Im Zentrum der Aufmerksamkeit

PROTEST Ausstellung von „SolidaritätsfotografInnen“ im Bethanien bildet den Kampf der Flüchtlinge ab

„Wir wollen als Menschen betrachtet werden.“ Dieser Satz steht auf einem Schild. Flüchtlinge halten es in die Kamera, die zum Teil jahrelang in der Unterkunft Aub bei Würzburg leben mussten. Es könnte das Motto der kleinen Fotoausstellung mit dem Titel „We are Oranienplatz“ sein, die noch bis 19. Januar im Kunstquartier Bethanien zu sehen ist. Sie dokumentiert den Kampf der Flüchtlinge, die im September 2012 auf dem Oranienplatz ihr Camp errichteten.

„Wir wollen an die lange Geschichte des Flüchtlingskampfs erinnern“, erklärt Jonas Wüstefeld. Der Kunststudent gehört zu den „Photographers in Solidarity“, die die Aktionen der Geflüchteten mit der Kamera dokumentieren. Ihre Fotos sind in der Ausstellung zu sehen. Weil zum Prinzip der SolidaritätsfotografInnen gehört, dass die Geflüchteten im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen sollen, wurde auf die Namensnennung der KünstlerInnen verzichtet.

Fanal des Protests

Thematisiert wird auch die Vorgeschichte der Flüchtlingsproteste. Die Fotos zeigen, wie der Suizid des iranischen Asylbewerbers Mohammad Rahsepar, der sich am 29. Januar 2012 aus Verzweiflung über seine Lebensbedingungen in der Gemeinschaftsunterkunft Würzburg erhängte, zum Fanal eines Protests wurde, der nun schon zwei Jahre andauert und von der Politik nicht ignoriert werden kann.

Dabei lassen viele Aufnahmen erahnen, wie schwierig die Kampfbedingungen sind. Mehrere Fotos zeigen das Flüchtlingscamp als Eiswüste – sie erinnern an den vergangenen Winter, als die Protestierenden bei tiefen Minustemperaturen in den Zelten ausharrten. Auf anderen Fotos ist zu sehen, wie die Polizei hungerstreikenden Flüchtlingen vor dem Brandenburger Tor Schlafsäcke und Isomatten entreißen will.

Die Ausstellung hat aber auch glückliche Momente festgehalten. Auf einigen Fotos sieht man, wie im Camp getanzt, musiziert und gesungen wird und auch die PassantInnen sich daran beteiligen.

Die Ausstellung „We are Oranienplatz“ ist noch bis zum 19 Januar im Raum 57 im Erdgeschoss des Kunstquartiers Bethanien am Mariannenplatz zu sehen (tägl. 16-19 Uhr)

http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ba&dig=2014%2F01%2F17%2Fa0136&cHash=78acb72d253696eb68920bdb3a0cabf9

Peter Nowak