Spatzen verzögern Rodungsbeginn am Weigandufer in Neukölln

Rodung am Weigandufer verschoben

Am vergangenen Sonntag hatten sich bereits 100 Anwohner*innen zu einer Protestkundgebung gegen die Rodungspläne versammelt.

Andreas Knopp von der Neuköllner Stadtteilinitiative Kiezmiezen kann vorerst aufatmen. »Heute wird wohl am Neuköllner Weigandufer nicht mehr mit der angekündigten Rodung begonnen«, erklärte er am Dienstagnachmittag gegenüber »nd«. Die Verschiebung liegt aber nicht an den Sachschäden an den Fahrzeugen, die für die ….

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Die Bewegung ist so irrational, wie die Verhältnisse im Spätkapitalismus. Es liegt auch an einer Linken, die nicht fähig ist, ihre Inhalte in die Bewegung zu tragen

Die Blockaden der Klimawandelgläubigen

Wenn man ihr Camp in der Nähe des Berliner Kanzleramts besucht, wird man keine rechten Thesen, aber viele Menschen mit großer Angst treffen, die sich trotzdem bemühen, achtsam miteinander umzugehen. Es stimmt, dass sie ein offenes Ohr für religiöse und irrationale Ideen aller Art haben. Das liegt aber auch an den Zuständen im Spätkapitalismus.

Seit drei Tagen blockieren nun Aktivisten der Bewegung Extinction Rebellion [1] in Berlin Straßen und Brücken. Die Folge sind vor allem verstopfte Straßen an anderen Stellen und aggressiv hupende Autofahrer. Schließlich hat sich durch die Aktionen das tägliche Verkehrschaos in Berlin nur verstärkt. Wer heute schon manchmal mehr als eine Stunde Stehverkehr in Kauf nimmt, um mit seinem Auto durch die Stadt zu fahren, obwohl es in vielen Fällen zeitsparende Alternativen im Nahverkehr gibt, lässt sich durch die Blockaden auch nicht den Tritt aufs Gaspedal verwehren. Warum also ….

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Wie Denkfabriken in die Klimadiskussion eingreifen

Eine Strategie des Leugnens

Anders als in den USA wollen in Europa neoliberale und konservative Klimaschutzbremser*innen nicht mit der offen rechten Klimaleugner*innenszene öffentlich in Verbindung gebracht werden«, beschrieb die Journalistin Susanne Götze ihre Beobachtungen.

Nach dem Euro und der Zuwanderung soll der Kampf gegen den Umweltschutz das dritte große Thema für die AfD werden, erklärte der Chef der Rechtspartei, Alexander Gauland, vor einigen Tagen. Das ist nicht überraschend. Denn die AfD hat schon länger verschiedenen Klimawandelskeptiker*innen und -leugner*innen Podien geboten. So hatte die AfD bereits im Juni 2017 eine gemeinsame Pressekonferenz mit dem ….

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Die Umweltbewegung muss es schaffen, den Klimawandel in gesellschaftliche Zusammenhänge zu stellen. Sonst drohen weltweite Sondervollmachten und es profitieren kapitalistische Verwertungsinteressen

Zwischen Klimawandel und Gretamanie

Hier kommen wir zu den Problemen dieses bruchlosen Bezugs auf die Wissenschaft, den Thunberg mit vielen Klimaaktivisten teilt. Sie beziehen sich dabei auf Zahlen und chemische Formeln, die richtig oder falsch sein mögen, und vergessen, dass es die "reine Wissenschaft" nicht gibt. Wissenschaft und ihre Erkenntnisse werden immer von Menschen und Interessengruppen interpretiert und erklärt.

Die knapp 4-minütige Rede der Klimaaktivistin Greta Thunberg vor dem UN-Klimagipfel sorgte für die erwarteten Reaktionen. Ihre Anhänger und das grüne Milieu applaudierten ihr, ohne aber inhaltlich auf ihre Aussagen einzugehen. Die meisten Konservativen und auch die Ultrarechten spotteten oder versuchten wie der CDU-Politiker Friedrich Merz, Thunberg zu pathologisieren. Besonders drastisch ist die Einlassung des ehemaligen SZ-Karikaturisten Dieter Hanitzsch, der ….

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BVV Neukölln bleibt trotz Anwohnerprotesten bei Sanierungsplan für Weigandufer

Es darf gerodet werden

Andreas Knopp, einer der Initiatoren des Bürgerprotests, kann es nicht fassen. „Das, was sich die Grünen bei den Auseinandersetzungen um das Weigandufer geleistet haben, ist beschämend“, sagt er nach der Sitzung, andere ZuschauerInnen äußern sich im selben Sinn.

Für die AnwohnerInnen des Neuköllner Weigandufers, die seit Monaten für eine behutsamere Sanierung des Grünstreifens streiten, war der Mittwochabend eine herbe Enttäuschung. SPD und Grüne lehnten in der Bezirksverordnetenversammlung einen ….

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Plattformen, über die Kunden Essen bestellen können, konkurrieren hart untereinander. Leidtragende sind die Beschäftigten. Doch die Fahrerinnen und Fahrer organisieren sich selbst.

Fressen und gefressen werden

Die einzige Chance für ein kollektives Unternehmen sieht die FAU darin, dass Menschen bereit sind, mehr für den Service zu zahlen.

Am 16. August kam das Aus. Der Essenslieferdienst Deliveroo zog sich endgültig aus Deutschland zurück. Über 1 000 Beschäftigte wurden mit einem Mal arbeitslos. Zuvor war bereits der Essenslieferdienst Foodora von Lieferando aufgekauft worden, der als vorläufiger Gewinner aus dem Kannibalisierungsprozess unter den Lieferdiensten hervorging. Für Keno Böhme, der für verschiedene Lieferdienste gearbeitet hatte, bevor er hauptamtlich begann, bei der Gewerkschaft Nahrung- Genuss- Gaststätten (NGG) die dort Beschäftigten zu organisieren, hat der Abschied von Deliveroo aus gewerkschaftlicher Sicht auch positive Auswirkungen. »Unserer Meinung nach hängt der Rückzug damit zusammen, dass das ….

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Auch in der Klimabewegung können sich viele eher ein Ende des Lebens auf der Erde als ein Ende des Kapitalismus vorstellen

Nach dem Erfolg vom Freitag sollte es eine Perspektivdebatte der Klimaaktivisten geben

Doch hier stellt sich sofort die Frage, was mit Systemchange gemeint ist. Denn auch der Wechsel eines kapitalistischen Akkumulationsmodells kann so interpretiert werden. Damit nicht dem Fordismus die Uberisierung folgt, müsste der kapitalistische Verwertungszwang als wichtiger Urheber der Klimakrise in den Mittelpunkt gestellt werden.

In Berlin ging am 20.September über viele Stunden nichts mehr. Viele große Straßen waren gesperrt, dafür waren kleinere Straßen überfüllt, weil die PKW-Nutzer Ausweichstrecken suchten. Der Klimastreik und die Demonstrationen und Blockaden hielten den ganzen Tag an. Der zentrale Demonstrationszug, der sich…..

…. vor dem Brandenburger Tor versammelte und durch Mitte zog, war nur ein Bestandteil des Klimastreiks. An anderen Stellen trafen sich Aktivisten zu Blockaden und den ganzen Nachmittag zogen Raver durch die Innenstadt, die sich ebenfalls auf das Klimathema bezogen. Überall dominierten selbstgemalte Plakate. Die darauf geschrieben Parolen waren so unterschiedlich wie die Teilnehmenden.

Es gab Klassiker, die immer wieder auftauchten, wie: „Es gibt keinen Planeten B“. Doch dann gab es auch sehr individuelle Lösungen. „Alte weiße Männer statt Bäume absägen“ war ein solches Motto oder: „Wenn wir so weitermachen wird nicht nur Bielefeld verschwinden“. Die Schreiber bezogen sich auf die von Titanic-Redakteuren in die Medienwelt gesetzte Behauptung, dass die ostwestfälische Stadt nicht existiert. Wenn eine Demonstration eine Großstadt wie Berlin so bestimmt wie die Klimaaktionen am 20.September, dann wird deutlich, dass hier eine Bewegung auf die Straße gegangen ist, deren Themen einen zentralen Stellenwert erlangt haben. Wenn man noch in Rechnung stellt, dass allein in Deutschland in hunderten Städten Menschen „für das Klima“ auf die Straße gegangen sind, dann wird erst recht deutlich, welche Bedeutung das Klimathema auf der politischen Bühne heute erlangt hat.

Und dann muss man den globalen Charakter der Bewegung betonen. Die Proteste fingen in Australien an und breiteten sich im Uhrzeigersinn über den Globus aus. Eine solche über transnationale Protestbewegung gab es in den letzten Jahren selten. Man könnte höchstens die Proteste gegen den Irakkrieg heranziehen, die allerdings auf weniger Länder beschränkt geblieben waren. Eine solche transnationale Bewegung ist auf sozialem Gebiet leider bisher nie gelungen.

Klimathema ist älter

Nun könnte man sagen, die neuen Proteste werden durch die Dringlichkeit beschrieben, die die Aktivisten ihrem Thema selber geben. Sie rechnen in Jahren, nicht in Jahrzehnten, um ein Überleben der Menschheit, wie wir sie kennen, eine Zukunft zu geben. Allerdings wäre es falsch, das Klimathema und auch sein Beharren auf Dringlichkeit erst in der jüngeren Zeit zu verorten. Schmutziges Wasser, Robbensterben, verpestete Luft und verkümmernde Wälder beschäftigen die Bürger mehr als Politiker-Reden von der Roten Gefahr, wusste der Spiegel vor 30 Jahren Anfang 1989. Damals schlugen Militär und konservative Politiker Alarm, weil sie den natofreundlichen Grundkonsens der Bevölkerung in Gefahr sahen.

Trotzdem haben nationale und nationalistische Themen die Umweltproblematik nach dem Mauerfall so verdrängt, dass die Grünen ein Jahr später aus dem Parlament geflogen sind. Sie hatten damit geworben, dass sie über das Klima und nicht über die deutsche Einheit reden wollten, was später Realpolitiker in der eigenen Partei als großen Fehler bezeichneten. Die Bewegung gegen die autoritäre SED-Herrschaft, die zunächst von der linken DDR-Opposition ausging, die alles andere als die Wiedervereinigung wollte, wurde mit Hilfe der Unionsführung und großer Teile der DDR-Bevölkerung in deutschnationalistische Bahnen gelängt.

Was der „Spiegel“ noch Anfang 1989 diagnostizierte, hatte plötzlich keine Grundlage mehr. Das zeigt, wie schnell solche Massenstimmungen wieder verschwinden können, gerade wenn nationalistische Themen gepusht werden. Auch die Radikale Linke, ein parteiunabhängiges Bündnis, das im Frühjahr 1989 zu einem Kongress einlud, auf dem man gegen die sich anbahnende rot-grüne Besoffenheit eine linke Alternative diskutieren wollte, hatte nicht mit diesen nationalistischen Schub gerechnet, der ab Herbst 1989 alle anderen Themen verdrängte. „Mittlerweile haben sich die politischen Koordinaten unter dem Eindruck der Veränderungen in Osteuropa geändert: Nicht mehr der Ökokapitalismus, sondern der deutsche Nationalismus steht auf der Tagesordnung“, schrieb die Taz über das zweite Treffen der Radikalen Linken im Januar 1990.

An die politische Gemengelage im Jahr 1989 in der BRD erinnert auch die aktuelle Printausgabe der Publikation OXI mit zahlreichen Einschätzungen und Quellen von vor 30 Jahren. In einem Text wird auch darauf hingewiesen, dass die BRD schon lange Vorsorge getroffen hat, die DDR heim in die BRD zu holen. Dieser Prozess wird heute gerne als friedliche Revolution beschrieben. Leider wird dieser offizielle Terminus auch von den OXI-Autoren unkritisch benutzt.

Warum ist die Jugend Vorreiter der Klimabewegung?

Es könnte also auch aktuell sein, dass andere weltpolitische oder ökonomische Ereignisse von kriegerischen Verwicklungen bis zur Verschärfung der Wirtschaftskrise das Klimathema zeitweise wieder etwas in den Hintergrund treten lässt. Doch es ist nicht zu erwarten, dass es ganz aus der Tagesordnung fällt. Das liegt weniger an der Bewegung selber, die sicherlich in der nächsten Zeit ähnliche Klärungsprozesse mit Spaltungen und internen Differenzen durchmacht, wie andere Bewegungen in der Vergangenheit. Das liegt einfach am Wesen von solchen spontanen Bewegungen.

Doch selten erwähnt werden die kapitalistischen Veränderungsprozesse, die diese Bewegung erst haben entstehen lassen. Es ist der Übergang zu einem neuen kapitalistischen Akkumulationsregime vom fordistischen zum digitalen Kapitalismus. Nicht von ungefähr trägt der lange dominierende Akkumulationstypus den Namen des Autobauers Ford, obwohl die dort praktizierte kapitalistische Produktionsweise sich in großen Teilen der industriellen Produktion ausgebreitet hatte. Mittlerweile aber sind die digitalen Konzerne die Motoren des modernen Kapitalismus und große Teile der fordistischen Industrie werden ausgemustert.

So sind viele gegen das Auto in Form des PKW gerichtete Proteste also durchaus kapitalismusimmanent. Und dass Angehörige der oft mittelständischen Jugend die Avantgarde dieser Bewegung stellen, kann auch materialistisch erklärt werden. Es sind gerade jungen Menschen, die heute die modernen technologischen Gerätschaften wesentlich besser beherrschen als die Generationen davor. Das ist durchaus eine Zäsur.

Lange Zeit war das Wissen über die technische Beherrschung von Werkzeugen, Geräten und Maschinen bei der älteren Generation verortet, die es an die jüngere Generation weitergeben. Im Handwerk ist diese Wissensübergabe von Meistern auf die Gesellen und Lehrlinge streng geregelt. Doch indem jüngere Menschen die modernen Geräte beherrschen, wächst auch ihr Selbstbewusstsein, sich in gesellschaftliche Fragen einzumischen. Das ist ein wesentlicher Grund für das Engagement vieler junger Menschen in der Klimabewegung.

Dass sich dort als Leitfiguren oft junge Frauen herausgebildet haben, die als gesellschaftliche Außenseiterinnen wahrgenommen wurden, worauf sich die Medien besonders stürzen, ist historisch gesehen nichts Besonderes. Der Historiker und Autor des Buches „Poesie der Klasse“ Patrick Eide Offe erklärte auf einer Veranstaltung im Brecht-Haus zur Poetik der Solidarität, dass in der Literatur häufig gesellschaftliche Outlaws wichtige Impulse für soziale Umbrüche gegeben haben.

Beim politischen Engagement spielte auch in der Vergangenheit die Produzentenmacht eine wichtige Rolle. Im Fordismus war es oft die ausgebildete Facharbeiterklasse, die sich mit der Arbeit der Maschinen auskannte, die auch politisch in Gewerkschaften und linken Parteien die Welt in ihrem Sinne verändern wollten. Sie waren die Akteure der parteiförmig organisierten Arbeiterbewegung in Frankreich und Italien bis in die 1970er Jahre.

Mit der Krise des fordistischen Akkumuiationsmodells erodierte diese Produzentenmacht in den Fabriken und damit auch der Einfluss der linken Arbeiterparteien und der Gewerkschaften. Sie verloren auch die Hegemonie in der Gesellschaft. Das konnte man bei den Demonstrationen am Freitag gut beobachten. Der Großteil der Beteiligten war unorganisiert. Erst in den hinteren Reihen kamen einige organisiert Blöcke, von Menschen und Initiativen getragen, die auf verschiedenen politischen Feldern aktiv sind. Sie konnten sich an der Demonstration beteiligen und ihre Interpretation der Klimakrise auf Transparenten, Flugblättern und Sprechchören verbreiten. Aber sie waren nur ein sehr kleiner Teil der Demonstration. Schon ihr Platz im hinteren Teil ist ein Zeichen dafür, dass sie keine Hegemonie in der Bewegung haben. Nur dann könnten sie im vorderen Teil der Demonstration gehen.

Was ist mit Systemchange gemeint?

Doch, wenn auch eine Einflussnahme von linken Gruppen in der Klimabewegung abgelehnt wird, so gibt es doch Losungen und Parolen der Linken, die auch bei den Klimaaktivisten auf Zustimmung stoßen. Als kleinster gemeinsamer Nenner kann vielleicht die Parole „Systemchange not Klimachange“ gelten.

Doch hier stellt sich sofort die Frage, was mit Systemchange gemeint ist. Denn auch der Wechsel eines kapitalistischen Akkumulationsmodells kann so interpretiert werden. Damit nicht dem Fordismus die Uberisierung folgt, müsste der kapitalistische Verwertungszwang als wichtiger Urheber der Klimakrise in den Mittelpunkt gestellt werden. Der Autor der Krisis-Gruppe Norbert Trenkle hat in einem aktuellen Beitraggut begründet, warum es keinen ökologischen Kapitalismus geben kann.

Grundsätzlich ist die Vorstellung einer „ökologischen Marktwirtschaft“ nichts anderes als eine Seifenblase. Zwar kann der Kapitalismus prinzipiell in vielfältiger Weise reguliert und „eingehegt“ werden, auch wenn das im Zeitalter der Globalisierung immer schwieriger wird. (Ein „freier Markt“ ohne Regulierung existiert nur in den Horror-Phantasien der Hardcore-Liberalen; es hat ihn nie gegeben und es kann ihn nie geben.) Aber die Grundlogik des Wachstumszwangs, die auf dem Selbstzweck der Kapitalakkumulation beruht, lässt sich nun einmal nicht wegregulieren, weil sie den Wesenskern des marktwirtschaftlichen Systems ausmacht. Selbst wenn es also tatsächlich gelänge, die energetische Basis kurzfristig umzustellen, würde das die Wucht der ökologischen Zerstörung bestenfalls ein wenig abbremsen und auf andere Gebiete verschieben.

Norbert Trenkle

In dem Beitrag wird auch deutlich, warum es mindestens naiv ist, sich auf vielen Zeitungseiten darüber aufzuregen, warum dieser Politiker oder jener Wirtschaftsführer nicht mehr für das Klima getan hat. Solange sie die kapitalistische Verwertungslogik nicht infrage stellen, können sie nur Symbolpolitik auf dem Umweltsektor anbieten – und sie können diese dann noch für weitere sozialen Zumutungen bei den Menschen nutzen, die schon heute wenig Geld haben. Auch auf diesen Aspekt hat Norbert Trenkle in seinen Beitrag hingewiesen:

Wenn also die Gegner der CO2-Steuer diese als „unsozial“ brandmarken, dann haben sie durchaus starke Argumente auf ihrer Seite. Natürlich sind das ganz überwiegend Leute, denen die „soziale Frage“ sonst vollkommen egal ist und die sie hier nur aus durchsichtigen politischen und ideologischen Motiven instrumentalisieren. Dennoch verweisen sie auf ein durchaus ernst zu nehmendes Problem. Die ohnehin bestehenden sozialen und regionalen Disparitäten würden sich zweifellos deutlich vergrößern, und damit verschärften sich auch die gesellschaftlichen Verteilungskonflikte, wie jetzt schon an den Protesten der Gelbwesten deutlich wurde.

Norbert Trenkle

Wenn man manche Verlautbarungen der Klimaaktivisten zur sozialen Frage hört, könnte man ihnen glatt unterstellen, sie wären in der FDP gut aufgehoben. So fiel der Berliner Klimaaktivistin Clara Mayer im Taz-Interview zur Debatte um Verlierer der Klimadebatte nur ein:

Dass es die Konflikte gibt, ist ja nicht zu bestreiten. Aber ich finde es sehr schade, dass es immer diese VerliererInnendebatte gibt, da habe ich das Gefühl, das ist eher AfD-Niveau. So von wegen: Der Klimaschutz wird einen Großteil der Bevölkerung total benachteiligen und die arbeitende Bevölkerung ins Unglück stürzen. Das ist doch kompletter Unsinn. Es gibt so viele Studien, die zeigen, dass es unserer Wirtschaft auch mit Klimaschutzmaßnahmen besser gehen wird, dass es auch für Kohlekumpel Umschulungen gibt, dass es für diese Menschen Beschäftigung gibt.

Clara Meyer

Einmal abgesehen davon, dass der kapitalistische Mythos, wenn es den Konzernen gut geht, es auch den Arbeitern gut geht, hier unkritisch reproduziert wird, wird schon der Hinweis, dass es Menschen gibt, die sich die Verteuerungen im Zuge der neuen Klimapolitik nicht leisten können, in die rechte Ecke gestellt. Angesichts solcher Positionen in Teilen der Klimabewegung wäre eine Kooperation derjenigen, die in der Klimafrage auch eine Klassenfrage sehen, wichtig. Dabei hat eine Studie des Umweltbundesamtes klar zu Jahresbeginn klar festgestellt:

„Der Einfluss des Einkommens ist dabei besonders groß: Die Befragten in der untersten Einkommensgruppe haben im Mittel einen Gesamtenergieverbrauch von rund 10.000 Kilowattstunden pro Jahr (kWh/a), bei Befragten mit hohen Einkommen liegt er mit knapp 20.000 kWh/a fast doppelt so hoch.“

Angehörige der prekären Milieus haben also den geringsten Energieverbrauch. Das bringt die linksliberalen Klimabewegten und die Taz-Journalistin, die darüber berichtet, fast zum Verzweifeln. Doch individuelle Lösungen oder Selbstgeißelungen helfen da wenig. Es sollte vielmehr erkannt werden, dass es für strukturelle Probleme kaum individuelle Lösungen geben kann.

Es wird sich in Zukunft also zeigen, ob die Klimabewegung erkennt, dass sie, wenn sie Erfolg haben will, über den Kapitalismus hinausdenken muss. Doch genau hier liegt das Problem und einige Demonstranten haben es mit einer Parole auf ihren Transparenten gut auf den Punkt gebracht. „Manche können sich eher ein Ende des Planeten als ein Ende des Kapitalismus vorstellen“. Die, die hier gemeint sind, fanden sich auch in großer Menge auf den Klimademonstrationen. Solange sich das nicht ändert, könnte der von vielen geforderte Systemchange tatsächlich bedeuten, dass Uber Ford ablöst.

Peter Nowak

Kommentar: Die Kritik am Individualverkehr muss mit einer gesellschaftskritischen Perspektive verknüpft werden, sonst könnte sie Motor für Modelle von Uber und Co werden

Vom heiligen Blechle zum Hassobjekt?

Noch ist völlig offen, ob in der Bewegung gegen das Auto die herrschafts- und kapitalismuskritische Komponente stärker wird oder ob sie doch nur Uber und Co. den Weg bereitet.

„Eine Messe im Sinne der Autoindustrie wird es nicht mehr geben!“ Mit dieser Prognose lag das automobilkritische Bündnis Sand im Getriebe richtig. Noch nie wurde eine „Automobilpresse“ in der bürgerlichen Öffentlichkeit so …..

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Mehr als 400 Kriegsgegner demonstrierten vor der Zentrale des Rheinmetall-Konzerns

Blockade gegen tödliche Rüstungsexporte

Auf der Demonstration war auch die Hamburger IG Metall mit einem Transparent vertreten. Darauf wurde eine schnelle Konversion, die Umwandlung von Rüstung- in Zivilproduktion, verlangt. »Vielleicht sollte dieses Thema beim nächsten Camp in Unterlüß eine größere Rolle spielen«, meinte eine Aktivistin im Gespräch mit »nd«.

»We arrived at Unterlüß« steht auf einer Reihe von Plakaten, die in den vergangenen Tagen am Dorfplatz der Gemeinde Unterlüß nahe Celle zu sehen waren. Darauf sind Zeichnungen der Ungarin Valerie Jakober Furth abgebildet. Wie Tausende andere Jüdinnen und Juden musste Jakober Furth während des Zweiten Weltkriegs ….

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Es ist immer erstaunlich, wenn sich Staatchefs der Länder, die seit Jahrhunderten Natur und Klima verändern, plötzlich als Retter des Ökosystems ausgeben

Regenwald: Sorge um Umwelt oder Ökoimperialismus?

Statt sich in diesen innerkapitalistischen Konflikten auf einer Seite zu positionieren, wäre es sinnvoller, darauf hinzuweisen, dass der Kapitalismus das Klima killt, wie es Thomas Konicz in der Wochenzeitung kontext prägnant zusammenfasst und stringent begründet hat. Dabei sind Bolsonaro und die hinter ihm stehende Agrarlobby genauso wie die EU und die Befürworter des Freihandelsabkommens Teil des Problems und nicht der Lösung.

Es ist schon einige Jahre her, als in linken Debatten der Begriff des „Ökoimperialismus“ bekannt wurde. Damals schon wurde ein Szenario entwickelt, wonach die Regierungen des globalen Nordens den Ländern des globalen Südens erklären werden, dass der dortige Regenwald nicht ihnen, sondern der Weltgemeinschaft gehört. Damit konnte dann gut begründet werden, warum man ungeniert in die Belange dieser Staaten eingreifen kann. Als letztes Mittel stünden dann bewaffnete Grünhelme zur Verfügung, die „unseren Regenwald“, bzw. „unsere grünen Lungen“, notfalls auch militärisch gegen die Regierungen des globalen Südens verteidigt. Wer in den letzten Tagen die Debatte über die brennenden Regenwälder in Brasilien verfolgt hat, könnte denken, dass die Kritiker…..

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Die Diskussion über die Thunberg-Reise in die USA könnte auch anzeigen, wie sich die Jugendumweltbewegung in zentralen Fragen positioniert. Kommentar

Autoritäres Gesellschaftsmodell oder emanzipative Alternative zum Kapitalismus

Man muss sich nur vorstellen, wie dann eine durch die Rezession fortschreitende Verarmung und die tatsächlichen oder imaginierten Zwänge des Klimawandels der Motor einer neuen autoritären Gesellschaftsformierung werden können, bei der Verzichtsideologen wie Nico Paech nur einen kleinen, aber nicht unwichtigen Part spielen könnten.

Manche Taz-Leser sind wieder mal sehr empört und teilen ihr Gefühl den anderen durch Leserbriefe mit. Hat sich doch ihre Lieblingszeitung getraut zu recherchieren, wie ökologisch der Segeltörn der Öko-Ikone Greta Thunberg und ihres Vaters nun wirklich ist. Sie kam zu dem nicht so überraschenden Ergebnis, dass es für die…..

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Eine Fabrik selbstverwaltet betreiben – dass das funktioniert, zeigen Betriebe auf der „Wandelwoche 2019“

Tee machen ohne den Chef

Wir wollen keinen philanthropischen Kapitalismus, daher ge- hört zu unserem Betriebszweck die Förderung und der Aufbau solidarwirtschaftliche Strukturen“, so Vinzenz Kremer vom "Gemein & Nützlich Vertriebskollektiv"

Können Beschäftigte eine Fabrik übernehmen? Die Belegschaften der Teefabrik Scop Ti bei Marseille und der Chemiefabrik Vio.Me in Thessaloniki machen es vor. Im Rahmen der diesjährigen „Wandelwoche“, die Wege zur solidarischen Wirtschaft aufzeigt, stellen ….

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Protest gegen Uber und Co.

»Wildwest-Zustände in der Taxibranche«

Verkehrsminister Scheuer will den Taximarkt liberalisieren. Dabei arbeiten Fahrer schon heute unter prekärsten Bedingungen, berichten die Gewerkschafter Klaus Meier und Andreas Komrowski.

Seit Monaten protestieren Taxifahrer gegen den Fahrdienst Uber. Worum geht es?
Andreas Komrowski: Die Protestaktionen von Taxifahrern entzündeten sich am Vorhaben des Bundesverkehrsministeriums unter Andreas Scheuer, das Personenbeförderungsgesetz zu liberalisieren. Dabei geht es vor allem um….

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Berliner Trinkwasser

Einmal Auffüllen, bitte!

Refill heißt die Initiative: Geschäfte füllen mitgebrachte Flaschen kostenlos mit Leitungswasser auf. Das Kennzeichen ist ein Wassertropfen-Logo.

Der Run auf Mineralwasser in den Geschäften ist groß, vor allem dann, wenn die Temperaturen die 30-Grad-Marke weit überschreiten. Noch mehr Plastikflaschen als sonst vermüllen dann Berlins Straßen. Christina Schlosser hat eine umweltfreundliche Alternative entdeckt, um ihren Durst zu löschen. Die Erzieherin lässt sich in einem Bioladen in Friedrichshain die mitgebrachte Flasche kostenlos mit Trinkwasser auffüllen. Das Geschäft gehört zu den Einrichtungen, die sich der Initiative „Refill“ (Abfüllen) angeschlossen haben.Die Idee kommt aus Bristol in England. Von dort wurde sie nach Hamburg importiert und fand schnell Nachahmer in anderen Städten. „Es geht uns um die ….

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Stuttgart: S21-Gegner schenken der Stadt eine Skulptur

Ein Denkmal für das Ungeheuer

Doch die Politiker*innen dürften darüber nicht sehr erfreut sein. Ist doch Peter Lenk vor allem im Bodenseeraum für seine politisch engagierte Kunst bekannt.

Die Stadt Stuttgart bekommt von dem Bildhauer Peter Lenk eine Skulptur geschenkt. Doch die Politiker*innen dürften darüber nicht sehr erfreut sein. Ist doch Peter Lenk vor allem im Bodenseeraum für seine politisch engagierte Kunst bekannt. Auch in Berlin, Bonn und anderen Städten hat er mit seinen Skulpturen und Reliefs bereits ….

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