Nachfahren von Opfern erinnern an deutsche Kolonialverbrechen in Ostafrika

Noch immer verdrängter Genozid

Cesilia Mollel und John Mbano haben eine lange Reise hinter sich. Aus dem Süden Tansanias sind sie nach Deutschland gekommen, um nach den sterblichen Überresten ihres Ahnen Songea Mbano zu suchen. Dessen Schädel befindet sich bis heute in dem Land, das Ende des 19. Jahrhunderts große Gebiete in Ostafrika zu seinem Eigentum erklärte und dessen Bewohner ausbeutete, versklavte, ermordete.

Cesilia Mollel und John Mbano haben eine lange Reise hinter sich. Aus dem Süden Tansanias sind sie nach Deutschland gekommen, um nach den sterblichen Überresten ihres Ahnen Songea Mbano zu suchen. Dessen Schädel befindet sich bis heute in dem Land, das Ende des 19. Jahrhunderts große Gebiete in Ostafrika zu seinem Eigentum erklärte und dessen Bewohner ausbeutete, versklavte, ermordete. Am Dienstag führten Mollel und Mbano ein Gespräch mit Katja Keul (Grüne), Staatssekretärin im Auswärtigen Amt. Später schilderte das Ehepaar auf Einladung des Vereins Berlin Postkolonial vor Journalisten seine Eindrücke vom Stand der Aufarbeitung deutscher rassistischer und kolonialistischer Verbrechen in Afrika zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Songea Mbano wurde am 27. Februar 1906 gemeinsam mit zahlreichen weiteren …

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Trotz hartnäckiger Gegenwehr haben antikolonialistische Gruppen im

Ein Anfang ist gemacht

Sansibarstraße, Togostraße, Kameruner Straße – noch immer stehen auf den Straßenschildern im „Afrikanischen Viertel“ im Wedding Namen, die an eine kolonialistische Vergangenheit erinnern, die lange Zeit kaum beachtet wurde. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg wollte auch Carl Hagenbeck im heutigen Volkspark Rehberge eine seinem Hamburger Tierpark nachempfundene Anlage errichten. Dort sollten neben Tieren auch Menschen aus den damaligen deutschen Kolonien auf dem afrikanischen Kontinent präsentiert werden. Vorbild war die Berliner Kolonialausstellung im Treptower Park, mit der sich von Mai bis Oktober 1896 die deutsche Monarchie als Kolonialreich präsentierte.

Damit sollte der Kolonialgedanke in der Bevölkerung verankert werden.  Im Rahmen dieser Ausstellung wurden auch 106 afrikanische Menschen in einem dafür nachgebauten Dorf den Schaulustigen präsentiert. Die in Rehberge geplante Kolonialausstellung sollte daran anknüpfen. Doch dazu ist es nicht mehr gekommen. Die Niederlage des Kaiserreichs im Ersten Weltkrieg verhinderte diese Pläne, denn Deutschland musste seine Kolonien aufgeben. So erinnern nur noch die Straßennamen an die kolonialistische Geschichte Deutschlands. Lange Zeit hatte die auch niemand hinterfragt. Doch das änderte sich seit den 1980er Jahren.   Es ist vor allem in Deutschland lebenden schwarzen Menschen und antirassistischen Gruppen und Initiativen zu verdanken, dass …

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Jungle World sprach mit Anette Hoffmann über die Eröffnung des Berliner Humboldt-Forums und die Restitution kolonialer Raubkunst

»Das schafft nur schizophrene Museen«

Anette Hoffmann ist ­Kulturwissenschaftlerin, ­Afrikanistin und Kura­torin. Sie hat mehrere Jahre an ­südafrikanischen Universitäten gearbeitet und forscht am Institut für Afrikanistik und Ägyptologie der Univer­si­tät Köln, unter anderem zu kolonialen Sammlungen und Archiven

Kürzlich veröffentlichte der Mandelbaum-Verlag Ihr Buch »Kolonialgeschichte hören. Das Echo gewalt­samer Wissensproduktion in historischen Tondokumenten aus dem südlichen Afrika«. Können Sie den Gegenstand Ihrer Forschung genauer beschreiben?

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