Meike Gerber, Emanuel Kapfinger, Julian Volz (Hg.): »Für Hans-Jürgen Krahl. Beiträge zu seinem antiautoritären Marxismus«. Mandelbaum Verlag, Reihe Kritik und Utopie, Wien 2022. ISBN: 978-3-85476-910-1, 272 Seiten, 18 Euro.

Randale, Bambule, Frankfurter Schule!

An Krahl erinnern und mit ihm weiterdenken – eine Rezension von Peter Nowak*

In diesem Jahr ist die Frankfurter Schule endgültig in die Geschichte von Westdeutschland eingemeindet. Das zeigte sich an den Gratulant:innen zum 100sten Geburtstag des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt. Nun lässt sich nicht behaupten, dass die bekannten Köpfe der Frankfurter Schule Theodor W. Adorno und Max Horkheimer vernehmbar gegen solche staatlichen Vereinnahmungsstrategien protestiert hätten. Zumindest in den letzten 20 Jahren gaben sie sich schließlich eher staatstragend. Das zeigte sich spätestens, als Adorno 1968 die polizeiliche Räumung seines von Studierenden besetzten Instituts veranlasste und auch später die Anzeige gegen einen der Besetzer, …

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Meike Gerber, Emanuel Kapfinger, Julian Volz (Hg.): Für Hans-Jürgen Krahl. Beiträge zu seinem antiautoritären Marxismus. Mandelbaum, 272 S., br., 18 €.

Theorie der Praxis

Die Werke von Hans-Jürgen Krahl sind weitgehend vergessen. Dabei gibt es viele Gründe, den antiautoritären Marxismus des früh verstorbenen SDS-Sprechers wiederzuentdecken, wie ein neuer Sammelband zeigt

SDS-Sprecher Krahl bei Unfall getötet«, lautete eine Pressemeldung am 14. Februar 1970. Am Vortag war das Fahrzeug, in dem der 27-jährige Hans-Jürgen Krahl am Beifahrersitz saß, auf einer eisglatten nordhessischen Bundesstraße gegen einen Lastwagen geprallt. Krahl war sofort tot, der Fahrer starb wenig später im Krankenhaus. Drei weitere Wageninsassen überlebten schwer verletzt. Sie waren auf der Rückfahrt von einen Politiktreffen, Diskussionen über Strategie und Taktik revolutionärer Politik sowie das Verfassen von philosophischen und politikökonomischen Texten gehörten in den letzten Jahren von Krahls Leben zu seinen zentralen Beschäftigungen. Er hatte keinen festen Wohnsitz, übernachtete bei Freund*innen und Bekannten, war ständig unterwegs zu Veranstaltungen und Diskussionen. Wenige Wochen nach dem Unfalltod suchte sein Freund Oskar Negt über eine Anzeige nach verstreuten Manuskripten und Tonbändern mit Aufnahmen von Reden Krahls. Daraus entstand der 1971 veröffentlichte Sammelband …

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