Öffentlicher Nahverkehr statt mehr Straßen

Im Leipziger Umland regt sich Widerstand gegen Ausbau und Verlegung der B 87
»Lebensräume erhalten – B 87 stoppen«, lautete das Motto auf einem großen Transparent. Das war auch die Forderung von ca. 200 Menschen, die in der Leipziger Innenstadt gegen ein umstrittenes Straßenbauprojekt demonstrierten.

Die neue Bundesstraße B 87n soll nach dem Willen ihrer Planer durch das Naturschutzgebiet der Parthenaue und das Landschaftsschutzgebiet Taucha-Eilenburg bei Leipzig führen. Im Leipziger Umland stößt stößt die von der Politik favorisierte Südvariante des Straßenverlaufs bei Naturschutzverbänden und Bewohern auf besondere Kritik, weil dadurch Naturschutzgebiete besonders tangiert werden. Nachdem es zwischenzeitlich so aussah, als wäre diese Südvariante vom Tisch, hat das sächsische Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit diese Hoffnungen wieder zunichte gemacht. Es will an der umstrittenen Südroute festhalten. Diese Haltung hat den Bürgerprotest enorm entfacht, bestätigt Michael Götze vom Aktionsbündnis gegenüber ND. . „Auf der Protestdemonstration haben sich auch viele ältere Menschen daran beteiligt, darunter Landwirte mit ihren Traktoren“, erklärte Götze.
Bei einem Zwischenstop vor der Landesdirektion Leipzig wurde dem Vizepräsidenten Michael Feist ein Offener Brief der Straßenbaugegner überreicht, in dem die Behörden heftig kritisiert werden.
„Viele von uns sind seit dem Sommer 2009 in konstruktiver Weise auch mit den lokalen und regionalen Behörden befasst, um nach einer annehmbaren Lösung der B87n-Planungen zu suchen. Sie missbrauchen unseren Vertrauensvorschuss jedoch immer wieder, indem Sie auf ihrer Vorzugsvariante beharren “, heißt es in dem Brief.
Während sich die Grünen in Leipzig hinter den Protest gegen den Straßenbau stellen, halten sich die Linken noch zurück. Das liegt auch an den unterschiedlichen Interessen von Bewohnern der Region. Während in den an der geplanten Südroute gelegenen Ortschaften der Protest einheitlich ist, erhoffen sich in Torgau manche Bewohner von den Straßenbau eine bessere Anbindung an die Leipzig Region. „Der nordsächsische Kreistag und vor allem der Stadtrat Torgau stehen hinter dem Projekt, fordern eher vier als drei Spuren und auch Handwerk, Industrie- und Handelskammer, Wirtschaftsverbände und der Mittelstand unterstützen die Bemühungen um die überlebenswichtige Verkehrsader“, schreibt die Leipziger Volkszeitung. Dort wird auch der Fraktionschef der Linken in Kreis Nordsachsen Michael Friedrich als Befürworter zitiert.
„Die B87n nützt nur wenigen großen Bau- und Transportunternehmen, nicht aber den Betrieben vor Ort“, stellt hingegen der Autobahnstammtisch Sehlis fest. Die Straßenbahnkritiker fordern, dass die für den Straßenausbau bereitgestellten Gelder für die Verbesserung des Öffentlichen Nahverkehrs verwendet werden. „Der wurde immer weiter ausgedünnt, so dass für viele Menschen aus dem Leipziger Umland das Auto als einfache Alternative bleibt, kritisiert Götze.
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statt-mehr-strassen.html

Peter Nowak