Waffen für die Ukraine?

Die Jagd auf Tsipras ist eröffnet

Flüchtlingshass in Zeiten von Pegida

Dem Weltwirtschaftsforum gehen Kritiker aus

Brandstifter Tsipras, weil er nicht bei den Armen sparen will

Verführt vom FBI

Ein junger Umweltaktivist saß zehn Jahre in Haft – für Terrorpläne des Geheimdienstes

Erst hat das FBI eine Terrorgruppe selbst geschaffen und dann die Mitglieder hoch verknackt. Das wurde nun bewiesen und Eric McDavid, der von einer FBI-Agentin angestiftet wurde, kam vor einigen Tagen frei.

Fast zehn Jahre war Eric McDavid inhaftiert. 2008 war er wegen Beteiligung an einer »ökoterroristischen Verschwörung« zu einer Freiheitsstrafe von 19 Jahren und 7 Monaten verurteilt worden. Er soll Attentate gegen Handymasten, Forschungseinrichtungen und Staudämme geplant haben. McDavid gehörte zu einer in den USA aktiven ökonarchistischen Szene, die auch militant gegen solche Einrichtungen vorgeht. Doch Bomben hatte der heute 37-Jährige nie gelegt. Seine Verurteilung basierte im Wesentlichen auf Briefen, die er mit seiner damaligen Freundin über Anschlagspläne gewechselt hatte.

Diese Freundin arbeitete in Wirklichkeit für den FBI und bekam für ihren Job 65 000 Dollar. Ohne die damals 17-jährige Frau, die im Anarcholook in der US-Szene auftauchte, hätte es die ökoanarchistische Gruppe um McDavid nie gegeben. Sie führte die drei weit voneinander entfernt lebenden Männer zusammen, sie drängte zu Aktionen. Eric McDavid, der sich in sie verliebt hatte, machte sie klar, dass erst die revolutionären Aufgaben erfüllt werden müssten, bevor eine romantische Beziehung infrage komme. Dazu ist es nie gekommen. Nachdem die FBI-Agentin Materialien zum Bombenbau geliefert hatte, ließ sie das Trio auffliegen.

Für die jungen Aktivisten war es ein doppelter Schock. Eine angebliche Genossin entpuppte sich als FBI-Agentin, die alle ihre Schritte mit dem Geheimdienst abgestimmt hatte. Zudem drohten ihnen langjährige Haftstrafen. Unter diesen Druck bekannten sich zwei der Angeklagten schuldig und belasteten McDavid, der ein Schuldgeständnis ablehnte, schwer. Nach dessen Verurteilung forderte eine kleine linke Szene in den USA weiter seine Freilassung.

Dass er nach knapp der Hälfte der Strafzeit frei kam, hat er einer Freundin zu verdanken. Jenny Esquivel erreichte die Freigabe der zurückgehaltenen FBI-Dokumente. Darunter befanden sich die Liebesbriefe, die sich die FBI-Agentin und McDavid schrieben. Während des Verfahrens hatte das FBI die Existenz dieser Briefe bestritten und damit entlastendes Beweismaterial zurückgehalten. Nach der Veröffentlichung wurde deutlich, wie das FBI die angebliche Terrorgruppe erst geschaffen und idealistische junge Leute, die sich gegen Ungerechtigkeiten einsetzen wollten, damit kriminalisiert hat.

Nach McDavids Freilassung schrieb Esquivel in einem Offenen Brief: »Wir dürfen nicht vergessen, dass Erics Fall nur einer von vielen ist. Hunderte Menschen, darunter eine Menge von Muslime sitzen aus religiösen und politischen Gründen im Gefängnis.« Tatsächlich wurden in der letzten Zeit immer wieder Fälle von Menschen aus der islamistischen Szene bekannt, die sich in Internetforen mit scheinbar Gleichgesinnten austauschten, die ihnen Tipps zum Bombenbau und für Anschlagsziele gaben und sich später als FBI-Agenten erwiesen.

http://www.neues-deutschland.de/artikel/959050.verfuehrt-vom-fbi.html

Peter Nowak

Peter Nowak

Wenn Antisemiten witzig sein wollen

Der rechte französische Satiriker Dieudonné wurde festgenommen. Das dürfte seinen Märtyrerstatus festigen

Dieudonné M’bala M’bala ist seit langen als rechter Provokateur bekannt, der mit dem Front National gebrochen hat, seit dort Antisemitismus zumindest öffentlich nicht mehr en vogue ist. Mittlerweile hat er mit vielen Kleinparteien versucht, auf sich aufmerksam zu machen. Das gelingt ihm deshalb recht gut, weil er seit Jahrzehnten als Komiker und Schauspieler aktiv ist. Bereits nach den islamistischen Anschlägen vom 11.09.2001 sorgte er mit der Äußerung für Empörung, dass ihm das Charisma von Bin Laden mehr gefalle als das von Bush. Es war klar, dass er auch die islamistischen Anschläge in Paris für seine Selbstdarstellung nutzen würde.

Das ist ihm gründlich gelungen. Wegen Verherrlichung von Terror wurde Dieudonné jetzt festgenommen. Auf seiner Facebookseite sind Fotos gepostet, die seine Festnahme zeigen. Auch ein kurzes Video, in dem er von seiner Tochter gegrüßt wird, ist dort hochgeladen. Es zeigt sich schon, dass Dieudonné sich jetzt als Opfer einer Gesinnungsjustiz inszenieren will und so einen Märtyrerstatus erlangen will. Denn Dieudonné war mittlerweile nur noch beim harten antisemitischen Rand der extremen Rechten ein Bezugspunkt.

Noch vor einigen Jahren hatte der Komiker vor allen bei antirassistischen Gruppen Anhänger. Schließlich hat er lange Zeit mit seiner kamerunischen Herkunft kokettiert und den Rassismus gegen den Antisemitismus auszuspielen versucht. Doch die meisten antirassistischen Organisationen haben sich längst von ihm distanziert. Allerdings hatte er vor allem bei manchen Banlieu-Jugendlichen mit afrikanischem Hintergrund noch Sympathien. So wurde der von ihm eingeführte Quenelle-Gruß, der als abgewandelter Hitlergruß interpretiert wird, schnell weltweit bekannt und nachgeahmt.

„Ich fühle wie Charlie Coulibaly“

So könnte auch seine jetzige Festnahme in diesem Milieu auf Zustimmung stoßen. Denn der Anlass war sein Bekenntnis auf Facebook: „Ich fühle wie Charlie Coulibaly“ , wo er den Solidaritätsspruch „Ich bin Charlie“ mit dem Namen des antisemitischen Mörders Amedy Coulibaly kombiniert. Die ersten Solidaritätserklärungen aus rechten und verschwörungstheoretischen Kreisen gab es bereits. Dort wird erklärt, dass in Frankreich nach den Anschlägen der totale Staat sichtbar werde.

Doch unabhängig von diesen Kreisen stellt sich natürlich die Frage, ob es schlau ist, einen Antisemiten, der auf öffentliche Provokation abzielt, den Märtyrerstatus zu verleihen, indem man ihn festnimmt. Wenn es richtig ist, dass Satire alles darf, gilt das natürlich auch für Dieudonné. Auch Rechte dürfen Witze machen und wenn sie auch noch so schlecht sind. Schließlich ist ja niemand gezwungen zu lachen.

So stellt sich hier einmal mehr die Frage, ob es doch Grenzen der Satire geben soll. Sie können allerdings nicht admistrativ verordnet werden und müssten dann auch für alle und überall gelten. Dann wären wir aber wieder bei der Frage, die uns seit Jahren im Zusammenhang mit den Mohammed-Karikaturen beschäftigt. Daher ist es sinnvoll, gar nicht erst Grenzen der Satire bestimmen zu wollen.

Wie auch Islamisten die Karikaturen ertragen müssen, sie können ja weggucken, müssen auch die Opfer islamistischen Terrors Dieudonnés ganz speziellen Humor ertragen. Sie müssen sich ihm nicht aussetzen. Wenn nun die Erklärung „Ich fühle wie Charlie Coulibaly“ als Befürwortung von Terror gedeutet wird, ist das auf jeden Fall eine willkürliche Auslegung. Denn wenn man erklärt, mit einem Menschen zu fühlen, billigt man noch nicht seine Taten. Hier werden tatsächlich Freiheitsrechte eingeschränkt, die universell sind und deshalb auch für einen antisemitischen Provokateur wie Dieudonné gelten müssen.

http://www.heise.de/tp/news/Wenn-Antisemiten-witzig-sein-wollen-2517846.html

Peter Nowak

Ein Alarmphone gegen den Tod von Flüchtlingen im Mittelmeer

Nicht nur für Touristen

In Porto erinnert eine Ausstellung an die Mieter- und Stadtteilbewegung in Portugal während der Nelkenrevolution, die noch heute lebendig ist

Die Forderung von damals: Auch Arme sollen sich die Innenstadt leisten können. Anders als im restlichen Europa ist das in Porto noch heute der Fall. In der Altstadt leben Menschen zum Teil seit 40 Jahren.

Kleine Kinder wie alte Frauen halten selbstgemachte Plakate in die Höhe. Darauf ist zu lesen: »Die Häuser denen, die drin wohnen« und »Keine Vertreibung aus dem Stadtzentrum«. Es sind Momentaufnahmen der starken Mieterbewegung, die sich 1975 in Portugal entwickelt hatte. 40 Jahre danach erinnert eine Ausstellung im Serralves-Museum im nordportugiesischen Porto an eine Bewegung, die von Linken in ganz Europa mit großer Sympathie beobachtet wurde.

Nachdem 1974 junge Offiziere ein jahrzehntelanges faschistisches Regime gestürzt hatten, begann ein landesweiter gesellschaftlicher Umbruch, der bald unter den Begriff »Nelkenrevolution« gefasst wurde. So schlossen sich vor allem im Süden Portugals Landarbeiter in Kooperativen zusammen und besetzten das Land der Großgrundbesitzer. Arbeiter gründeten Fabrikkomitees und setzen unmittelbare Verbesserungen der Arbeitsbedingungen in ihren Betrieben durch, wie die Drosselung des Tempos oder die Absetzung besonders unbeliebter Vorarbeiter. In verschiedenen portugiesischen Städten entstanden Stadtteil- und Mieterkomitees, die sich für ein menschenwürdiges Wohnen einsetzten.

Es ist kein Zufall, dass Porto, die zweitgrößten Stadt des Landes, eines der Zentren dieser Bewegung wurde. Vor allem in der Altstadt lebten die Menschen unter katastrophalen Bedingungen. Viele der noch bewohnten Häuser drohten einzustürzen, sanitäre Anlagen waren kaum vorhanden. Gleichzeitig war den Betroffenen schon 1974 klar, dass sich die Altstadt kapitalistisch aufwerten und touristisch vermarkten lassen würde.

Genau das wollte das Projekt SAAL verhindern, das im Mittelpunkt der Ausstellung steht. Die Abkürzung steht für lokale Unterstützungskomitees, in denen neben den Stadtteilbewohnern bekannte Architekten mitarbeiteten, die mit ihnen neue Formen des Bauens gemeinsam umsetzen wollten. Auch Studierende verschiedener Fakultäten beteiligten sich. Entscheidungen wurden in gutbesuchten Versammlungen getroffen, bei denen junge wie alte Menschen mitdiskutierten, die oftmals erklärten, das erste Mal vor einer großen Menschenmenge zu sprechen.

Der Enthusiasmus der Anfangsphase verwandelte sich in Wut und Entschlossenheit, als sich ab Mitte 1975 in Portugal die Gegenkräfte formierten. Diese beließen es nicht bei verbalen Attacken. Auch Brandanschläge wurden auf Autos von SAAL-Aktivisten und auf Treffpunkte der Stadteilkomitees verübt. Gewerkschafter und Landarbeiterorganisationen waren ebenfalls von dem rechten Terror betroffen. Alle gemeinsam organisierten sie Gegendemonstrationen, auf denen nicht nur bekannte portugiesische Rechte, sondern auch ihre ausländischen Unterstützer beim Namen genannt wurden, wie etwa der CSU-Politiker Franz Josef Strauß.

Nachdem 1976 vor allem auf Druck der NATO-Länder der revolutionäre Prozess in Portugal gestoppt wurde, war auch die Zeit der Stadtteilkomitees zu Ende. Doch sie haben Spuren hinterlassen. Die vielen älteren Besucher, die sich die Ausstellung anschauen, zeigen, dass dieser Aufbruch nicht vergessen ist. Die Altstadt von Porto ist auch heute kein Touristenmuseum. Dort leben noch viele der Menschen, die vor 40 Jahren aufgestanden sind. Heute finden sich auf den Häusern Parolen gegen die EU-Troika und die deutsche Austeritätspolitik

http://www.neues-deutschland.de/artikel/957626.nicht-nur-fuer-touristen.html

Peter Nowak

War die Schlacht von Waterloo die erste Nato-Operation?

Wie nützlich ist Zuwanderung für den deutschen Standort?

Rechtsruck in Schweden

Von der Schulbank ins Gefängnis

Wenn Journalisten eine terroristische Zelle werden

„Così non va“