Erneut kommt es im Kosovo zum Kräftemessen serbischer und albanischer Nationalisten. Aber in der Hauptstadt Pristina existiert eine kleine Zivilgesellschaft, die damit nichts mehr zu tun haben will. Sie stört vor allem die Visumspflicht der EU.

Kosovo: „Wenn die Sonne erlischt, bemalen wir den Himmel“

Am Dach des Grand-Hotels in Pristina ist eine Installation auch nach dem Ende der Manifesta weiterhin zu sehen, eine Anzahl von Sternen, die im Dunkeln weit über die Stadt hinaus leuchten. Daneben strahlt in Abständen der Spruch: "Wenn die Sonne erlischt, bemalen wir den Himmel". Das kann durchaus auch als Statement zur politischen Situation in der Region verstanden werden.

Ende Dezember gab es ein kleines bisschen Entspannung in einem eingefrorenen Konflikt in Europa: Im Grenzkonflikt zwischen Serbien und dem Kosovo werden die Straßensperren wieder abgebaut. Der Kosovo mit 1,8 Millionen Einwohnern wird von Belgrad bis heute als abtrünniges südserbisches Gebiet betrachtet. Die Barrikaden hatten die Spannungen zwischen Belgrad und Pristina verschärft. Zuvor schien sich die Lage im Kosovo zuzuspitzen. Die Auseinandersetzungen zwischen Serben und albanischen Kosovaren nahmen weiter zu. Die serbische Regierung hatte am Abend zuvor mitgeteilt, die Armee nach wochenlangen Spannungen mit der kosovarischen Regierung in Pristina in höchste Alarmbereitschaft zu versetzen. Im nördlichen Teil des mehrheitlich albanischen Kosovo …

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Gerhard Hanloser (Hg.) Identität & Politik Kritisches zu linken Positionierungen, 22.00 € 266 Seiten, ISBN: 978385476-917-0

Klassen- und Identitätspolitik – nicht zwangsläufig ein Widerspruch

Böhmermann sorgt mit Attacken gegen "Terfs" für Gesprächsstoff – Identitätspolitik mittlerweile in allen Milieus für Streit, besonders unter Linken. Ein neuer Sammelband trägt ausnahmsweise Konstruktives zur Debatte bei.

Wieder einmal gibt es Streit im linksliberalen Milieu und wieder geht es um die Identitätspolitik. Da werfen Till Randolf Amelung und Holger Marcks in der Jungle World Jan Böhmermann Wissenschaftsfeindlichkeit und die Verbreitung von Fake-News vor. Stein des Anstoßes ist Böhmermanns „ZDF-Magazin Royale“ vom 2. Dezember, wo dieser zum Rundumschlag gegen Leute ausholt hatte, die Forderungen und Aktivismus von Transpersonen kritisieren. Dabei setzt Böhmermann die Staatsfeministin Alice Schwarzer fast mit AfD-Politikerinnen gleich und beschuldigt am Ende auch noch Putin, die Kampagne mit voranzutreiben. Während Böhmermann in seiner Abrechnung mit den Terfs, so das Szenewort für transfeindliche Feministinnen, die nötige Differenzierung fehlt, so bleiben auch beiden Kritiker Amelung und Marks mit ihrer pauschalen Verteidigung der von Böhmermann Gescholtenen an der Oberfläche. Hätten sie weiter recherchiert, wäre ihnen aufgefallen, dass mit Schwarzer …

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Das "Zentrum für Politische Schönheit" zeigt sich erneut als Meister der konformistischen Revolte. Die Aktion "Punish Putin" hat es in sich. Da darf die grüne Klientel über Dinge lachen, die sie offiziell nicht zu sagen wagt.

Fortsetzung deutscher Außenpolitik unter dem Deckmantel der Kunst

Das Problem sind nicht einige Künstler, die hin und wieder mal die große Öffentlichkeit suchen. Das Problem sind die Menschen, die diese Aktionen feiern und bejubeln – es ist die Rechtsentwicklung eines grünen Milieus

Ein Mann im orangegelben Overall in Handschellen – ähnliche Bilder aus dem extralegalen US-Gefangenenlager im kubanischen Guantanamo sind vor einigen Jahren um die Welt gegangen. Zunächst denkt man, da will jemand darauf hinweisen, dass das Lager noch immer nicht vollständig geschlossen ist, auch wenn aktuell wenig darüber gesprochen und geschrieben wird. Doch auf den zweiten Blick sieht man, dass es sich bei dem Mann in Guantanamo-Kluft um den …

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Das Archiv für Alternatives Schrifttum in Duisburg sammelt Materialien linker Bewegungsgeschichte

»Werft Eure Geschichte nicht weg«

Um den Nachlass des bekannten Anarchisten Augustin Souchy, der als Syndikalist 1920 am Treffen der Kommunistischen Internationalen teilgenommen und mit Lenin diskutiert hatte, zu retten, trampten 1984 mehrere Afas-Aktivist*innen nach München und bewahrten die Materialien in Rucksäcken vor der Zerstörung. Heute werden tonnenschwere Zeugnisse schon mal in großen LKW angefahren, wie kürzlich das Archiv des Informationszentrums 3. Welt (IZ3W) aus Freiburg.

»Post bitte beim Knüllermarkt abgeben«, steht auf einem kleinen Schild an der Wand eines Gebäudes in der Duisburger Innenstadt. Es ist im Architekturstil der 70er Jahre gebaut und ähnelt einem Bunker. »Willkommen im Archiv für Alternatives Schrifttum«, sagt Bernd Drücke zum Empfang im zweiten Stock. Dort sehen die Besucher*innen erst einmal zahlreiche Kartons mit Plastikblumen, Perücken und anderem Inventar des Billigmarktes, bis sie in einen Flur mit Plakaten aus der feministischen und ökologischen Bewegung der letzten Jahrzehnte kommen. Auf den Tischen liegen …

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Judith Braband über Oppositionarbeit in der DDR, linke Denkverbote und die Hoffnung auf Veränderung

»Das alles wird es ohne Frieden nicht geben«

Judith Braband, geborene Jutta Czichotzke, wuchs in Stralsund auf und war ab 1975 in linksoppositionellen Gruppen der DDR aktiv. Nach einer Unterschriftensammlung gegen den Ausschluss kritischer Schriftsteller aus dem Schriftstellerverband wurde sie 1980 zu einer neunmonatigen Freiheitsstrafe verurteilt. Bis März 1990 vertrat sie die Initiative Vereinigte Linke (VL) am Zentralen Runden Tisch. Bis April 1992 war sie parteiloses Mitglied der Fraktion PDS-Linke Liste im Bundestag. Nach ihrem Ausscheiden war sie Geschäftsführerin des Berliner Kulturhauses Acud sowie Mitglied und Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung Haus der Demokratie.

Frau Braband, Sie sind eine der fünf Protagonist*innen, die im Film »Rise Up« als Menschen vorgestellt werden, die die Hoffnung auf eine gesellschaftliche Veränderung noch nicht aufgegeben haben. Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie erfahren haben, dass Sie ausgewählt wurden?

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Drastische Schilderungen der Klimakatastrophe führen teils zu Abwehr und Verdrängung. Oder zu Selbstvorwürfen und individuellen Strategien. Dabei könnten sie zum Hinterfragen der kapitalistischen Produktionsweise führen

Das Klima und „wir“ – zwischen Anpassung und Aktivismus

Dabei müsste sich die Diskussion darum drehen, wie eine Gesellschaft so gestaltet werden kann, dass alle Menschen ohne große Einschränkungen überleben können. Das heißt, es muss auch über den Kapitalismus geredet werden. Vielleicht wäre es schon ein Fortschritt, wenn statt von der Klimakatastrophe im Anthropozän vom Kapitalozän geredet würde – über den vom Kapitalismus verursachten Klimawandel.

Die dominierende Redewendung vom menschengemachten Klimawandel hingegen ist ebenso pure Ideologie wie der von Ölkonzernen verbreitete Begriff vom "ökologischen Fußabdruck", der aber mittlerweile auch in der Klimabewegung kritisch hinterfragt wird. Hier wird suggeriert, alle Menschen seien irgendwie am Klimawandel schuld.


„Die Bäume verdorren. Pflanzen können nicht mehr reifen.“ So berichtet Qabale aus Kenia, wie der Klimawandel konkret ihr Leben als Bäuerin in dem ostafrikanischen Land beeinflusst und dazu führt, dass sie und viele ihrer Nachbarn verarmen. Ihre Lebensgrundlage wird vernichtet. Qabale ist eine von vier Personen, deren Stimmen im Rahmen der Klima-Monologe im Theater Heimathafen Neukölln in Berlin zu hören sind. Neben ihr ist da der junge Klimaaktivist Daniyal aus Pakistan, der mit ansehen musste, wie …

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»Beate und Serge Klarsfeld. Der Kampf gegen das Vergessen«, Topographie des Terrors, Nie­der­kirchnerstr. 8, 10963 Berlin; bis 19. Febr., täglich 10 bis 20 Uhr, Eintritt frei.

Aktion, Ahndung, Aufklärung

Eine Ausstellung über Beate und Serge Klarsfeld in der Topographie des Terrors in Berlin. Dass sie sich nicht instrumentalisieren ließ, zeigt in der Ausstellung ein Brief an Erich Honecker, in dem sie ihre wohlwollende Haltung gegenüber Israel begründete.

In der Bundesrepublik sorgte 1965 ein Buch der jungen Beate Künzel für Aufmerksamkeit. Es war ein Ratgeber für Au-pair-Mädchen aus Deutschland, die in Paris arbeiteten. Sogar in der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« fand sich eine wohlwollende Rezension. Drei Jahre später wurde die Frau weltweit bekannt. Denn sie hatte am 7. November 1968 den …

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Die Diskussion um Intrigen und Führungsstil im gespaltenen Schriftstellerverband ist nicht neu. Dabei werden die politischen Konflikte ausgeblendet. Genau die wären aber interessant.

PEN in der Zeitschleife: Streit um Personen statt um Inhalte

Ist tatsächlich keiner und keine der auf der PEN-Tagung vertretenen Gäste ins Nachdenken gekommen, wenn betont wird, dass es deutsche Rüstwagen sind, die in den Osten der Ukraine sollen? Wenn nicht, dann ist das eingetreten, was deutschlandkritische Linke nach 1989 verhindern wollten. Auf der deutschen Geschichte ist ein Deckel drauf, der Schlussstrich ist gezogen.

Eigentlich war der Streit um den gespaltenen Schriftstellerverband PEN schon längst abgearbeitet. Jetzt hat die Süddeutsche Zeitung, die bereits vor Monaten verbreitete Kritik wieder aufgewärmt. Bereits vor der Trennung im PEN-Zentrum Deutschland war Kritik am angeblich autoritären Führungsstil von Deniz Yücel bekannt geworden. Bereits vor einem halben Jahr, als die Auseinandersetzung um den PEN hochgekocht war, erläuterte Gerrit Bartels, Literaturredakteur beim Berliner Tagesspiegel, gegenüber dem SWR, es gehe bei dem Streit …

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»The Missed Seminar – after Eslanda Robeson«, Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin; bis 30. Dezember, Montag, Mittwoch und Donnerstag von 16 bis 21 Uhr geöffnet, Samstag von 12 bis 21 Uhr und Sonntag von 12 bis 19 Uhr.

Nicht nur die Frau an seiner Seite

Die Ausstellung dokumentiert die Pathologie antikommunistischen Hasses und Hetze in den USA, die grundlegenden Menschen- und Bürgerrechte Hunderttausender US-Amerikaner verletzte, darunter von Paul und Eslanda Robeson. Sie veranschaulicht mutige Opposition und Widerstand für wahre Freiheit, Menschlichkeit und Gerechtigkeit. Im zweisprachigen Ausstellungskatalog, der wie der Besuch der Ausstellung kostenfrei erhältlich ist, werden etliche zusätzliche Informationen geboten.

Im Haus der Kulturen der Welt (HKW) in Berlin wird derzeit an ein Kapitel DDR-Geschichte wie auch globaler linker, internationaler kommunistischer Bewegung erinnert. Sie ist aber vor allem eine Hommage an die Anthropologin, Bürgerrechtlerin und Feministin Eslanda Robeson, der Frau und Managerin von Paul Robeson. Nach dem Sportler, Schauspieler und Sänger, der wegen seiner lebenslangen Sympathie für die kommunistische Bewegung in den USA vielfältigen Repressalien ausgesetzt war und mehrere Jahre das Land nicht verlassen durfte, waren in der DDR Straßen und Schulen benannt. Eslanda Robeson hingegen ist bis heute …

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Max Brym: Skizzen – Arbeiterwiderstand in Südbayern. Berlin: Die Buch­macherei, 2022. 83 S., 6,50 Euro

Gejagt und verraten – Die KPD Südbayern in den 20er und 30er Jahren

In seinem neuen Buch beginnt Brym ebenfalls mit den verschiedenen bayerischen Räterepubliken im Jahr 1919. Denn nicht nur in München, sondern auch in vielen kleineren bayerischen Städten riefen die Arbeitenden damals solche Räterepubliken aus. Darüber hat Michael Seligmann 1989 im Trotzdem-Verlag ein sehr informatives Buch unter dem Titel Aufstand der Räte herausgegeben, das allerdings nur noch antiquarisch zu bekommen ist. Leider wird es nicht in Bryms Literaturliste angeführt. Doch es ist sehr wahrscheinlich, dass er es gelesen hat.

Bayern ist als Ort der Reaktion schon in der Weimarer Republik bekannt. In München begann der Aufstieg der NSDAP. Nürnberg wurde zum Inbegriff der Reichsparteitage der NSDAP. Viel weniger ist über den linken Widerstand in Bayern bekannt.  Vielleicht ist gerade noch die Münchner Räterepublik ein Begriff, wird aber in der Regel als kurze Zeit des linken Chaos abgetan. Deshalb ist es umso verdienstvoller, dass der Historiker Max Brym auf knapp 80 Seiten eine kurze Geschichte des …

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Ingrid Schubert: Briefe aus dem Knast 1970–1977. Hg. v. Gerti Wilford. Edition Cimarron, 254 S., br., 12 €.

Ein Zeichen gegen die Angst

Gerti Wilford veröffentlicht Briefe ihrer Schwester Ingrid Schubert aus der JVA Stadelheim. Dort wurde sie am 12. November 2022 tot aufgefunden. Die Todesursache ist bis heute ungeklärt.

Am 12. November 1977 wurde Ingrid Schubert in ihrer Zelle in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim in München tot aufgefunden, angeblich selbst erhängt. Aber wie bei den wenige Wochen zuvor, am 18. Oktober 1977 in Stuttgart-Stammheim gestorbenen RAF-Gründungsmitgliedern Andreas Baader, Jan Carl Raspe und Gudrun Ensslin blieben auch beim Tod von Ingrid Schubert viele Fragen offen. Anders jedoch als die drei unter mysteriösen Umständen umgekommenen RAFler ist Ingrid Schubert noch heute selbst in linken Kreisen kaum bekannt. Daher ist es umso erfreulicher, dass die Edition Cimarron jetzt die Briefe …

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Ultrarechte und bürgerliche Mitte haben ein neues Kampfterrain entdeckt. Manchmal dienen dabei auch "Linkskonservative" als Feigenblatt. Ihnen gegenüber stehen Emanzipationsbewegungen, die vom System fast zu Tode umarmt werden.

Das Problem am „woken Kapitalismus“ ist nicht die Wokeness

Aber es ist der Kapitalismus und nicht die angebliche Wokeness, was bekämpft werden muss. Nicht die Rechte von sexuellen Minderheiten, nicht der Feminismus, nicht der Kampf der Umweltbewegung sollten für Linke Gegenstand der Kritik sein, sondern ein Kapitalismus, der solche Bewegungen vereinnahmt. Die Aufgabe einer gesellschaftlichen Linken müsste es sein, solche Bewegungen in ein Gesamtkonzept für eine nichtkapitalistische Gesellschaft zu integrieren – und nicht, als linkes Feigenblatt den rechten Kulturkampf zu unterstützen.

Die Berichterstattung über die Zwischenwahlen in den USA zeigt mal wieder das Elend des linksliberalen Kampfes gegen Rechts. Erst wird ein großer Sieg der Trumpisten an die Wand gemalt, der sich allerdings nie auf reale Zahlen stützen konnte. Nachdem die so herbei geschriebene Trump-Welle ausgeblieben ist, kommt das große Aufatmen. Wieder einmal Glück gehabt, heißt es dann, als noch überhaupt nicht klar ist, ob …

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Philipp Staat, Anpassung Leitmotiv der nächsten Gesellschaft, Suhrkamp-Verlag, Berlin 2022, 239 Seiten, 28 Euro, ISBN: 978-3-518-12779-7

Überleben im Krisenmodus: Kommen Fortschritt und Emanzipation an ihr Ende?

In der Klimakrise sei nur noch der Kampf ums Überleben angesagt, schreibt Philipp Staab in einem Buch mit dem Titel "Anpassung". Doch woran sollen sich die Menschen anpassen – an Strukturen, die sie erst an den Abgrund geführt haben?

Der aktuelle gesellschaftliche Grundpessimismus zeigt sich auch daran, dass Untergangszenarien, die bisher in verschwörungstheoretischen Kreisen angesiedelt waren, Eingang in die Sendungen des Deutschlandfunks und andere bürgerliche Medien finden. Da wird schon mal geraten, möglichst haltbare Konserven anzulegen. Manche Prepper könnten sich bestätigt fühlen, denn bekanntlich treffen sie seit Jahren angeblich Vorsorge für die ganz große Krise. Dieser Grundpessimismus drückt sich auch im neuesten Buch des Philosophen Philipp Staab aus, das unter dem programmatischen Titel …

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"Rise Up!": Deutschland 2022. Regie: Marco Heinig, Steffen Maurer, Luise Burchard, Luca Vogel. 89 Minuten. Start: 27. Oktober.

Trotz Niederlagen weitermachen: „Heldinnen und Helden“ sozialer Bewegungen

Der Dokumentarfilm "Rise Up!" porträtiert Menschen, die die Hoffnung auf eine radikale Gesellschaftsveränderung noch nicht aufgegeben haben. Eine wichtige Rolle spielt ihr Umgang mit Rückschlägen. Daraus kann viel gelernt werden.

Ist es noch möglich, die Utopie einer Welt ohne Ausbeutung zu bewahren, in einer Welt, in der die untote kapitalistische Profitlogik zunehmend proletarische Milieus zerstört und widerständige Praxis einverleibt? Diese Frage stellen sich in letzter Zeit Filmemacherinnen und Filmemacher öfter. Johanna Schellhagen hat in „Der laute Frühling“ die Utopie einer ökosozialistischen Revolution entworfen. Am 27. Oktober ist der Dokumentarfilm „Rise Up!“ angelaufen. Gleich in den ersten Minuten wird die ganze Dystopie des Spätkapitalismus vorgeführt, vielleicht so intensiv, dass dann manche schon abschalten wollen. Wir sehen die so …

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Statt kritisch über einen Film zu diskutieren, wollen auch kritische Geister ihn immer öfter gleich verhindern.

Die Leipziger globaLE und die linke Kritikunfähigkeit

Da sollte man sich an historische Reminiszenzen erinnern. 1930 versuchten Rechte, darunter die damals gerade aufstrebende NSDAP, in der Weimarer Republik den Film „Im Westen nichts Neues“ zu verhindern, weil da der nationalistischen Heroisierung des 1. Weltkrieges das elende Sterben in den Schützengräben von Verdun künstlerisch entgegenstellt wurde. Der Film wurde zum wirkungsmächtigen Antikriegsfilm, obwohl er auch eine andere Lesart zulässt. Das erinnert einmal mehr an die Autonomie der Kunst, die eben nicht einfach politische Propaganda ist. Diese Autonomie der Kunst, die eben keine Kritiklosigkeit bedeutet, sollte auch heute verteidigt werden in Leipzig genau wie in Kassel oder wo auch immer.

„Ihr habt Lust auf globalisierungskritisches Kino in Leipzig und spannende Diskussionen? Dann seid ihr bei der globaLE genau richtig!“ Mit diesem Spruch wirbt das Leipziger Filmfestival globaLE für ihr gesellschaftskritische Sommerfilmprogramm. Es ist während der globalisierungskritischen Bewegung vor 15 Jahren entstanden und hat deren Niedergang überlebt. Unterstützt wird es von der globalisierungskritischen Organisation Attac in Leipzig. Natürlich ist eine solche gesellschaftskritische Veranstaltung den Staatsapparaten verdächtig. Doch jetzt könnte das Filmfestival an der Kritikunfähigkeit der Linken scheitern. Am 18. August wurde dort der Film „Ukraine on Fire“ des bekannten US-Regisseurs Oliver Stone gezeigt, der keineswegs objektiv ist, und das Adjektiv russlandfreundlich kann man ihm sicher geben. Mir sind sofort verschiedene Kritikpunkte eingefallen, als ich den Film einmal gesehen habe. So scheint der Regisseur bei aller Geopolitik zu vergessen, dass es reale materielle Hintergründe gibt, die viele Menschen …

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