Beim Chemnitzer Theoriefestival Kantine Sabot war die FAU eine wichtige Akteurin

ANARCHOSYNDIKALISMUS IN THEORIE UND PRAXIS

Wem die Themen quer durch den kontinentalen Anarchismus und Anarchosyndikalismus etwas beliebig vorkommt, liegt nicht falsch. Das Theoriefestival ist 2018 entstanden, weil sich einige junge Akademiker*innen überlegt hatten, man müsste sich im Marx-Jahr theoretisch mit dem Autor des Kapitals in einer Stadt auseinandersetzen, die immerhin mal für einige Jahrzehnte dessen Namen getragen hat. Diesem hatte man sich nach der Wende schnell entledigt. Aber am Marx-Jahr wollte die Chemnitzer Stadtverwaltung doch profitieren und kreierte das Marx-Bier . Schließlich wurde der Marx-Kopf in der Innenstadt mittlerweile zur Attraktion für Tourist*innen. Die jungen Intellektuellen steuerten dann noch die Kantine Marx bei, einen Mix aus Festival und Theorie.

Es passiert schon selten, dass am Schluss eines Theoriefestivals ein Referent die Anwesenden dazu aufruft, in die FAU einzutreten. Damit beendete ein Redakteur der Theoriezeitung Tsveyfl sein Referat, das mit dem Titel „Der Anarchismus ist tot, es lebe der Anarchosyndikalismus“ zusammengefasst werden kann. Gehalten wurde es am letzten Tag des linken Theoriefestivals Kantine Sabot in Chemnitz. Es stand in diesen Jahr unter dem Oberbegriff „Geschichte und Theorie des Anarchismus“. Vom 31. Juli bis zum 6. August wurden …

„ANARCHOSYNDIKALISMUS IN THEORIE UND PRAXIS“ weiterlesen
Meike Gerber, Emanuel Kapfinger, Julian Volz (Hg.): Für Hans-Jürgen Krahl. Beiträge zu seinem antiautoritären Marxismus. Mandelbaum, 272 S., br., 18 €.

Theorie der Praxis

Die Werke von Hans-Jürgen Krahl sind weitgehend vergessen. Dabei gibt es viele Gründe, den antiautoritären Marxismus des früh verstorbenen SDS-Sprechers wiederzuentdecken, wie ein neuer Sammelband zeigt

SDS-Sprecher Krahl bei Unfall getötet«, lautete eine Pressemeldung am 14. Februar 1970. Am Vortag war das Fahrzeug, in dem der 27-jährige Hans-Jürgen Krahl am Beifahrersitz saß, auf einer eisglatten nordhessischen Bundesstraße gegen einen Lastwagen geprallt. Krahl war sofort tot, der Fahrer starb wenig später im Krankenhaus. Drei weitere Wageninsassen überlebten schwer verletzt. Sie waren auf der Rückfahrt von einen Politiktreffen, Diskussionen über Strategie und Taktik revolutionärer Politik sowie das Verfassen von philosophischen und politikökonomischen Texten gehörten in den letzten Jahren von Krahls Leben zu seinen zentralen Beschäftigungen. Er hatte keinen festen Wohnsitz, übernachtete bei Freund*innen und Bekannten, war ständig unterwegs zu Veranstaltungen und Diskussionen. Wenige Wochen nach dem Unfalltod suchte sein Freund Oskar Negt über eine Anzeige nach verstreuten Manuskripten und Tonbändern mit Aufnahmen von Reden Krahls. Daraus entstand der 1971 veröffentlichte Sammelband …

„Theorie der Praxis“ weiterlesen