Arbeiter protestierten 1973 ohne Gewerkschaften
Der September 1973 steht sowohl für den Höhepunkt als auch das Ende einer Phase von Arbeitskämpfen, die wild – also unabhängig von Gewerkschaften – von Beschäftigten selbst organisiert worden waren..
eine Jubiläumsveranstaltung der besonderen Art. Das Datum steht sowohl für den Höhepunkt als auch das Ende einer Phase von Arbeitskämpfen, die unabhängig von den Gewerkschaftsvorständen von den Beschäftigten organisiert worden waren. Beginnend mit den Septemberstreiks im Herbst 1969 gingen immer mehr Arbeiter für mehr Lohn und Verbesserungen der Arbeitsbedingungen auf die Straße. Auslöser des Ausstands beim Kölner Ford-Werk waren Sanktionen gegen Beschäftigte aus der Türkei, die ihren Jahresurlaub überzogen hatten. Konnten die Fehlzeiten bisher durch Sonderschichten ausgeglichen werden, wurde im nach der Ende der Sommerpause im August 1973 knapp 300 Beschäftigten gekündigt. Am 24. August forderten ca. 400 türkische Beschäftigte der Spätschicht mit einer Demonstration auf dem Werkgelände deren Wiedereinstellung. Daraufhin trat die gesamte Spätschicht in den Streik. Die knapp 8000 Kollegen aus der Türkei und Deutschland erweiterten ihren Forderungskatalog auf eine Verlängerung des Jahresurlaubs, der Reduzierung der Bandgeschwindigkeiten und die Erhöhung des Stundenlohns um eine DM. Während sich der Ausstand in den folgenden Tagen ausweitete, forderte die IG-Metall zur Wiederaufnahme der Arbeit auf. Die Streikenden wählten ein Komitee mit den aus der Türkei stammenden Kommunisten Baha Targun und den Anarchosyndikalisten Dieter Heinert als Sprecher. Nachdem die Streikenden sich nicht mit kleinen Kompromissen begnügen, begann eine mediale Hetzkampagne. An vorderster Front stand die Springerpresse.