Rezension des Buches 'Bewegt Euch schneller. Zur Kritik moderner Managementmethoden. Ein Handbuch' von Hermann Bueren.

BEWEGT EUCH SCHNELLER!

Bueren bleibt nicht bei Ideologiekritik stehen. Er zeigt im letzten Teil des Buches auf, dass die Managerträume oft am proletarischen Eigensinn scheitern. Viele der agilen Arbeitsmethoden werden trotz oder wegen der Rhetorik von Selbstorganisation und Respekt von den Lohnabhängigen abgelehnt. Im letzten Kapitel unter dem programmatischen Titel „Anders arbeiten“ benennt Bueren Initiativen der proletarischen Selbstorganisation, die in den letzten Jahrzehnten aus den Fabriken kamen und eine Selbstorganisation der Beschäftigten allerdings nicht unter dem Vorgaben der kapitalistischen Profitmaximierung zum Ziel hatten.

„Die sogenannte neue Mittelschicht hat die Kritik am Arbeitsethos längst in ihren flexiblen und prekären Lebensentwurf integriert. Arbeitskritik auf der Höhe der Zeit müsste auch die New-Work-Ideologie angreifen“, fordert Stephan Maßdorf in einem Diskussionsbeitrag in der Wochenzeitung jungle.world. Dort arbeitet er auch gut heraus, wie die Entfremdungskritik der Alternativbewegung der 70er Jahre längst in die neue Managerkultur eingezogen ist und zu einer Waffe gegen die Lohnabhängigen wurde. Mit diesen neuen Managermethoden hat sich Hermann Bueren in seinem im Kellner-Verlag erschienenen Buch „Bewegt Euch schneller“ auf fast 320 Seiten kenntnisreich auseinandergesetzt. Bueren war mehrere Jahre Betriebsrat in einem Druckereibetrieb, bevor er auf dem zweiten Bildungsweg Arbeits- und Betriebssoziologie studierte und im Bereich der gewerkschaftlichen Bildung arbeitete. In seinem Buch kritisiert er die verschiedenen Managermethoden aus der Perspektive der Lohnabhängigen. Im Zentrum seiner Untersuchung steht der Hype um die …

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Moderne Management-Methoden: Mit gekaperten Begriffen und vermeintlich flachen Hierarchien wird Ausbeutung geschickt verschleiert

Schöne neue Arbeitswelt: Selbstorganisierte Teams gegen „Minderleister“

Bueren zeigt auf, welche auch psychischen Folgen es für Mitarbeitende hat, die dann plötzlich als unsolidarisch gegenüber ihren Kollegen dargestellt werden. Sie werden noch kränker. Vor allem hat der Gedanke von Solidarität unter den Beschäftigten in einer solchen Arbeitswelt keinen Platz. Aber es nicht nur der Solidaritätsgedanke, der in der schönen neuen Managerwelt gekapert wird. Zu den ursprünglich von Linken genutzten Begriffen, die hier gekapert werden, gehört auch der Begriff der Selbstorganisation.

Aufregung gab es im hippen Londoner Coworking Space. Die Start-Up-Szene, die sich dort für teures Geld einen Arbeitsplatz kauft oder mietet, war über eine Frau verwirrt, die immer freundlich in dem mondänen Gebäude herumlief, und alle Personen, die ihr entgegenkamen, am Arm packte und „Alles okay?“ fragte. Viele der jungen Menschen aus dem digitalen Mittelstand waren nicht erfreut über die Frau, die sich als „Wellness Consultant“ vorstellte und vorgab, mit ihrer Dienstleistung zur Verbesserung des Betriebsklimas beitragen zu wollen. In Wirklichkeit war es allerdings eine Aktion der …

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