Thorsten Fuchshuber: Rackets. Kritische Theorie der Bandenherrschaft. ça ira Verlag, Freiburg 2019. 674 Seiten. 42.00 SFr. ISBN: 978-3-86259-145-9.

Rekonstruktion der Racket-Theorie

Fuchshuber zeichnet die Entwicklung Russlands nach dem Zerfall der von Adorno und Horkheimer definierten Kriterien für einen Racketstaat zu finden sind. „Was von der Sowjetunion übrig blieb, drohte also tatsächlich im Gerangel um die Beute konkurrierender Machtfraktionen unterzugehen (S. 552). Mit dieser Situation war Putin bei seinen Machtantritt konfrontiert. Die Kämpfe mit den verschiedenen Oligarchen wären dann als Kennzeichen des Racketstaats zu erklären. Mit den Niederlagen der russischen Kriegsstrategie in der Ukraine könnten die Kämpfe wieder aufleben. Dann wäre der kurze Aufstand der Wagner-Rackets nur der Anfang einer instabilen Entwicklung in Russland.

Aber im Atomstaat Russland hätten viele Beobachter*innen den Kampf unterschiedlicher Machtzentren nicht vermutet. Da lohnt es sich, Thorsten Fuchshubers gründliche Beschäftigung mit der Racket-Theorie zur Hand zu nehmen, die bereits 2019 im Ca Ira-Verlag erschienen ist.  Die Leser*innen sollen sich von dem Umfang des Werkes nicht abschrecken lassen. Denn Fuchshuber versteht es, die doch recht trockene Materie verständlich zu vermitteln. Vor allem ist die hervorragende Gliederung zu loben, die den Leser*innen nachvollziehen lässt, warum die Theoretiker der Frankfurter Schule Adorno und Horkheimer die Racket-Theorie vor dem Hintergrund …

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Thorsten Fuchshuber, Jahrgang 1972, promovierte zu Horkheimers Racket-Theorie und veröffentlichte im Ça ira-Verlag das Buch »Rackets – Kritische Theorie der Banden­herrschaft«. Im Interview spricht er über die Frage, warum die Theorie heute wieder aktuell ist.

Grundform der Herrschaft

In kriselnden Staaten tritt die Gewalt hervor, aus der diese entstanden sind. Bestimmte Akteure machen daraus ein Geschäftsmodell. Thorsten Fuchshuber hat zu solchen »Rackets« geforscht

 Der Begriff des Rackets meint so etwas wie Bandenherrschaft und findet sich in der Kritischen Theorie. Dort ist er aber kein ausgearbeitetes Konzept. Woher kam Ihr Interesse für eine Racket-Theorie?….

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Thorsten Fuchshuber 2019: Rackets. Kritische Theorie der Bandenherrschaft. ça ira Verlag, Freiburg. ISBN: 978-3-86259-145-9. 674 Seiten. 34,00 Euro.

Die Herrschaft der Banden

Das voluminöse Werk diskutiert Horkheimers Entwürfe zur Racket-Theorie unter dem Eindruck des damals siegreichen Nationalsozialismus und seiner Verbündeten. Wer sich mit der Entwicklung der Racket-Theorie bei Adorno und Horkheimer beschäftigen will, dem sei die überarbeitete Dissertation des Politikwissenschaftlers Thorsten Fuchshuber empfohlen. Leser*innen sollten sich von dem Umfang des Werkes nicht abschrecken lassen: Fuchshuber versteht es, die recht trockene Materie verständlich zu vermitteln.

„Der Racket ist nicht nur ein Tennisschläger. Das Wort bezeichnet im amerikanischen Slang eine Bande, die Schutzgeld erpresst“ – so erklärte jüngst der Bremer Gewerkschaftler und Politikwissenschaftler Kai Lindemann in einem Interview mit der Wochenzeitung der Freitag einen Begriff, der in der letzten Zeit zunehmend inflationär in der politischen Debatte verwendet wird. Vorzugsweise werden Regime oder Staaten als Rackets bezeichnet, die vom globalen Westen als geopolitische Gegner*innen ausgemacht sind. So ist es kein Zufall, dass auch das russische Regime unter Putin als „Racketgesellschaft“ bezeichnet wird. Es verwundert daher beinahe, dass der schon erwähnte Kai Lindemann den Racket-Begriff nicht zur geopolitischen Feindmarkierung nutzt. Für ihn begünstigt der Neoliberalismus mit seinem eingeschriebenen Anti-Kollektivismus die Entstehung von Rackets, die Stärkung von Eigentums- und Vertragsrechten schaffe ihnen Spielräume. Lindemann sieht darum auch in der Stärkung von Kollektivrechten wie Gewerkschaften ein Gegenmittel zu den Rackets. Er steht damit den Intentionen der Stichwortgeber des Racket-Begriffs recht nahe: den Philosophen …

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Eine Stärkung der Ukraine wurde stets als Voraussetzung für Friedensverhandlungen genannt. Davon ist jetzt nicht mehr die Rede. So zeigt sich, wie richtig es ist, sich auf keine Seite zu stellen.

Nach ukrainischen Erfolgen: Bombenstimmung in Deutschland

Vor 107 Jahren haben sich Kriegsgegner aus ganz Europa im Schweizer Zimmerwald getroffen und ein Manifest verabschiedet, in dem es hieß: "Über die Grenzen, über die dampfenden Städte und Dörfer hinweg rufen wir Euch zu: Proletarier aller Länder vereinigt Euch". Die Forderung hat nichts von ihrer Aktualität eingebüßt, wenn es um den Kampf gegen den Krieg geht, auch wenn das Proletariat, das den Krieg beenden könnte, heute viel zerstreuter ist.

„Seit wir die erste Panzerabwehrrakete an die Ukraine geliefert haben, haben wir tödliche Waffen geliefert“, erklärte am Montag Christian Mölling von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. Dort sprach der erklärte Bellizist, der seit Monaten für mehr Waffen an die Ukraine trommelt, auch sonst Klartext. Schon mit den ersten Waffen sei die Eskalation eingetreten, vor der …

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