Wenig Unterstützung für „Patrioten Cottbus“

Zur wochenlang angekündigten Kundgebung gegen Asylmissbrauch&  der „Patrioten Cottbus“ am Samstag erschienen nur wenige Teilnehmer    – einen Auftritt hatte dort die extrem rechte Wanderrednerin Ester Seitz.

Zunächst musste der Anmelder die wenigen Teilnehmer aufrufen, doch das Transparent  mit hochzuhalten, weil er selber ja das Megaphon bedienen muss. „Kein Mensch  kann illegal sein, sein Aufenthalt schon“, lautete das Motto und darunter fand sich die Zeile „Merkel muss weg“, garniert mit einem durchgestrichenen Konterfei der Bundeskanzlerin. Nachdem die organisatorischen Fragen  leidlich geklärt waren, beklagte der Anmelder aus Sachsen, dass sich kaum Cottbuser auf der Kundgebung eingefunden hätten. Dabei nannten sich die rechten Organisatoren, die über Facebook zu der Aktion mobilisiert hatten „Patrioten Cottbus“.  Aus Leipzig war auch ein H.J. Müller gekommen, der sich als Mitbegründer des Neuen Forums im Herbst  1989 in der DDR vorstellte und für seine kurze Rede Höflichkeitsapplaus bekam.

An vorderster Front in Dresden dabei

Gefeiert wurde dagegen die extrem rechte Aktivistin Ester Seitz für ihre kurze Rede. Betonte sie doch gleich zu Beginn, dass sie erst vor wenigen Tagen angefragt worden war und  sich sofort  aus Baden-Württemberg auf dem Weg gemacht hätte, um ihre Warnung vor dem drohenden Untergang Deutschlands zu verkünden. Die Begründerin der Gruppierung „Widerstand Ost West“ ist es als Wanderpredigerin auf diversen rassistischen Veranstaltungen quer durch die Republik gewöhnt, nur die eigene Szene zu erreichen. In Cottbus sparte sie denn auch nicht mit Pathos. Selbst wenn Deutschland untergehe, könnten die wenigen Teilnehmer zumindest ein „gutes Gewissen haben, alles getan zu haben, um das zu verhindern“, machte sie den wenigen Teilnehmern Mut. Ester Seitz berichtete auch, wie sie am 3. Oktober an vorderster Front dabei war, als Bundeskanzlerin Merkel und Bundespräsident Gauck in Dresden beschimpft und ausgepfiffen wurden und sich der Platz immer mehr gefüllt habe.

Vom  3. Oktober in Dresden schwärmen auch die „Patrioten Cottbus“ auf ihrer Facebook-Seite und posten ein Foto von ihrem Transparent, das sie dort in die Höhe gehalten hatten. Bereits in der Vergangenheit haben sich die „Patrioten Cottbus“ mit Peinlichkeiten und  öffentlich ausgetragenen internen Streitigkeiten selbst in der rechten Szene von Cottbus und Umgebung so gründlich diskreditiert, dass die die angekündigte Kundgebung vom Samstag ignorierte. Auch das Bündnis „Cottbus Nazifrei“ verzichtete auf Proteste gegen den Auftritt der „wirren Patrioten“ wegen deren Irrelevanz.

http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/flop-f-r-cottbuser-patrioten
Peter Nowak

Sich einen Wolf suchen

Wer am Samstagnachmittag den Berliner Hauptbahnhof verlassen wollte, geriet in eine obskure Veranstaltung. NPD-Mitglieder und Angehörige verschiedener Nazikameradschaften aus dem gesamten Bundesgebiet hatten sich dort mit Reichsbürgern und rechten Eso­terikern unter dem Motto »100 000 Stimmen gegen die Islamisierung und Amerikanisierung Europas« versammelt. Die Teilnehmer machten ihre Gesinnung durch Aufschriften auf T-Shirts und Bannern deutlich. Parolen wie »Wo Unkraut wächst, muss gejätet werden« oder »Unser Leben, unser Land, maximaler Widerstand« waren dort zu lesen. Dazwischen tummelte sich ein junges Paar mit einer Israel-Fahne. »Wir wollen als Juden ein Statement gegen Islamisierung abgeben, aber mit dem, was hier vertreten wird, sind wir nicht einverstanden«, sagten sie zu Henryk M. Broder. Der Publizist dürfte mit seiner Stippvisite bei diesem Stelldichein neue Erkenntnisse über die Befindlichkeit der völkischen Bewegung gesammelt haben. Die Redner beschworen den Kampf gegen die USA, gegen die »Früh­sexualisierung« deutscher Kinder und die »Flüchtlingsinvasion«. Wirklich zufrieden mit dem Aufmarsch verschiedener rechter Gruppen konnten die Veranstalter nicht sein. Mit 400 Teilnehmern fiel die Großkundgebung eher klein aus. Zudem ließen die russischen »Nachtwölfe«, die von den Veranstaltern als besondere Gäste angekündigt waren, den Termin am Hauptbahnhof einfach sausen. Auf rechten Internetseiten wird Pegida-Gründer Lutz Bachmann als Schuldiger für diesen Flop ausgemacht. Bachmann hatte sich noch am Vortag mit einigen »Nachtwölfen« getroffen, habe aber aus »egoistischen Gründen« nicht nach Berlin mobilisiert. Im Treptower Park wurden allerdings »Nachtwölfe« gesichtet. Die Rechten planen derweil ihre nächste Pleite. Eine Initiative »Widerstand Ost West« ruft für den 20. Juni zu einer Großdemonstration »gegen islamischen und linksradikalen Faschismus« in Frankfurt am Main.

http://jungle-world.com/artikel/2015/20/51960.html

Peter Nowak

Sturm auf den Reichstag scheiterte kläglich

Rechtsextreme Demo vor dem Hauptbahnhof mit weit weniger Teilnehmern als erwartet / »Nachtwölfe«-Rocker bleiben der Veranstaltung fern

Aus dem von Rechten groß angekündigten Protest gegen Islamisierung und Amerikanisierung wurde nichts. Auf der Kundgebung am Samstag fanden sich nur knapp 400 der erwarteten »1000 Stimmen« ein.

»Volksverräter. Lügenpresse. Wir sind das Volk«. Diese Parolen skandierten am Samstagnachmittag rund 400 Teilnehmer einer rechten Kundgebung vor dem Berliner Hauptbahnhof. Auf der anderen Seite demonstrierten eben so viele Antifaschisten gegen den rechten Aufmarsch. Sie pfiffen und zeigten Transparente, mit denen sie sich gegen Neonazis und Rassismus wandten. Unter dem Motto »Gemeinsam für Deutschland« nutzten die Rechten den 70. Jahrestag des Kriegsendes, um die alten Parolen zu wiederholen.

Den Ton gab der erste Redner vor, der sich mit den Worten vorstellte: »Mein Namen ist Jürgen Elsässer, meine Zielgruppe ist das Volk«. Dass »die Angloamerikaner seit 100 Jahren Krieg gegen Europa führen« und Deutschland von Asylsuchenden überschwemmt werde, wurde von fast allen Rednern wiederholt. Der Vorsitzende der rechtspopulistischen Vereinigung Pro Deutschland, Manfred Rouhs, lamentierte über Zersetzungskampagnen gegen deutsche Patrioten. Eine Rednerin beklagte, Deutschland befinde sich seit 1945 in einen »Teufelskreis von Unterwerfung, Selbstzensur und Lüge«. Viktor Seibel aus Kassel, der sich auf der Kundgebung als Russlanddeutscher vorstellte und in den letzten Monaten als Redner bei den »Engagierten Demokraten gegen die Amerikanisierung Europas« (Endgame) hervorgetreten ist, beschwor den Geist der »germanischen Freiheit«. Jemand, der sich Heiko von der Pegida-Thüringen nannte, echauffierte sich, dass ein Kommunist in dem Bundesland Ministerpräsident, eine FDJ-Sekretärin Bundeskanzlerin und ein DDR-Begünstigter Bundespräsident sein kann.

Etwas verloren stand ein junges Paar mit einer Israelfahne auf dem Platz. »Wir wollen uns als Juden mit Pegida solidarisieren, weil wir gegen Islamisierung sind, aber mit der NPD wollen wir nichts zu tun haben«, meinte ein junger Mann. Neben Kameradschaften aus Thüringen waren Mitglieder der NPD auf dem Platz versammelt. Die »Identitäre Bewegung Berlin-Brandenburg« verkündete auf ihren Flugblättern: »Unsere Losung heißt Heimat, Freiheit, Tradition.« Kundgebungsteilnehmer machten ihre Gesinnung durch Aufschriften auf T-Shirts und Bannern deutlich.

Die Teilnehmerzahl lag weit unter den Erwartungen. Während die Organisatoren vor einigen Tagen noch mit mehreren Tausend Teilnehmern rechneten, wurde die geringe Zahl mit dem Bahnstreik erklärt. Auch die groß angekündigten russischen Rocker der Nachtwölfe ließen sich am Bahnhof nicht sehen. Obwohl mehrere Redner während der Kundgebung immer wieder die Hoffnung äußerten, dass die russischen Biker noch auftauchen würden. Im Publikum wuchs der Unmut. »Die wollen nur verhindern, dass der Platz vor dem Ende der Kundgebung leer ist«, meinte eine Frau. Für den 20. Juni ruft die Initiative »Widerstand Ost West« erneut alle »Patrioten« zu einer Demonstration »gegen islamischen und linksradikalen Faschismus« nach Frankfurt am Main.