren Spuren bewegen kann.
Zum 500. Jahrestag der grossen Bauernaufstände gibt es in diesem Jahr eine Fülle neuer Veröffentlichungen über die Ereignisse im Jahre 1525. Auch nach einem halben Jahrtausend sorgt der Aufstand noch für politischen Streit. Einige konservative Historiker*innen bestreiten immer noch, dass die Aufständischen überhaupt politische Forderungen hatten. Sie wollen in den Bauernkriegen nur eine interreligiöse Auseinandersetzung erkennen. Andere sehen in einigen Forderungen der Landbevölkerung gar frühe Vorläufer des Grundgesetzes. Dagegen beschäftigt sich Helge Döhring auf 160 Seiten mit der anarchistischen und anarchosyndikalistischen Rezeption der Revolution der Landbevölkerung. Dabei legt der Syndikalismusforscher den Fokus auf die …
„Wir beobachten seit über vier Jahren, wie der Kiez immer mehr von Luxusbüros, Eigentumswohnungen und Wohnungen auf Zeit überschwemmt wird, während wichtige Infrastruktur wie Spätis, Ärzte oder Apotheken geschlossen werden“, sagt Timo Steinke von der Nachbarschaftsinitiative „Wem gehört der Laskerkiez“, Die Kritiker*innen wollen es nicht bei Appellen belassen und „regelmäßige Proteste vor Ort organisieren“. Protestkundgebungen sind schon bis in den Oktober angemeldet
O’zapft is“ wird es auch dieses Jahr nicht nur in München heißen: Zum 19. Mal findet in Berlin ein Oktoberfest statt – gegen das nun Proteste angekündigt wurden. Denn das Event wurde aus …
Nach der Einstellung des Verfahrens stellt sich die Frage, ob das Feature Mai più Sant’Anne – Nie wieder Sant’ Anna! von RDL in Zeiten, in denen immer mehr Menschen von den NS-Verbrechen nichts mehr hören wollen, nicht einen Preis verdient hätte.
Eigentlich haben sich die Redakteur*innen des Freiburger Freien Radiosenders Radio Dreyeckland (RDL) auf einen Medienpreis beworben. Doch stattdessen waren sie mit einem mehrmonatigen Verfahren der Landesanstalt für Kommunikation (LfK) aus Baden-Württemberg konfrontiert. Nach über sechs Monaten wurde das Verfahren jetzt mit der Begründung eingestellt, dass es sich bei dem strittigen Satz, der zu dem Verfahren führte, um eine „zulässige, das Hintergrundgeschehen bewertende zusammenfassende Stellungnahme“ handle. Es ging um einen Passus, der sich kritisch mit der …
Die Debatte über Deutschland am Trockenen bei Starkregen ist nur ein Beispiel dafür. Diese Kritik bedeutet gerade nicht, den Klimawandel zu bestreiten, aber es ist ein Plädoyer dafür, die Entwicklung ohne alarmistische Zuspitzungen zu beschrieben und vor allem auch immer wieder zu erwähnen, dass die konkreten Prozesse im weltweiten Klimageschehen viel zu kompliziert sind, um sie mit scheinbar griffigen Warnungen wie Dürresommer zu beschreiben.
„Deutschland auf dem Trockenen – Was tun, wenn das Wasser knapp wird?“ Das war der Titel einer Sendung im Deutschlandfunk am 23. Juli. Konzeptioniert wurde sie schon in den wenigen heißen Junitagen, an denen das Thermometer über 30, teilweise auch über 35 Grad stieg. In diesen Tagen war die …