Filterstaub im Bergwerk

Kalikonzern füllt alte Schächte mit Resten französischer Müllverbrennung

Die Kritik am Bergbaukonzern Kali und Salz (K+S) reißt nicht ab. Einerseits will der Konzern nach wie vor trotz Protesten von Umweltschützern und Anrainern Abfallsalz über eine Pipeline in die Werra entsorgen, andererseits wird zum sogenannten Bergversatz – der Verfüllung ausgebeuteter Schächte – giftiger Filterstaub eingesetzt.

Ist ein Bergwerk ausgebeutet, bleiben riesige Hohlräume zurück. Um nachfolgende Geländeabsenkungen zu verhindern, müssen diese hierzulande gefüllt werden. K+S verwendet dafür unter anderem giftige Rücgiftiger Rückstände aus einer nordfranzösischen Müllverbrennungsanlage.

 

Die Kritik an dem von Kali und Salz (K+S) geplanten Bau einer Abwasserpipeline vom Örtchen Neuhof-Ellers in Osthessen an die Werra reißt nicht ab. Die Antragsunterlagen seien unvollständig und  Betroffene würden ausgegrenzt, moniert die Werra-Weser-Anrainerkonferenz in einer Presseerklärung, nachdem sie die Antragsunterlagen für das Projekt eingesehen haben. Die  Werra-Weser-Anrainerkonferenz ist ein Zusammenschluss von Einzelpersonen und Gemeinden, die sich aus ökologischen Gründen immer wieder kritisch zu Projekten von K+S äußern. Dabei ist die geplante Abwasserpipeline nicht der einzige Kritikpunkt.

Auch das von K+S praktizierte Konzept des Bergversatzes wird von den Umweltschützern abgelehnt. Dabei geht es um die zur Verhinderung von Geländeabsenkungen notwendige Befüllung der Bergwerkschächte.
Umweltverbände schlagen vor, dafür statt  giftiger Rückstände aus einer nordfranzösischen Müllverbrennungsanlage, wie von K+S praktiziert, Rückstände aus der Kaliproduktion zu verwenden. Rückendeckung für ihre Position bekamen  sie vom französischen Verwaltungsgerichtshof, der die Transporte der Müllverbrennungsrückstände für ungesetzlich erklärte.   Die Richter folgten  der Argumentation des französischen Umweltministeriums und verschiedener  Umweltverbände. Diese betonten ebenfalls, dass die an den Kalistandorten vorhandenen Rückstandshalden  beim Bergversatz Vorrang  vor den giftigen Rückständen aus der Müllverbrennung haben müssen. „Französisches Gericht stoppt Müllexport an die Werra“, titelte die Südthüringischer Zeitung.

Im Einklang mit europäischen Recht
„Die Entscheidung des französischen Gerichts war eine Einzelfallentscheidung. Sie hatte über den Einzelfall hinaus keine generelle Bindungswirkung, so dass nach wie vor Rauchgasreinigungsrückstände aus Frankreich in Deutschland im Bergversatz verwertet werden dürfen und französische Behörden dazu die erforderlichen abfallrechtliche Genehmigungen erteilen“,  erklärte Ulrich Göbel gegenüber ND. Der Pressesprecher von K+S betonte, dass die von seinem Unternehmen praktizierte Verwertung von Abfällen im Einklang mit dem europäischen Recht stehe.  Das geolte auch für die Ladung eines am 31. März 2010 auf der Bundesautobahn 4 in Thüringen zwischen Magdala und Mellingen verunglückten Gefahrguttransporters. Die Polizei hatte nach dem Unfall   eine 50-Meter-Zone eingerichtet, in der sich kein Helfer ohne Schutzanzug aufhalten durfte.
Das Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr bestätigte in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Thüringer Landtag, dass es sich bei der Ladung um Rückstände aus der französischen Müllverbrennung gehandelt hatte.  Für Radioaktivitätsmessungen am Unfallort habe keine Veranlassung bestanden. Das Umweltamt des Landkreises Weimarer Land habe allerdings Bodenproben für eine Analyse entnommen.
Die Kritiker von K+S sind auch in der Sommerpause nicht untätig. So werden sich die Landtagsfraktionen der Linken aus Hessen und Thüringen im Rahmen ihrer Sommertour am  23. August im thüringischen Heringen und Vacha  mit der Salzeinleitung des Unternehmens in die Werra befassen.
 https://www.neues-deutschland.de/artikel/177467.filterstaub-im-bergwerk.html?sstr=Kali|und|Salz
Peter Nowak

Weiter Salz in der Werra

Das Verwaltungsgericht Kassel hat vergangene Woche die Klage der thüringischen und hessischen Gemeinden Gerstungen, Herleshausen und Witzenhausen sowie einer Fischereigenossenschaft gegen eine Vereinbarung zwischen dem Kaliproduzenten K + S und den beiden Bundesländern zurückgewiesen. Diese erlaubt dem Unternehmen in den nächsten 30 Jahren weiter Salzlauge-Rückstände in die Flüsse Werra und Fliede zu leiten. Die von den CDU-Umweltministern von Thüringen und Hessen ausgehandelte Vereinbarung war auf Widerstand von Anrainern und Umweltverbänden gestoßen.

 In der Auseinandersetzung wird mit harten Bandagen gekämpft. Ein am 17. Februar 2010 im ZDF ausgestrahlter Beitrag zur Werraversalzung wurde von der Homepage des Senders genommen und wird nicht mehr ausgestrahlt, nachdem K + S dem Film mangelnde Objektivität vorgeworfen hatte. Dem Vorsitzenden der Werra-Weser-Anrainer-Konferenz Walter Hölzel wurde auf Antrag von K + S ein Zwangsgeld von 250 000 Euro angedroht, wenn er weiterhin in er Öffentlichkeit behauptet, die Rückstandshalden des Konzerns seien heute nicht mehr genehmigungsfähig, weil die negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu groß seien.

Die hessische Landtagsabgeordnete der LINKEN, Marjan Schott, monierte, dass mit der Vereinbarung Gesetze und Beschlüsse zum Schutz der Umwelt und natürlicher Ressourcen verletzt würden und warnte vor den hohen Folgekosten.

Ende Mai forderte auch der hessische Landesverband der Naturfreundejugend einen Stopp der Versalzung der Flüsse und berief sich dabei auf die Europäische Wasser-Rahmenrichtlinie, die Weichen für eine umweltverträgliche Wassernutzung stellen soll. In dem Beschluss der Naturfreundejugend wird auch an den Artikel 41 der hessischen Verfassung erinnert, in dem die »Sofortsozialisierung von Kohle und Stahl, Erzen und Kali, Energie und Eisenbahnen« festgeschrieben ist. Dieser Passus böte den Politikern die Handhabe, auch einen führenden Konzern, der hohe Gewinne im In- und Ausland macht, in die Schranken zu weisen.

http://www.neues-deutschland.de/artikel/174025.weiter-salz-in-der-werra.html

Peter Nowak