Genussinitiative versus Nichtraucher

In Berlin wird wieder um den blauen Dunst gestritten

Nichtraucher mobilisieren gegen Tabakwerbung und bereiten unter dem Motto Frische Luft für Berlin eine Volksinitiative vor, die weitere Einschränkungen für Raucher in Berlin zur Folge hätte. Die Kampagnenhomepage ist noch im Aufbau.

Vorbild sind die strengen Nichtraucherbestimmungen in Bayern, die mittels Volksbegehren durchgesetzt wurden. Sollte die Berliner Initiative Erfolg haben, wäre das Rauchen in Gaststätten, Cafés, Bars, Clubs und Diskotheken grundsätzlich verboten. Die Volksinitiative fordert klare Regeln ohne Ausnahme. Damit beziehen sich die Initiatoren auf Medienberichte, nach denen die Nichtraucherbestimmungen zu viele Ausnahmen zulassen und zudem in vielen Kneipen nicht beachtet werden.

Dem widerspricht die zuständige Berliner Senatorin für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz Katrin Lompscher: „Wir haben immerhin so viel Nichtraucherschutz, wie es ihn vorher noch nie gab. Von den über 7.000 Gaststätten sind weniger als 10 Prozent Raucherkneipen“, erklärte sie in einem Interview. Dort betonte sie auch, dass sie sich striktere Bestimmungen gewünscht hätte, was in Berlin allerdings nicht möglich gewesen wäre, weil in der Diskussion um das Rauchverbot die Zunft der Berliner Gastronomie eine starke Rolle spielte.

Aber auch die Gegner eines verschärften Rauchverbots melden sich zu Wort. Die Initiative für Genuss Berlin e.V. erinnert in einer Pressemeldung daran, dass ein völliges Rauchverbot nicht in erster Linie an den kommerziellen Interessen der Berliner Gastronomie gescheitert sei: „Die Initiative für Genuss Berlin e.V. hatte durch ihren politischen Druck maßgeblich dazu beigetragen, dass in dem heute gültigen Gesetz auch den Interessen der rauchenden Bevölkerung Rechnung getragen wird. Mit dem Gesetz in seiner jetzigen Form wurde ein Kompromiss erzielt, der den Nichtrauchern im öffentlichen Leben und in der Gastronomie weitreichende Rauchfreiheit zusichert.“

Die Genuss-Initiative kündigte an, gegen weitere Verschärfungen bei der Nichtrauchergesetzgebung aktiv werden zu wollen. Für die Aktivisten gehören sowohl Raucher als auch Nichtraucher zu einem weltoffenen Berlin. 
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Peter Nowak