Buchbesprechung von: Kohei Saito (2023), Systemsturz. Der Sieg der Natur über den Kapitalismus, München, dtv, 320 Seiten, 25 Euro.

War Karl Marx der erste Ökologe?

Ein Schwachpunkt ist auch, dass die Lohnabhängigen in dem Buch nur eine untergeordnete Rolle haben. Sicherlich finden sich in den fünf Säulen zum Degrowth-Kommunismus sinnvolle Forderungen nach Verkürzung der Arbeitszeit und auch der Arbeiterinnenkontrolle im Betrieb. Doch über die Organisierung der Lohnabhängigen, um diese Forderungen umzusetzen, liest man nichts. Vielleicht liegt das auch daran, dass sich Saito mehrmals positiv auf den Ökosozialisten André Gorz bezieht, der in den 1970er Jahren mit dem Bestseller Abschied vom Proletariat bekannt und auch bei den Grünen der ersten Jahre viel rezipiert wurde. Doch ein Degrowth-Kommunismus müsste gerade nicht Abschied vom Proletariat nehmen, sondern im Gegenteil eine transnationale Organisierung des Proletariats propagieren.

Als 2017 der Historienfilm „Der junge Marx“in die Kinos kam, waren manche über die Anfangsszene erstaunt. Sie zeigt keine Arbeiterinnen im Streik oder auf den Barrikaden, sondern Landarbeiterinnen, die Fallholz im Wald sammeln, was damals als Diebstahl galt. Die Feudalherren, die sich den Wald angeeignet haben, ließen ihre Privatarmee auf die Menschen los. Viele wurden schwer verletzt oder ermordet. Diese Szene bezog sich auf die Texte, die Karl Marx in der Neuen Rheinischen Zeitung über das Holzdiebstahlgesetz schrieb, das den Terrorgegen die Landlosen, die das Holz zum Feuermachen sammelten, legitimierte. Diese Szene ist auf zweifache Weise interessant. Erstens wird der Blick auf …

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Polizisten machten Jagd auf Menschen in schwarzer Trauerkleidung

Günter Routhier oder der „zufällige Tod in Duisburg“

„Duisburg 1974: – Günter Routhier stirbt nach Sturz bei einem Polizeieinsatz“, heisst es kurz und knapp in dem Buch „111 Orte im Ruhrgebiet, die uns Geschichte erzählen“. Heute ist der Name kaum mehr bekannt.

Jeden Morgen, wenn wir zur Arbeit fahren
Wird eine neue Seite ins Geschichtsbuch geschrieben
Wer schreibt sie? Geschieht Geschichte mit uns?
Oder machen wir unsere Geschichte?

Aus: Proletenpassion, Schmetterlinge …

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Detlef Lehnert / Christina Morina (Hg.) 2020: Friedrich Engels und die Sozialdemokratie. Werke und Wirkungen eines Europäers. Metropol Verlag, Berlin. ISBN: 978-3-86331-554-2. 335 Seiten. 24,00 Euro.

Der sichere Pfad des Reformismus

Auch wenn der Sammelband versucht, Friedrich Engels für die Sozialdemokratie zu vereinnahmen, lohnt sich die Lektüre.

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Schon lange wollen sozialdemokratische Theoretiker*innen Friedrich Engels zu ihrem geistigen Ahnherrn machen, der im Gegensatz zum vorgeblich utopischen und radikalen Karl Marx auf den sicheren Pfaden des Reformismus geblieben ist. Dafür werden bestimmte Texte herangezogen, die Engels nach dem Tod von Marx verfasst hat. Dort prognostizierte er einen …

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