Zugpersonal, Busfahrer*innen, Fluglots*innen, Krankenhausarbeiter*innen. Sie alle und noch viele Berufsgruppen mehr sind in letzter Zeit dadurch bekannt geworden, dass sie DIREKTE AKTION für bessere Arbeitsbedingungen, mehr Lohn oder beides die Arbeit niedergelegt haben.

1. Mai – am Anfang stand der Streik

Auch in diesem Jahr ist der Schulterschluss von DGB-Funktionär*innen mit Staat und Kapital zu befürchten. Einen Vorgeschmack lieferte die "Gemeinsame Erklärung der Sozialpartner DGB und Bund der Arbeitgeber (BdA) gegen Rechtsextremismus“ von Ende Januar 2024. Dort wird die Rolle des deutschen Kapitals als Profiteure des Nationalsozialismus völlig ausgeblendet und behauptet, dass für die unterzeichnenden Organisation die Herkunft der Beschäftigten nie eine Rolle gespielt haben. Da wird die Rolle von Kapital und auch der DGB-Führung ausgeblendet, die in den 1970er Jahren migrantische Arbeiter*innen, die für ihre Interessen streikten, von Polizei niederknüppeln ließen und den Ausländerbehörden zur Abschiebung übergaben, wie es bei Ford in Köln 1973, aber nicht nur dort geschehen ist.

Auch in Deutschland sind …

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Gruppen-Picknick für Arbeitszeit-Verkürzung

Rund 100 Menschen machen sich auf der Documenta in Kassel für »gelebte Zeit und ein gutes Leben« stark

Die lebende Pyramide der US-Künstlerin Agnes Denes, die im Rahmen der Documenta im Kasseler Nordpark aufgebaut wurde, zieht Kunstinteressierte aus aller Welt an. Doch am vergangenen Samstag wurden sie mit einer Aktion konfrontiert, die nicht zum Documenta-Programm gehörte. Knapp 100 Menschen hatten sich bei sonnigem Sommerwetter im Kasseler Nordpark zum sozialistischen Massen-Picknick getroffen. Ein Grill wurde aufgebaut und die Teilnehmer packten mitgebrachte Salate und Brote aus.

Den Organisatoren ging es bei der Aktion nicht nur um Spaß und gute Laune. Das politische Anliegen wurde durch verschiedene Redebeiträge deutlich. Zu den Initiativen, die zu Wort kamen, gehörten die DGB-Jugend, eine kurdische Jugendorganisation, die Betreiber eines linken Stadtteilladens aus der Kasseler Nordstadt und die 4-Stunden-Liga, die das Picknick organisiert hat. Ihr Name ist Programm. Sie will die Notwendigkeit einer radikalen Arbeitszeitverkürzung in der Gesellschaft populär machen. Am 1. Mai beteiligte sie sich mit einem Vier-Stundenblock an der DGB-Demonstration in Kassel. »Wir wollen unsere Zeit zurück, wir wollen gelebte Zeit und ein gutes Leben im Hier und Jetzt«, hieß es am Samstag in einem Redebeitrag der Gruppe.

Der technische Fortschritt könne dafür sorgen, dass die Plackerei der Vergangenheit angehöre und sich die Menschen den schönen Dinge des Lebens widmen können. Doch ein ineffektives System verhindere das und führe dazu, dass immer mehr Menschen trotz technischer Neuerungen mit Stress, Arbeitsüberlastung und Burn-out zu kämpfen hätten, beklagt die 4-Stunden-Liga.

Nicht nur die Teilnehmer des Picknicks, auch einige Parkbesucher beteiligten sich an der Diskussion über die vorgetragenen Thesen. Für Ralf Peters von der 4-Stunden-Liga ist damit ihr Konzept aufgegangen. Die Politisierung des Alltags ist ein wichtiges Ziel des sozialistischen Picknicks.

Damit knüpfen sie an eine Tradition der Arbeiterbewegung an. Schon früher sei es darum gegangen, sich gegen die Vereinzelung zu wehren. Dieses Ziel sei heute noch genauso aktuell wie vor 100 Jahren, betont Ralf Peters. Für ihn ist das Picknick ein niedrigschwelliges Angebot zur Politisierung. »Die Verbindung von Freizeit, politischer Agitation und Organisation soll der Ohnmacht der Einzelnen die Solidarität und Stärke der Vielen entgegenzusetzen«, sagt Maximilian Ahlers von der 4-Stunden-Liga.

Auf ihren Plakaten und Flyern werden Motive aus der Geschichte der Arbeiterbewegung verwendet. Ein wichtiger Bezugspunkt für die nordhessischen Hedonisten ist der radikale Gewerkschafter August Spies. Er wurde in Nordhessen geboren und besuchte in Kassel die Schule. Nach seiner Auswanderung in die USA beteiligte er sich als Gewerkschaftler an den Kämpfen für den Acht-Stunden-Tag. Der Sprecher des sozialrevolutionären Flügels der US-Arbeiterbewegung erlangte weltweit traurige Bekanntheit, als er zusammen mit weiteren radikalen Gewerkschaftern zum Tode verurteilt wurde, nachdem im Mai 1886 auf einer Kundgebung für den Acht-Stunden-Tag auf dem Haymarket eine Bombe explodiert war. 1887 wurden Spies und andere Gewerkschafter hingerichtet. Keinem konnte eine Beteiligung an dem Attentat nachgewiesen werden. Daher wurde das Urteil bereits 1893 annulliert.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1058302.gruppen-picknick-fuer-arbeitszeit-verkuerzung.html

Peter Nowak