Bärgida“: Der letzte friedliche Protest

Zum 100. Abendspaziergang der Berliner Abendlandretter haben sich trotz großspuriger Ankündigung nur knapp 80 Teilnehmer eingefunden.

Deutschland- und Preußenfahnen und einige Mistgabeln aus Pappe. Mit diesen  Utensilien präsentierten sich am Samstag knapp 80 Teilnehmer zum 100. „Bärgida-Abendspaziergang“. Eine Frau, die als „unsere Elke“ vorgestellt wurde, verlas einen Redebeitrag mit Beschimpfungen gegen die „Lügenpresse“, die selbst bei den eigenen Zuhörern  mit Schweigen bedacht wurden. Während die Parolen der  über 200 Gegendemonstranten deutlich zu hören waren,  blieb der „Bärgida“-Spaziergang zu großen Teilen ein Schweigemarsch.

Dass selbst zum runden  Jubiläum keine dreistellige Teilnehmerzahl mehr erreicht wurde, macht deutlich, dass „Bärgida“ sich selbst im rechten Lager weitgehend isoliert hat. Dies zeigt auch die völlige  Realitätsverweigerung auf, was deutlich erkennbar ist in den Zahlen und den Texten, die im Vorfeld  des 100. Spaziergangs verbreitet wurden. So wurden zum Jubiläum 2000 Teilnehmer angemeldet.  Noch großspuriger hieß es in einem Aufruf an „Freunde und Patrioten“, der auf der „Bärgida“-Homepage veröffentlicht war. „Kommt zu Tausenden, besser zu Zehntausenden und zeigt friedlich den Protest gegen diese Volksverräter. Gemeinsam mit Patrioten aus Ungarn, Slowakei, Tschechien, Russland, Polen, Österreich, Niederlande, Schweden und Dänemark. Denn in Berlin sitzt die Spinne im Netz. Kippt Merkel, dann kippt die EU.“

„Sofort zum Volksaufstand aufrufen“

Besonders kryptisch ist ein Absatz in dem  Aufruf, in dem dazu aufgerufen wird,  „letztmalig unseren friedlichen Protest gegen die verbrecherische Politik dieser Regierung machtvoll zu artikulieren“. Weiter geht es in der gleichen martialischen Diktion: „Sollte an diesem Tag kein Dialog der Machthaber mit dem kritisch denkenden Volk erkennbar sein, werden wir sofort zum Volksaufstand aufrufen.“ Im vorigen Absatz berufen sich die Verfasser des Textes auf ein Widerstandsrecht gegen die Regierung, die durch die Aufnahme von Geflüchteten die Gesetze gebrochen habe. Der Aufruf zeigt eine Radikalisierung im „Bärgida“-Spektrum, wo angesichts der eigenen Irrelevanz offen mit nichtfriedlichen Aktionen gedroht wird.

Ein Schlussstrich unter den „Bärgida“-Aufmärschen scheint jedenfalls nicht gemeint zu sein. Auf der Homepage wird bereits zum 101. Spaziergang am heutigen Montag aufgerufen. Auch wenn zu  einem Resümee noch  zu früh ist, kann konstatiert werden, dass es „Bärgida“ nicht gelungen ist, sich über einen engen Kern hinaus zu verbreitern. Doch dieser Kern besteht aus Protagonisten des eigentlich zerstrittenen rechten Milieus. Aus Einzelpersonen aus der Kameradschaftsszene, der „Hooligans gegen Salafisten“, der NPD, der „pro Deutschland“-Bewegung, bis hin zu einigen AfDlern ist eine nationalistische Front entstanden sein. Es bleibt abzuwarten, ob die bei anderer Gelegenheit wieder aktiviert wird.

http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/b-rgida-der-letzte-friedliche-protest

Peter Nowak