Bis zum September 2019 waren die italienische Rechtspartei Lega Nord und ihr Vorsitzender Matteo Salvini häufig in den Medien. Salvini wurde als Beispiel für eine europäische Rechtsentwicklung angeführt. Als Gegenmodell führten zahlreiche Journalisten und auch politische Akteure eine moderne, diverse und liberale Europäische Union an. Doch an dieser Darstellung kommen bei einem genauen Blick auf die modernisierte Rolle rechter Parteien Zweifel. Die Rechte scheint auch in der angeblich so liberalen EU auf Akzeptanz zu stoßen, sofern sie dieses Projekt mitträgt. Salvini jedenfalls ist seit September 2019 kein Außenminister mehr, doch die Lega Nord ist weiterhin in der italienischen Regierung. Allerdings ist sie dort Teil einer …
„So wird die Rechte zum Garanten für die EU“ weiterlesenSchlagwort: Schwedendemokraten
Kein Bollwerk gegen die AfD in Thüringen
Eine handfeste Überraschung gab es bei der Wahl zum Ministerpräsidenten in Thüringen. Dort setzte sich im dritten Wahlgang der FDP-Kandidat Thomas Kemmerich durch. Der bekam eine Stimme mehr als der Kandidat der Linken, Bodo Ramelow. Der vorher kaum bekannte Kemmerich gehört der FDP an, die gerade mal 5 Mandate hat und so mit den Grünen zu den beiden kleinsten Parteien im Thüringer Landtag gehört. Politisch brisanter ist jedoch die Tatsache,….
„Kein Bollwerk gegen die AfD in Thüringen“ weiterlesenRechtsruck in Schweden
Aus Angst vor einem weiteren Erstarken der rechtspopulistischen Schwedendemokraten sagt der sozialdemokratische Ministerpräsident Neuwahlen ab
Eigentlich stand der Wahltermin schon fest. Am 22. März sollte in Schweden ein neues Parlament gewählt werden. Zuvor war nach nur 2 Monaten eine von den Sozialdemokraten und den Grünen getragene Minderheitenregierung gescheitert [1], weil sie Anfang Dezember keine Mehrheit bei der Abstimmung über den Haushalt bekommen hatte. Die oppositionellen bürgerlichen Parteien hatten mit den rechtspopulistischen Schwedendemokraten [2] gegen die Regierungsvorlage gestimmt (Schweden ist keine Ausnahmegesellschaft mehr [3]).
„Wir werden versuchen, jede Staatsregierung zu Fall zu bringen, die mehr Einwanderung unterstützt sowie den Grünen erheblichen Einfluss auf die Migrationspolitik zugesteht“, verkündete der Vorsitzende der Schwedendemokraten Mattias Karlsson nach der Abstimmungsniederlage der Regierung.
Das zeugt von dem wachsenden Selbstbewusstsein einer Partei, die in es in den letzten Jahren vom rechten Rand in die Mitte der Gesellschaft geschafft hat. Aus einer offen mit Neonazis paktierenden Gruppierung wurden Rechtspopulisten. Der offene Antisemitismus früherer Jahre wurde zurückgestellt, dafür wurde der Antiislamismus zum zentralen Wahlthema, das der Partei den Sprung über die in Schweden gültige Vierprozenthürde verschaffte. Damit gelang den
Schwedendemokraten ähnlich wie Vlaams Belang in Belgien die Umwandlung von einer extremen Rechtspartei in eine rechtspopulistische Gruppierung, die den Anspruch erhebt, die schwedische Politik nach Rechts zu verschieben.
Einfluss der Grünen sinkt
Das ist ihr auch gelungen, wenn jetzt die Neuwahlen abgesagt werden. Vordergründig wird den Schwedendemokraten damit die Möglichkeit genommen, Einfluss auf die Politik zu nehmen. Damit wird die Kooperation zwischen Rotgrün und den bürgerlichen Parteien begründet. Doch diese Kooperation hat ihren Preis. Der Einfluss der Grünen nicht nur auf die Einwanderungspolitik sinkt.
Der rechte Flügel der Sozialdemokraten und die bürgerlichen Parteien werden jetzt versuchen, den weiteren Aufstieg der Schwedendemokraten dadurch aufzuhalten, dass sie versuchen, den Rechten das Wasser abzugraben, in dem man auf deren potentiellen Wähler zu geht. Ob ein solches Konzept die Rechten nicht eher stärkt als schwächt, muss sich erst zeigen.
Haben sich Schwedendemokraten schon entlarvt?
Die Angst vor den Neuwahlen und vor einem weiteren Anwachsen des Rechtspopulismus wird selbst in einer Zeit nicht kleiner, in der es für die Schwedendemokraten eigentlich gar nicht so gut läuft. Ihr Abgeordneter Björn Söder [4] sorgte für Empörung [5], als er erklärte, Kurden und Juden könnten sich wohl assimilieren und die schwedische Staatsbürgerschaft annehmen, würden aber nie richtige Schweden werden. Zudem wurden alte Fotos ausgegraben, die Söder mit dem früheren Vorsitzenden der deutschen Rechtspartei „Die Republikaner“, Franz Schönhuber, zeigten. Das ist dem Parteivorstand besonders peinlich, weil hier die gern verdrängte Herkunft der Schwedendemokraten aus dem Rechtsaußenspektrum nur zu deutlich wird.
Natürlich distanziert sich die Partei auch von dem Brandanschlag auf eine Moschee, bei dem am 25. Dezember in der schwedischen Stadt Eskilstuna mehrere Menschen verletzt wurden. Tatsächlich wird niemand die Partei direkt dafür verantwortlich machen. Doch zivilgesellschaftliche Gruppen verweisen auf ein politisches Klima, das sowohl den Aufstieg der Rechtspopulisten als auch die Aktivitäten der offen gewaltbereiten Neonazis erleichtert.
http://www.heise.de/tp/news/Rechtsruck-in-Schweden-2506876.html
Peter Nowak
Links:
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Dänische Verhältnisse in Schweden?
Niederlage der Sozialdemokraten, Erfolg für Rechtspopulisten. Die Wahlen zum schwedischen Reichstag lagen im europäischen Trend
Schwedens bürgerliche Koalition bleibt in Schweden an der Regierung, hat aber die absolute Mehrheit verfehlt. Die bürgerliche Koalition des bisherigen Ministerpräsidenten Fredrik Reinfeldt, bestehend aus der konservativen, der christdemokratischen, der liberalen Volkspartei und dem Zentrum, erhielt bei den gestrigen Wahlen zum Reichstag 173 Sitze, die aus Sozialdemokraten, Grünen und Linkspartei bestehende Opposition bekam 156 Sitze. 20 Sitze fielen an die Schwedendemokraten.
Diese Partei hatte in den letzten Jahren eine Wandlung durchgemacht. Aus einer offen mit Neonazis paktierenden Gruppierung wurden Rechtspopulisten, die mit ihren wegen Rassismus nicht ausgestrahlten, aber im Internet häufig abgerufenen Wahlkampfvideo die Diskussion beherrschte . Der offene Antisemitismus früherer Jahre wurde zurückgestellt, dafür wurde der Antiislamismus zum zentralen Wahlthema, das der Partei den Sprung über die in Schweden gültige Vierprozenthürde verschaffte.
Damit gelang den Schwedendemokraten ähnlich wie Vlaams Belang in Belgien die Umwandlung von einer extremen Rechtspartei in eine rechtspopulistische Gruppierung, die eine bürgerliche Minderheitsregierung tolerieren und damit offen Einfluss auf die Politik nehmen könnte. In Dänemark regiert eine solche von Rechtspopulisten tolerierte bürgerliche Koalition schon mehrere Jahre.
Wegen der Geschichte der Schwedendemokraten ist es allerdings eher unwahrscheinlich, dass sich die bürgerliche Koalition von dieser Partei unterstützen lässt. Beobachter rechnen eher damit, dass das Oppositionslager zerfällt und die Sozialdemokraten Reinfeldt als Premierminister unterstützen.
Sozialdemokratischer Absturz
Die Sozialdemokraten haben mit 30,8 Prozent der Wählerstimmen das schlechteste Ergebnis seit hundert Jahren erzielt und nur knapp ihre Position als stärkste Partei vor den Konservativen behaupten können. Wenn man bedenkt, dass der schwedische Wohlfahrtsstaat lange Jahre untrennbar mit der Sozialdemokratie verbunden war, die in Schweden lange Zeit absolute Mehrheiten erzielte, wird die Dimension der Niederlage deutlicher.
Das Wahlbündnis mit Grünen und Linken hat sich für sie nicht ausgezahlt. Die Synthese von sozialdemokratischen und ökologischen Konzepten, die in diesem Wahlbündnis angestrebt wurde, fand an der Wahlurne keine Bestätigung. In der Krise fürchtet sich die sozialdemokratische Arbeiterwählerschaft vor ökologischen Experimenten und wandert ins konservative oder sogar ins rechtspopulistische Lager ab. Bei den schwedischen Wahlen wurden also Tendenzen deutlich, die in vielen anderen europäischen Ländern vergleichbar sind.
http://www.heise.de/tp/blogs/8/148409
Peter Nowak