Respekt für Mieter, bitte

Bewohner der Wisbyer Straße 6 organisieren sich gegen neuen Eigentümer Sascha Klupp

Die Inter Group ist für Mieter ein rotes Tuch. Bewohner wehren sich gegen Sanierungen, Politiker versprechen Prüfung des Bauantrags.

Zwei Drittel der 33 Wohnungen des Gebäudes stehen leer. Die offenen Türen geben einen Blick auf abgetragene Decken und Wände. Doch an einigen Wohnungstüren sind handgemalte Schilder angebracht. »Respekt bitte, hier wohnen Menschen«, steht dort geschrieben. Seit im Januar 2014 die Inter Stadt- und Wohnungsbau Grundbesitz GmbH Eigentümerin der Wisbyer Straße 6 in Prenzlauer Berg geworden ist, kann von einem respektvollen Umgang mit den Mietern keine Rede mehr sein. Cornelia Hentschel, die seit 25 Jahren in dem Haus wohnt, versucht seit zwei Wochen, die Folgen des schweren Wasserschadens zu beheben, der durch Bauarbeiten in der darüber liegenden Wohnung verursacht worden ist. Ob es ein Versehen oder eine gezielte Entmietungsstrategie war? Die noch verbliebenen zehn Mietparteien in dem Haus waren nach dem Eigentümerwechsel gewarnt. Denn der Geschäftsführer der Inter Group, Sascha Klupp, ist für viele Mieter ein »rotes Tuch«, wie es ein Bewohner der von Luxussanierungen betroffenen Gleimstraße 52 in einem Fernsehinterview formulierte. Ein Großteil der Mieter des Hauses hatte sich im Frühjahr 2012 an die Öffentlichkeit gewandt und über Entmietungsstrategien der Inter Group berichtet. Diese Methoden fanden auch in dem Film »Betongold« Eingang, der vergangenes Jahr Premiere hatte. Die Regisseurin Katrin Rothe wohnte in der Bergstraße 62, bis die Inter Group dort die Verwaltung übernahm.

150 bis 200 Euro pro Quadratmeter waren auch den Mietern in der Wisbyer Straße 6 geboten worden, wenn sie eine Mietaufhebungsvereinbarung unterzeichnen. Die Mehrheit der Bewohner des Hauses lehnte diese Angebote aber ab. Sie begannen, sich zu organisieren, kontaktierten Anwälte und Bezirkspolitiker. Am Mittwoch besuchte Pankows Grünen-Stadtrat Jens-Holger Kirchner mit einigen seiner Kollegen das Haus. Seine Behörde werde den Bauantrag noch einmal genau unter die Lupe nehmen, sagte Kirchner nach der Besichtigung. Sollte sich der Verdacht belegen lassen, dass die Sanierungsmaßnahmen nicht mit dem genehmigten Antrag übereinstimmen, könnte ein Baustopp die Folge sein, sagte der Baustadtrat. – Eine nd-Anfrage an die Inter Group blieb bisher unbeantwortet.

Kirchner wollte den Mietern indes nicht zu viele Hoffnungen machen. Er verwies darauf, dass in der letzten Zeit die Rolle der Vermieter deutlich gestärkt worden sei. Auch Michail Nelken von der Linkspartei nahm an dem Besuch teil. »Ich bin hier, um die Mieter zu unterstützen«, sagte der stadtentwicklungspolitische Sprecher der LINKEN im Bezirk Pankow.

Doch für den Geschäftsführer von Inter Group, Sascha Klupp, könnte es noch weitere Probleme geben. Noch während sich die Politiker in dem Haus von den Mietern informieren ließen, ging ein großes Aufgebot von Polizei und Zoll dem Verdacht der illegalen Beschäftigung auf der Baustelle nach. Über die Ergebnisse wollten die Beamten keine Angaben machen. Mittlerweile soll Klupp auch ein Haus in der Kreuzberger Wrangel- straße erworben haben. Noch ist seine Firma nicht im Grundbuch eingetragen. Doch die Mieter haben bereits eine erste Versammlung einberufen und wollen sich mit Initiativen in der Nachbarschaft vernetzen. Gegen den »Mann fürs Grobe« genannten Klupp wird auch dort Widerstand geleistet.

https://www.neues-deutschland.de/artikel/933505.respekt-fuer-mieter-bitte.html

Peter Nowak

Das Treiben des Sascha Klupp in der Wisbyer Str.

Schon von Weiterm hört man das Dröhnen von Bohrern und lautes Hämmern an  der Großbaustelle Wisbyer Straße.  Zwei Drittel der 33   Wohnungen  des Gebäudes stehen leer. Die offenen Türen gestatten einen Blick auf abgetragene Decken und Wände. Doch an   einigen Wohnungstüren sind handgemalte Schilder angebracht.    „Respekt bitte, hier wohnen Menschen“, steht dort geschrieben

Seit im Januar 2014 die Inter Stadt- und Wohnungsbau  6 Grundbesitz GmbH Eigentümerin der Wisbyer Straße geworden ist, kann von einem respektvollen Umgang mit den Mietern keine Rede sein. Cornelia Hentschel, die bereits seit 25 Jahren in den Haus wohnt, versucht seit  zwei Wochen die Folgen des schweren Wasserschadens zu beheben,  der durch Bauarbeiten in der  darüber liegenden Wohnung verursacht wurde. Ob es ein Versehen oder eine gezielte Entmietungsstrategie war?  Die noch verbliebenen 10 Mietparteien  in dem Haus  waren nach dem  Eigentümerwechsel gewarnt. Denn der Geschäftsführer der Intergroup Sascha Klupp ist für viele Mieter ein „rotes Tuch“, wie es ein Bewohner  der Gleimstraße 52 in einen Fernsehinterview formulierte.    Ein Großteil der Mieter dieses Hauses hatten sich im Frühjahr 2012   an die Öffentlichkeit gewandt und über Entmietungsstrategien der Inter Group berichtet.

Diese Methoden wurden auch  in dem Film Betongold , der letztes Jahr Premiere hatte, dargestellt. Die Regisseurin  Katrin Rothe  wohnte in der Bergstraße 62,  bis die Inter Group dort die Verwaltung übernommen hat.
Auch die Mieter in der Wisbyer Straße 6 waren  bald   mit Rauskaufangeboten konfrontiert.  150 bis 200 Euro pro Quadratmeter wurden ihnen geboten, wenn sie eine Mietaufhebungsvereinbarung unterzeichnen. Die Mehrheit der Mieter lehnte diese Angebote ab. Sie begannen sich zu organisieren, nahmen Kontakt zu Anwälten und Bezirkspolitikern auf.  Am 14. Mai besuchte  Pankows Grünen-Stadtrat Jens-Holger Kirchner mit mehren seiner Kollegen das  Haus. Seine Behörde  werde den  Bauantrag noch einmal genau unter die Lupe nehmen, erklärte Kirchner    nach der Besichtigung. Sollte sich der Verdacht belegen lassen, dass die Sanierungsmaßnahmen nicht mit dem genehmigten Antrag übereinstimmen,  könnte ein Baustopp die Folge sein. Allerdings gab es in den letzten Monaten schon mehrere solcher Unterbrechungen. So musste  die Dämmung der Fassade gestoppt werden, weil  eine Mieterin eine Einstweilige Verfügung erlassen hat. Sie fühlte sich in ihren Rechten verletzt, weil die Modernisierungsmaßnahme nicht fristgerecht angekündigt worden sei. Doch Kirchner  äußert sich sehr vorsichtig und wollte den Mietern keine unbegründeten Hoffnungen machen.  Er verweist darauf, dass  in der letzten Zeit die Rolle der Vermieter deutlich gestärkt worden sei. Darüber könne er sich auch als Bezirkspolitiker nicht hinwegsetzen.

Doch   am 14. Mai gab es für Klupp noch weitere Probleme. Ein großes Aufgebot von Polizei und Zoll ging dem Verdacht der illegalen Beschäftigung  auf der Baustelle nach. Über die Ergebnisse wollten die Beamten keine Angaben machen.  Mittlerweile hat die Klupp auch ein Haus in der Kreuzberger Wrangelstraße erworben.  Noch ist seine Firma nicht im Grundbuch eingetragen. Doch die Mieter sind  gewarnt. Sie haben bereits eine erste Versammlung einberufen.

MieterEcho online 15.05.2014

http://www.bmgev.de/mieterecho/mieterecho-online/sascha-klupp-wibyer.html
Peter Nowak