Ultrarechte in der Ukraine sind keine Erfindung des Kreml, sondern bittere Realität
Eine Serie von neonazistischen Angriffen sorgte in Schweden in den letzten Wochen für Aufmerksamkeit und Empörung. Einer der Höhepunkte war Anfang März die Messerattacke auf einen Fußballfan, der in der antifaschistischen Ultragruppe [1] aktiv war und lebensgefährlich verletzt [2] wurde. Zuvor war ebenfalls von schwedischen Neonazi eine Demonstration von Feministinnen [3] zum Frauentag und bereits im Dezember eine antirassistische Demonstration angegriffen [4] worden.
Die antifaschistische schwedische Zeitung expo [5] macht zwei Neonaziorganisationen für die Angriffe verantwortlich: die Partei der Schweden [6], die sich natürlich pflichtgemäß von den Angriffen distanzieren [7], und die schwedische Widerstandsbewegung. Aber auch die rechtspopulistischen Schwedendemokraten [8] werden für die Neonaziaktivitäten indirekt mit verantwortlich gemacht. Diese Partei betont einerseits, nichts mit den Neonaziaktivitäten zu tun zu haben, schafft aber mit ihren rechtspopulistischen Kampagnen ein Klima, in dem auch weiter rechts stehende Gruppen aktiv werden.
„Wir wollen vor Ort helfen“
Beobachter der rechten Szene sehen einen Grund für deren gesteigerten Aktivitäten allerdings auch in der Ukraine. Mindestens 20 schwedische Neonazis haben in den letzten Monaten dort ultrarechte Gruppen unterstützt. „Der Anlass ist, dass unsere Freunde, vor allem von Swoboda, aber auch vom ‚Rechten Sektor‘, hochgradig in diesen Konflikt und in die Revolution eingebunden sind. Wir wollen ihnen so gut es geht beistehen, von Schweden aus und vor Ort“, erklärt Dan Eriksson von der rechtsextremen „Svenskarnas Parti“, der „Partei der Schweden“.
Er betreibt gemeinsam mit zwei Parteigenossen eine Website, die Reisen in die Ukraine organisiert“, heißt es in einem Bericht [9]der deutschsprachigen Sendung von Radio Schweden. Dan Eriksson hat auch via Facebook für den Ukraineeinsatz geworben. Wie die Hilfe der schwedischen Neonazis für ihre ukrainischen Kumpane aussieht, berichtet [10] der schwedische Taz-Korrespondent Reinhard Wolff. Er schreibt über Mitglieder Partei der Schweden: „Einer von ihnen war kurz zuvor aus der Ukraine zurückgekehrt. Die Partei brüstet sich, mit ‚Ukrainefreiwilligen‘ an der Seite von Swoboda zu kämpfen, von der man auch Lektionen im ‚Messerkampf‘ bekommen habe. Auf Twitter berichtet einer der ‚Ukrainefreiwilligen‘, wie man derzeit nachts in Kiew ‚militante Antifaschisten‘ jage, die ‚mit Blut zahlen müssen‘.“
Neonazis in der Ukraine keine Erfindung Russlands
Damit zeigt sich auch, dass die Berichte über Verfolgungen von Antifaschisten in der Ukraine nach dem Machtwechsel eben nicht einfach als russische Propaganda abgetan werden können, wie es jetzt gerne geschieht.
In den letzten Wochen haben sich besonders Politiker aus dem grünen Milieu sehr vehement dagegen verwahrt [11], die ukrainische Maidan-Bewegung mit der extremen Rechten in Verbindung zu bringen. Wer auf die real existierenden rechten Bewegungen in den Maidan-Protesten hingewiesen hat, wurde beschuldigt, russische Propaganda nachzubeten.
Nun zeigen die Verbindungen zwischen schwedischen und ukrainischen Neonazis, dass es ukrainische Rechte gibt und dass sie sich auch europaweit vernetzen. Es wäre interessant zu erfahren, ob auch Neonazis aus Deutschland in der Ukraine mitmischen. Schließlich gibt es dorthin historisch ebenso gute Verbindungen.
http://www.heise.de/tp/news/Ukrainische-Rechte-bekamen-Unterstuetzung-aus-Schweden-2156705.html
Peter Nowak
Links:
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
[8]
[9]
[10]
[11]