Protest russischer Waldschützer

Aktivisten machten in Berlin auf ihre Anliegen aufmerksam
»Solidarität mit Dietrich Wagner, Konstantin Fetisow und Michail Beketow«, steht auf einem Plakat, das russische und deutsche Umweltschützer am Donnerstagnachmittag vor der russischen Botschaft in Berlin in die Höhe hielten. Der Fall des Stuttgarter Rentners und S21-Gegners, der durch einen Wasserwerfereinsatz der Polizei Ende September 2010 sein Augenlicht verlor, ging durch die Medien. Weniger bekannt ist hierzulande der brutale Überfall auf Michail Beketow, der den Journalisten fast das Leben gekostet hätte. Er hat sich ebenso kritisch mit der Abholzung des Waldes von Chimki in der Nähe von Moskau auseinandergesetzt wie Fetisow, der vor seiner Wohnung überfallen und schwer verletzt wurde.

 »Wir wollen damit an Menschen erinnern, die im Kampf gegen umweltzerstörende Projekte ihre Gesundheit verloren haben«, meint Yaroslav Nikitenko. Der junge Umweltschützer hält sich derzeit in Westeuropa auf, um Verbündete im Kampf für die Rettung des Waldes von Chimki zu finden. Beteiligt an dem Straßenbau ist der französische Konzern Vinci, der später auch von der Autobahnmaut profitieren soll. Ein Streitgespräch mit dem Aktivisten, das der grüne Europaabgeordnete Werner Schulz organisieren wollte, wurde von Vinci abgesagt. »Das macht deutlich, wie nervös die Verantwortlichen sind, dass sie in Westeuropa mit der Zerstörung des Naturreservoirs bei Moskau in Verbindung gebracht werden«, meint Nikitenko.

Mittlerweile sind auch hiesige Umweltorganisationen wie Greenpeace und Robin Wood auf den Fall aufmerksam geworden. Einige Mitglieder beteiligten sich auch an der Mahnwache.

Die Unterstützung soll noch verstärkt werden. Denn für die russischen Aktivisten wird die Zeit langsam knapp. Der Autobahnbau soll bald beginnen. Zudem werden die Gegner des Projekts von russischen Neonazis angegriffen, wie Nikitenko durch Fotos auf der Mahnwache belegen konnte. Die Waldschützer haben auch Probleme mit der russischen Justiz. Für heute ist in Moskau die Urteilsverkündung im Verfahren gegen die bekannten Antifaschisten Alexei Gaskarov und Maxim Solopov wegen ihrer Beteiligung an den Protesten gegen den Autobahnbau angekündigt. Sie waren nach mehrmonatiger Untersuchungshaft vor einigen Wochen gegen Auflagen freigelassen worden.

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