Bei hochsommerlichen Temperaturen haben sich am Samstagnachmittag Künstler*innen und Stadtteilaktivist*innen auf der Laskerwiese im Süden von Friedrichshain im Schatten der Großbaustelle Ostkreuz-Campus versammelt, um über Immobilieneigentum in Berlin zu reden. Eine zentrale Rolle spielt der Investor Pandion, dessen Firmenlogo unübersehbar auf den großen Kränen zu lesen ist, die hoch über der Wiese schweben. Die Stadtteilinitiative »Wem gehört der Laskerkiez?« gründete sich, …
„Investoren in Berlin: Mit Kunst das Image polieren“ weiterlesenSchlagwort: Neue Gesellschaft für bildende Kunst
Eine Spielutopie für Arbeiterkinder
Die Spieletage in einer großen Halle in der Kulmer Straße 20 a in Schönberg existierte nur zwischen 1970 und 1971. Doch sie hat viele Spuren hinterlassen, die noch bis Mitte Januar in einer Ausstellung in den Räumen der …..
„Eine Spielutopie für Arbeiterkinder“ weiterlesenZwischen Selbstorganisation und Neoliberalismus
Rom: Wie mit Baumaßnahmen ohne Genehmigung umgehen?
Von Rom sind den meisten nur die Tourismusattraktionen bekannt. Einen völlig anderen Blick auf die italienische Hauptstadt liefert die Ausstellung Self Made Urbanismus, die in der Neuen Gesellschaft für bildende Kunst in Berlin-Kreuzberg zu sehen ist. Zahlreiche Videos, Hörspiele und Informationstafeln widmen sich den informellen Siedlungen, die auf etwa einen Drittel der Fläche Roms ohne staatliche Genehmigung und ohne Anbindung an die städtische Infrastruktur errichtet wurden.
In den nach 1970 informell errichteten Stadtteil Valle Borghesiana bildeten die Bewohner eine starke Selbstorganisation, um den Anschluss an das Wasser- und Stromnetz und das Recht auf ein menschenwürdiges Leben durchzusetzen. 1985 wurde eine Bauamnestie beschlossen, die ungenehmigte Bauten legalisierte.
Davon waren die Bewohner von Villa Borghesiana ebenso betroffen wie die nicht genehmigten Luxusvillen und – hotels der italienischen Oberschicht. Auch in der Berlusconi-Ära gab es solche Amnestien. Das macht auch deutlich, dass die Begeisterung für Baumaßnahmen ohne Genehmigung schnell eine neoliberale Schlagseite bekommen kann, wenn die Reichen jegliche Regelung umgehen können und ihre Domizile dort bauen, wo eigentlich ausgewiesene Umweltschutzgebiete sind. Die informellen Siedlungen der Armen befinden sich natürlich in der Regel in abgelegenen Territorien.
Selbstorganisation neoliberal gewendet
Die Bewohner von Valle Borghesiana haben sich durch ihre Selbstorganisierung wesentliche Mitbestimmungsrechte erkämpft. Allerdings wird auch erwähnt, dass eine Gesamtplanung für die Stadt fehlt. So bleiben die selbstorganisierten Stadtteilprojekte Inseln in Rom, wenn die Anbindung fehlt. Im Katalog schreibt Carlo Cellamare:
„Viele denken, dass Selbstorganisation eine Lösung für die Probleme der Stadtregierung und des Stadtgebiets darstellt. Wenn das wahr wäre, könnte es auf der anderen Seite eine Möglichkeit für die Mitwirkung der Bewohner bei der Mitwirkung der Gestaltung des Gemeinwesens sein, eine Öffnung hin zu Selbstbestimmung und Demokratisierung von Entscheidungsprozessen. Auf der anderen Seite entspringt Selbstorganisation häufig der Unfähigkeit der öffentlichen Verwaltung, Probleme anzugehen.“
Der Autor sieht auch Schnittstellen zwischen Selbstorganisierung und einem neoliberalen Regime: „Ist eine Gesellschaft neoliberal ausgerichtet, so neigen die ‚Städter‘ des Selbsthilfekontextes hingegen oft dazu, sich an der Eigentümerlogik bzw. privaten Logik zu orientieren und das private Interesse vor dem der Allgemeinheit zu verteidigen.“
Ein Beispiel für eine Besetzung, die sich gegen den Neoliberalismus richtet, ist das Teatro Valle im Zentrum Roms, das internationale Aufmerksamkeit nicht nur der Kunstwelt erhält.
Die Vertreibung der Roma aus der Innenstadt von Rom
Die migrantischen Besetzer der ehemaligen Teigwarenfabrik Pantanelli hatten nie die Chance, in solche neoliberale Praktiken einbezogen zu werden. Sie wurden nach 8 Monaten geräumt. Mehrere Installationen drehen sich um die Räumung von Romalager, die auf internationale Kritik gestoßen sind.
Das Romalager Casinolino wurde mit der Begründung geräumt, dass ein öffentlicher Park mit angelegt werden soll, die die dortigen archäologischen Funde einschließen sollte. Heute ist der Platz kahl und verödet. Die Roma wurden in völlig überwachte Lager außerhalb der Stadt gebracht. Dafür gibt es mittlerweile rund um das neue Lager ein Netzwerk von Sozialdiensten, die viel Geld verschlingen, von dem die Roma nicht profitieren.
http://www.heise.de/tp/blogs/6/154985
Peter Nowak 18.09.2013
Links
[1]
http://ngbk.de/development/index.php?lang=de
[2]
http://www.smur.eu/intersections/valle-borghesiana/
[3]
http://www.teatrovalleoccupato.it/
[4]
http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=6074:theaterbrief-aus-italien-3-ein-abend-im-besetzten-teatro-valle-in-rom&catid=624&Itemid=99
[5]
http://de.euronews.com/2010/01/22/rom-raeumt-romalager/
[6]
http://www.amnesty.ch/de/themen/armut-und-menschenrechte/slums-zwangsraumungen/dok/2012/italien-muss-auf-umsiedlung-von-roma-verzichten
Stadtteilkampf in Rom
Ausstellung über informelle Siedlungen
Einen Blick auf Rom jenseits von Tourismusattraktionen liefert die von Jochen Becker kuratierte Ausstellung in der Galerie »Neue Gesellschaft für bildende Kunst« (ngbk) in Berlin-Kreuzberg. Mit zahlreichen Videos, Hörspielen und Informationstafeln widmet sie sich den informellen Siedlungen, die auf etwa einem Drittel der bebauten Fläche Roms ohne staatliche Genehmigung und ohne Anbindung an die städtische Infrastruktur errichtet wurden.
In dem nach 1970 informell errichteten Stadtteil Valle Borghesiana organisierten sich die Bewohner, um den Anschluss an das Wasser- und Stromnetz und das Recht auf ein menschenwürdiges Leben durchzusetzen. Auf den Ausstellungstafeln erfahren die Besucher, dass sich die Menschen Mitentscheidungsrechte erkämpft haben.
Ganz anders wurde mit den migrantischen Besetzern der ehemaligen Teigwarenfabrik Pantanella umgegangen, die nach acht Monaten geräumt wurde. Mehrere Installationen thematisieren den Umgang mit den Roma, die aus der römischen Innenstadt in schwer bewachte Lager am Stadtrand vertrieben werden. Besonders gelungen ist der Teil der Ausstellung, in dem aktuelle urbane Kämpfe mittels der italienischen Kunstgeschichte dargestellt werden.
So wird auch die Entwicklung der Stadtpolitik anhand von Filmbeispielen von Pier Paolo Pasolini gezeigt. Der Regisseur vergleicht Siedlungsstrukturen in Italien beispielsweise mit solchen im Jemen. In einer Filmcollage werden in der Ausstellung die von Erwerbslosen errichteten Dörfer in den römischen Sümpfen unter anderem Kolonialbauten in Lybien und Äthiopien gegenüber gestellt.
http://www.neues-deutschland.de/artikel/833524.stadtteilkampf-in-rom.html
Peter Nowak