Jakob Saß wurde 1990 in Berlin-Friedrichshain geboren. Der Historiker arbeitet als freier Autor und ist Doktorand am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam über das Thema »Die Bundeswehr und die radikale Rechte (1955–1995)«. Er ist Mitherausgeber des kürzlich im Verlag Ch. Links veröffentlichten Buchs »Traum und Trauma. Die Besetzung und Räumung der Mainzer Straße 1990 in Ost-Berlin«. Mit der »Jungle World« sprach er über den damaligen Häuserkampf im Berliner Stadtteil Friedrichshain.
Kürzlich ließ der Berliner Senat das Hausprojekt »Liebig 34« in Berlin-Friedrichshain räumen. Nicht weit von dort kam es im November 1990 zu Straßenschlachten zwischen Autonomen und der Polizei, zwölf besetzte Häuser wurden geräumt. Mit ihren hohen Mieten stehen sie inzwischen symbolisch für die Gentrifizierung in dem Stadtteil.
Das Auftreten der Polizei auf den Dächern umliegender Häuser oder beim Presserundgang durch das geräumte Haus in der Liebigstraße 34 in Berlin-Friedrichshain im vergangenen Monat erinnerte manche an die Räumung der Mainzer Straße vor 30 Jahren. Hatten Sie ähnliche Assoziationen? …
Jakob Saß 1990 geboren in Berlin-Friedrichshain, studierte Geschichte, Public History und Literaturwissenschaft. Saß arbeitet als freier Autor und ist Doktorand am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam mit dem Thema „Die Bundeswehr und die radikale Rechte (1955–95).
Jakob Saß ist Mitherausgeber des Bildbands „Traum und Trauma. Die Besetzung und Räumung der Mainzer Straße 1990 in Ostberlin“. Es ist im Ch. Links Verlag erschienen, hat 144 Seiten und kostet 20 Euro. Am 13. November wird das Buch ab 18 Uhr im Jugend[widerstands]museum in der Rigaer Straße 9/10 mit künstlerischer Begleitung von Marc Weiser und Yok Quetschenpaua vorgestellt. Am gleichen Ort ist die Ausstellung „30 Jahre Mainzer Straße – sechs Monate Leben in 12 besetzten Häusern“ bis 14. November. zu sehen
taz: Herr Saß, Sie gehören zu den MitherausgeberInnen von „Traum und Trauma. Die Besetzung und Räumung der Mainzer Straße 1990 in Ost-Berlin“. Was interessiert Sie persönlich nach 30 Jahren an dem Thema? ….
Éric Hazan: Die Dynamik der Revolte. Über vergangene und kommende Aufstände. Unrast Verlag, Münster 2020. 128 Seiten, 12 EUR.
Die anarchistische Schrift »Der kommende Aufstand« ist auch in Deutschland viel diskutiert worden. Weniger bekannt ist der französische Herausgeber des Textes: Eric Hazan. Das könnte sich jetzt ändern. Der Unrast-Verlag hat unter dem Titel ….
»Kulturelle Unterschiede gibt es, aber sie spielen im Betrieb keine so große Rolle, wie manche Klischees nahelegen. Die wirklichen Probleme sind andere", sagt Werner Schmidt
Werner Schmidt ist Arbeits- und Wirtschaftssoziologe. Er forscht am Forschungsinstitut für Arbeit, Technik und Kultur e. V. in Tübingen zum Themenbereich Migration und Arbeitswelt. Im März erschien sein Buch »Geflüchtete im Betrieb. Integration und Arbeitsbeziehungen zwischen Ressentiment und Kollegialität« im Transcript-Verlag in gedruckter Form und als frei zugängliche Online-Publikation.
Warum ist die Arbeitswelt in der Migrationsforschung so unterbelichtet? ….
JÜRGEN ENKEMANN 1938 geboren, ist Mitbegründer zahlreicher kommunalpolitischer Initiativen und Mitherausgeber der Zeitschrift Kreuzberger Horn. Sein Buch „Kreuzberg – das andere Berlin“ ist im Verlag Berlin Brandenburg erschienen (239 Seiten, 25 Euro).
Tunnelbaupläne der S-Bahn Berlin GmbH, eines Tochterunternehmens der Deutsche Bahn AG, gefährden das Denkmal für den Porajmos, den nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und Roma. Die Jungle World hat darüber mit Moritz Pankok gesprochen. Er ist Künstler und Galerist und hat 2012 das Buch »Das schwarze Wasser – O Kalo Phani« über die südlich vom Reichstagsgebäude gelegene Gedenkstätte mit herausgegeben
Was empfinden die Betroffenen angesichts der Gefahr für das Denkmal?
Es gab in der Minderheit vorher das Gefühl, gehört worden zu sein. Die unsensible Vorgehensweise der Deutschen Bahn birgt die Gefahr, viel von dem Erreichten wieder zu zerstören. Es stünde uns Deutschen angesichts unserer Geschichte besser zu Gesicht, vom Hauptbahnhof zum Potsdamer Platz zu Fuß zu gehen, als für den Bau der entsprechenden S-Bahnlinie das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas abzureißen.
Welche Bedeutung hat die Gedenkstätte für die Angehörigen der NS-Opfer?.…
Helmut Dahmer studierte Literaturwissenschaft, Philosophie und Soziologie an Universitäten in Bonn, Göttingen und Frankfurt am Main und war Mitglied des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds (SDS). In den sechziger Jahren studierte er bei Theodor W. Adorno und Max Horkheimer. Nach seiner Promotion lehrte er als Professor für Soziologie an der Technischen Universität Darmstadt. Seit seiner Pensionierung 2002 lebt er als freier Publizist in Wien. Kürzlich veröffentlichte er das Buch »Antisemitismus, Xenophobie und pathisches Vergessen.
Antisemitismus, Xenophobie und das Schweigen der Mehrheit: In der Pandemie wird die Illusion von Gemeinschaftlichkeit beschworen. Dahinter verbergen sich Autoritarismus und alte deutsche Ressentiments, sagt der Soziologe Helmut Dahmer. Ein Gespräch über »pathisches Vergessen«, den Groll der Abgehängten und das Attentat in Halle….
Nicht nur ältere Menschen sind in der Corona-Krise besonders gefährdet. Auch Menschen mit Handicap gehören dazu. Daran soll die Kampagne #Risikopatient*innen etwas ändern. Peter Nowak sprach mit Sophie Krüger, die zu den Betroffenen gehört, über die Frage, wie sich ihr Alltag aktuell geändert hat.
Welche Forderungen hat die #Risikopatient-Kampagne auch an die Politik?
Moritz Krawinkel hat an der Goethe-Universität in Frankfurt/Main Soziologie studiert. Er war viele Jahre in antifaschistischen Zusammenhängen aktiv. 2011 gehörte er zu den Mitherausgeber*innen des Bandes „Antifa“ in der Reihe Theorie.org des Schmetterlingsverlags. Er arbeitet als Online-Redakteur bei der Nichtregierungsorganisation Medico International. Peter Nowak sprach mit ihn über eine Spendeninitiative, die er als Reaktion auf die AfD-Unterstützung eines Verwandten initiierte.
Sie haben eine Spendenkampagne für zivilgesellschaftliche Projekte gestartet, nachdem Ihr Verwandter Christian Krawinkel als Spender für die AfD bekannt wurde. Geht es hier um einen Familienkonflikt?….
"Stino. Von West nach Ost – durch Berlin 1990" (260 Seiten, 18 Euro) von Antonio Porète ist im Selbstverlag erschienen und kann über www.berlin1990.de bestellt werden. Am 22. Januar stellt der Autor um 19 Uhr das Buch im DemoZ in der Wilhelmstraße 45/1 in Ludwigsburg vor.
Auch die aktuellen BewohnerInnen der Liebigstraße 34 haben in Berlin im Januar einen entscheidenden Gerichttermin. Ihr Pachtvertrag wurde vom aktuellen Eigentümer gekündigt. Verhandlungen lehnt dieser ab. Obwohl er keinen der aktuell im Haus Wohnenden mehr kennt, ist es für Porète selbstverständlich, dass er zur Solidarität mit ihnen aufruft. Schließlich hat er in dem Haus gelernt, wie man sich wehren kann. Das macht er immer noch, wie vor 30 Jahren, freundlich, humorvoll und irgendwie stinknormal.
Dem bunten Eckhaus im Berliner Stadtteil Friedrichshain sieht man auf den ersten Blick an, dass dort Menschen leben, die mit bürgerlicher Normalität nicht viel zu tun haben wollen. Auf zahlreichen Transparenten und Fahnen, die an den Hauswänden der Liebigstraße 34 angebracht sind, stehen Parolen gegen Polizeirepression und Gentrifizierung. Zudem ist gleich an mehreren Stellen zu lesen, wie sich die BewohnerInnen selber verstehen. „L34 – anarcho-queerfeministisches Hausprojekt“, heißt es dort. Davor steht Antonio Porète (Name geändert), ein ….
"Ich beschreibe dies als ein Akkumulationsregime "in the making". Im entscheidenden Wachstumsfeld der Weltwirtschaft hat sich damit eine Praxis etabliert, die ein rein strategisches Verhältnis zu Marktprozessen aufweist. Dies lässt sich analytisch von neoliberalen Theorietraditionen unterscheiden, für die in der Regel die Neutralität von Märkten von großer Bedeutung ist – auch wenn die Theorie des Neoliberalismus mit seiner Praxis natürlich nicht deckungsgleich war."
Der Soziologe Philipp Staab sieht das Zeitalter des digitalen Kapitalismus heraufziehen: Die Tech-Giganten planten, die Märkte regelrecht zu privatisieren. Dem Staat falle eine wichtige Rolle bei der Gestaltung dieser Entwicklungen zu. Peter Nowak sprach mit Philipp Staab über den digitalen Kapitalismus.
Wie grenzen Sie den digitalen Kapitalismus von den vorherigen kapitalistischen Akkumulationsphasen ab?…..
Stino ein Spitzname. Das Buch „Stino. Von West nach Ost – durch Berlin 1990“ (260 S., 18 Euro) ist im Selbstverlag erschienen und kann über (www.berlin1990.de) bestellt werden. Am 6. Dezember, 19 Uhr, stellt der Autor das Buch in der Liebigstraße 34 vor.
taz: Stino, Sie sind schon immer unter diesem Spitznamen bekannt, als Buchautor nennen Sie sich jetzt Antonio Porete. Warum benutzen Sie nicht Ihren Klarnamen?
Stino: Ich führe seit 2012 Arbeitsgerichtsprozesse, am 15. Januar habe ich den nächsten Termin. Sollte das Gericht meinen Namen in Zusammenhang mit dem Buch bringen, rechne ich mit einer Parteinahme des Gerichts und dem Verlust meines Arbeitsplatzes. Daher trete ich nicht mit meinem Namen auf. Um gegen Rechtsbeugung und Mobbing vorgehen zu können, benötige ich Unterstützung und rufe zur Prozessbeobachtung auf
Das Buch macht deutlich, dass sich die urbanen Kämpfe gegen die Tech-Industrie nicht im Beschädigen von Uber-Rollern erschöpft, eine Praxis, die in Berlin in letzter Zeit für Schlagzeilen sorgt.
Erst kürzlich wurde im US-Bundesstaat Kalifornien ein Gesetz beschlossen, dass den Beschäftigten der Fahrdienstleister Uber und Lyft ein Recht auf Mindestlohn und weitere Sozialleistungen garantiert. Es ist der Erfolg einer wachsenden Protestbewegung in den USA, die sich gegen Tech-Konzerne wie Google, Facebook und Uber richtet. Das Silicon Valley ist seit den sechziger Jahren der Schauplatz zahlreicher sozialer Initiativen, die eine vielfältige Gegenkultur hervorgebracht haben.Die Schweizer Journalistin….
Carsten Prien: Rätepartei: Zur Kritik des Sozialis- tischen Büros. Oskar Negt und Rudi Dutschke. Ein Beitrag zur Organisationsdebatte. Ousia-Lesekreis-Verlag, 190 S., ISBN: 978-3-94457-063-1,
19 €.
Mit dem Politologen Wolf Dieter Narr ist Mitte Oktober ein wichtiger Protagonist des Sozialistischen Büros gestorben. Die Geschichte dieser 1969 gegründeten und bis in die 90er Jahre aktiven, netzförmig strukturierten Organisation ist heute – zu Unrecht – weitgehend vergessen. Dabei spielte sie eine wichtige Rolle, nachdem sich der Sozialistische Deutsche Studentenbund 1969 aufgelöst hatte. Aktivist*innen der Außerparlamentarischen Opposition (Apo), die nicht den Weg in die spätstalinistischen K-Gruppen antreten wollten, trafen dort auf ältere ….
Das Bundesverfassungsgericht hat die Klage der Linksfraktion gegen den Bundeswehr-Einsatz zur Bekämpfung der Terrormiliz IS verworfen. Damit ermöglicht es weitere Militarisierung der deutschen Außenpolitik
Die Militarisierung der deutschen Politik ist nun kein zentraler Gegenstand großer außerparlamentarischer Bewegungen. Deswegen muss die Justiz hier auch keinen Ausgleich zwischen Politik und der Meinung von relevanten Teilen der Gesellschaft herstellen. In diesem Fall bekommt die Politik großen Spielraum. Das Urteil bestätigt so einmal mehr: Außerparlamentarischer Protest kann nicht durch das Beschreiten des Rechtswegs ersetzt werden.
Ende 2015, nach den islamistischen Anschlägen von Paris, hatte der Bundestag unter anderem ein Mandant erteilt für den Einsatz von Tornado-Aufklärungsflugzeugen, von Tankflugzeugen für die Luftbetankung der Kampfflugzeuge von anderen Ländern und für Personal an Bord der AWACS-Aufklärer. Dagegen hatte die Bundestagsfraktion der Linken geklagt und jetzt auf der ganzen Linie verloren. In der Pressemitteilung des Bundesverfassungsgerichts heißt es: ….