Fliegen mit Biokerosin – Greenwashing oder umweltfreundlich?

Am ersten Biospritflug der Welt gibt es aus Nord-Süd und Umweltverbänden Kritik
  
Die Lufthansa hat am 15.Juli ihren weltweit ersten Biospritflug von Frankfurt nach Hamburg bewerkstelligt, der monatelang vorbereitet wurde. Allein für den Test des von der Lufthansa und der deutschen Bundesregierung finanzierten Projekts wurden 800 Tonnen Biokraftstoff benötigt.

Eine finnische Raffinerie bezog dafür pflanzliche Öle aus Asien, Rapsöl aus Europa und nutzte sogar finnische Schlachtabfälle als Biomasse. Der entstehende Biokraftstoff wurde dann zur Hälfte mit Jet A1 gemischt und nach Hamburg verschifft. „Unser Treibstoff ist nachhaltig. Fest steht, dass für Lufthansa-Biokraftstoff kein Regenwald gerodet wird, unsere lizenzierten Lieferanten müssen die Nachhaltigkeit ihrer Prozesse nachweisen“, versichert der Projektleiter Joachim Buse. Die Lufthansa ließ sich wegen ihrer Biokerosintests schon im Vorfeld als Vorreiter der Nachhaltigkeit loben.

Kritik von Umweltverbänden

Viele Nord-Süd-Initiativen und Umweltverbände sind nicht überzeugt. Die Nord-Süd-Organisation Inkota wirft der Lufthansa gar vor, mit dem Biosprit die Landkonflikte in Mosambik anzuheizen. Durch den Anbau des für den Biosprit benötigten Jathrophaflanzen würden Nahrungspflanzen verdrängt, so der Vorwurf der Inkota-Agrarexpertin Evelyn Bahn.

Auch Greenpeace schließt sich dieser Kritik an. Die Organisation sieht das Problem in der steigenden Nachfrage nach Palmöl, das für das Biokerosin verwendet wird. In einer Erklärung heißt es:

„Je höher die Nachfrage, desto größer der Druck, wertvolle Wälder und Wiesen in Ölpalmplantagen umzuwandeln. Das zerstört den Lebensraum gefährdeter Tiere und vernichtet bedrohte Pflanzenarten.“ ,

Der finnische Konzern Neste Oil, von dem die Lufthansa die Biorohstoffe bezieht, stehe ganz oben auf der Liste „der übelsten Unternehmen des Jahres“, so Greenpeace. Für die Organisation gehört Palmöl generell nicht in den Tank. Als Alternative schlägt Greenpeace vor, Biosprit aus Abfällen herzustellen und den Flugverkehr generell stark einzuschränken.

Die Lufthansa räumt ein, dass in der nächsten Zeit maximal 5 bis 10 Prozent ihrer Flüge mit Biosprit getätigt werden können. Allerdings könnte sich der Konzern damit eine neue kaufkräftige Kundschaft sichern, die gegen einen Aufpreis biologisch korrekt fliegen will.

Die von vielen Umweltverbänden propagierte Forderung nach Einschränkung des Flugverkehrs wird wiederum von den NaturFreunden kritisiert. Die Organisation habe sich immer für das Recht auf Mobilität gerade auch für Menschen mit geringen Einkommen eingesetzt, meint Uwe Hiksch vom Vorstand der Naturfreunde, die ihr Eintreten für die Natur nicht mit einer Verzichtsideologie verknüpft.

http://www.heise.de/tp/blogs/2/150151
Peter Nowak