Das letzte Hemd gegen Sozialabbau

Individueller T-Shirt-Protest startet / Weitere Aktionen im Herbst

Globalisierungskritiker und Erwerbslosenverbände rufen zur Aktion »Das letzte Hemd gegen Sozialabbau« auf. T-Shirts mit individueller Gestaltung sollen dabei die Ablehnung der Sozialsparpläne deutlich machen.

Wenn in den nächsten Wochen auf zentralen Plätzen in verschiedenen Städten Hemden bemalt werden, dann handelt es sich um eine besondere Protestaktion. Unter dem Motto »Das letzte Hemd gegen Sozialabbau« rufen die ver.di-Jugend, die globalisierungskritische Organisation Attac, das Aktionsbündnis Sozialproteste und die Koordinierungsstelle gewerkschaftlicher Arbeitslosengruppen zur Textilbeschriftung auf.

Als »Warm-up-Aktion für die geplanten Herbstproteste gegen die Sozialkürzungen« bezeichnet Jutta Sundermann vom Attac-Koordinierungskreis gegenüber ND die Aktion. Die Metapher vom letzten Hemd, das man geben soll, sei in der Tat recht brav und konventionell. Wichtiger aber sei es, dass die Aktion unterschiedliche Möglichkeiten der Beteiligung biete. So können Menschen ein mit ihrer individuellen Botschaft bemaltes Hemd per Post an die Bundesregierung schicken. Zudem sollen als politische Protestaktion Hemden öffentlich und kollektiv in den Innenstädten bemalt werden, so Sundermann weiter. Schließlich sollen tausende bemalte Hemden in einer öffentlichkeitswirksamen Aktion am Tag der ersten Lesung des Bundeshaushalts Mitte September in Berlin vor dem Bundestag auf einer Leine aufgehängt werden.

»So tragen wir den Protest gegen die unsozialen Kürzungen aus dem ganzen Land in die Hauptstadt«, betont Martin Künkler von der Koordinierungsstelle gewerkschaftlicher Arbeitslosengruppen gegenüber ND. Die Botschaften auf den Hemden können sehr verschieden sein. »Jemand kann einfach aufschreiben, was er von den Kürzungen hält. Ein anderer beschreibt eben die ganz konkreten Folgen der Kürzungen für seine Lebensplanung.« Gerade für Erwerbslose, die mit dem geplanten Wegfall des Elterngeldes und weiteren Kürzungen wieder einmal besonders betroffen sind, seien ja nun weiterer Verzicht und Einschränkungen abzusehen. Auch Künkler sieht in der Aktion eine Vorbereitung auf die anstehenden Proteste im Herbst. So plant die Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg (ALSO) für den 10. Oktober eine Erwerbslosendemonstration, für die auch bundesweit mobilisiert werden soll.

Ein weiterer Schwerpunkt auf der Protestagenda ist der 29. September. An diesem Tag ruft der Europäische Gewerkschaftsbund zu Protestdemonstration gegen die Abwälzung der Krisenlasten auf die Bevölkerung auf. In Brüssel und weiteren europäischen Hauptstädten sind Demonstrationen geplant. In Griechenland und Spanien wird von den Gewerkschaften am 29. September ein eintägiger Generalstreik vorbereitet. Auch in Deutschland wollen linke Gewerkschaftsgruppen mit kurzen Arbeitsniederlegungen in einigen Branchen den Protesttag politisieren.

Attac ruft für den 29. September bundesweit zu einem Bankenaktionstag auf. Dabei sind vielfältige Aktionen des zivilen Ungehorsams geplant. Banken dienen als »Infrastruktur für die Umverteilung zwischen Arm und Reich«, heißt es im Attac-Aufruf. Auf der Attac-Sommerakademie, die vom 28. Juli bis 4. August in Hamburg stattfindet, sollen konkrete Vorbereitungen getroffen werden. Dort werden sicher auch einige hundert Hemden bemalt, meint Jutta Sundermann. Unter Umständen könnten beide Aktionen auch verbunden werden. Schließlich kann die Botschaft auf dem letzten Hemd auch ein ganz individueller Protestaufruf sein.

http://www.neues-deutschland.de/artikel/175626.das-letzte-hemd-gegen-sozialabbau.html

Peter Nowak