Sturm im Wasserglas am 9. Mai

Flop für zwei extrem rechte Veranstaltungen am Samstag in Berlin in der Nähe des Reichstags.

„Hochverrat im Bundestag. Wir zeigen am 9.Mai am Reichstag Gesicht. An dem Tag  rechnen wir mit der Regierung ab.“ Mit solchen Parolen hatte das Spektrum der Reichsbürgerbewegung für den vergangenen Samstag zum Sturm auf den Reichstag aufgerufen. Über eine App sollte das Startsignal für den Sturm gegeben werden. Doch es  wurde ein Sturm im Wasserglas. „Die Revolution ist nicht erfolgt,  weil viele aufgehalten worden sind“, hieß es  am Tag danach auf der Facebook-Seite. Auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion erklärte die Bundesregierung,  einer der beiden Anmelder der Demonstration sei  ein  NPD-Mitglied.

In Sichtweise des Reichstags  fand am Samstag eine weitere extrem rechte Kundgebung unter den Motto   „1000 000 Stimmen gegen die Islamisierung und Amerikanisierung  Europas“ statt. Gerade mal 400 Menschen fanden sich dort zusammen. Zu den Rednern gehörten  der „Compact“-Herausgeber Jürgen Elsässer und der Vorsitzende der von „pro-Deutschland“ Manfred Rouhs, die gegen die Amerikanisierung Deutschlands  wetterten.  Ein weiterer Redner,  der  ehemalige Thüringer AfD-Landtagskandidat Heiko Bernardy, hatte auf  einer Sügida-Kundgebung am 26. Januar Grüne und SPD als „Feinde des Volkes“ und „linksradikales Lumpenpack“ bezeichnet. Darauf  distanzierte sich die AfD von ihm. Victor Seibel aus Kassel, der öfter auf Kundgebungen der Endgame-Bewegung aufgetreten ist, beschwor auf der Berliner Kundgebung den germanischen Geist.

Angekündigter Besuch der „Nachtwölfe“ fällt aus

Die Veranstaltungsteilnehmer unterstützten die Redner mit Sprechchören wie „Lügenpresse“ und „Volksverräter“.  Neben Kameradschaftsmitgliedern  aus Thüringen war  auch die Berliner NPD im Publikum. Die „Identitäre Bewegung“ Berlin-Brandenburg verteilte Flugblätter mit der Parole: „Unsere Losung heißt Heimat, Freiheit, Tradition“. Andere Teilnehmer  machten ihre Gesinnung durch Aufschriften auf T-Shirts deutlich. „Wo Unkraut wächst, muss gejätet werden“, „Unser Leben, unser Land, maximaller Widerstand“ war dort zu lesen.

Nach einer Stunde verließen viele vorzeitig die Kundgebung. Da war  klar geworden, dass der  angekündigte Besuch der russischen Motorradgruppe „Nachtwölfe“ ausfallen wird.  Die Veranstalter hatten von der Bühne  immer wieder  Hoffnungen auf die Ankunft der Nachtwölfe gemacht. Schließlich hatten die sich in Torgau mit dem Dresdner Pegida-Mitbegründer Lutz Bachmann getroffen. Doch der wird mittlerweile auf rechten Internetseiten für den Flop der Kundgebung am 9. Mai verantwortlich gemacht. Bachmann habe die Berliner Kundgebung als Konkurrenz gesehen  und nicht dafür  mobilisiert. So hat die Kundgebung zu einer weiteren Zersplitterung des Pegida-Spektrums geführt.

http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/sturm-im-wasserglas-am-9-mai

Peter Nowak