Erinnerungen an einen sozialen Aufbruch in Argentinien

Sin Paton – herrenlos

„Für die eigenen Rechte zu kämpfen lernt man nicht aus Büchern und Fotoalben“, erklärte der Mann. Er ist in der Kachelfabrik Zanon in Argentinien beschäftigt. Sie wurde 2001 von den Arbeiter*innen besetzt und die Produktion ohne Boss weitergeführt. Es war auf dem Höhepunkt der Bankenkrise in Argentinien. Sie begann im Jahr 2001 und führte zu einen sozialen Aufbruch. der das südamerikanische Land für kurze Zeit in den Fokus der damals starken globalisierungskritischen Bewegung rückte.

Drei Elemente des argentinischen Aufbruchs waren besonders populär. Die Assambleas, dabei handelte es sich um Stadtteilversammlungen, in denen die Menschen selber über ihre Belange entschieden. in weiteres Kennzeichen waren die Piqureteros, eine Erwerbslosenbewegung, die große Straßen in Argentinien blockierte, um für ihre Rechte zu kämpfen. Das dritte Element des argentinischen Aufbruchs waren die besetzten Fabriken, in denen die Arbeiter*innen ohne Bosse die Produktion weiterführten. Die fanden besondere Aufmerksamkeit auch der Linken in Deutschland. Denn in Argentinien schien etwas gelungen, von dem in Deutschland viele Linke träumen. Der Funke der sozialen Revolution hatte auch die Produktionssphäre erreicht. Im Verlag AG Spak erschien 2015 das Buch …

„Sin Paton – herrenlos“ weiterlesen
Rückblick auf einen sozialen Aufbruch in Argentiinien vor mehr als 20 Jahren

Tragödie und Farce?

Allerdings müssen sich die linken Sozialaktivist*innen aus Argentinien wohl einige Fragen stellen. Sie wollten mit der Parole »Alle sollen gehen« ihre Ablehnung von Politik und Herrschaft ausdrücken, aber dieser Standpunkt war offenbar unkonkret genug, dass Milei und seine Unterstützer*innen sie zu einer Kampfansage an eine angebliche linke Politkaste umdeuten konnten, die durch einen starken Mann ersetzt werden sollte. Hier wird einmal mehr deutlich, dass soziale Bewegungen nicht bei der populistischen Ablehnung der Macht stehen bleiben dürfen.

In Argentinien wird demnächst ein Mann ins Amt eingeführt, der sich als Anarchokapitalist geriert: Javier Milei. Seine philosophischen Grundlagen sind aber nicht bei Bakunin und Kropotkin zu suchen, sondern bei der Ultrakapitalistin Ayn Rand, die viele Rechte in aller Welt inspirierte. Gemeinsam ist ihnen, dass sie am Staat nur das hassen, …