Genossenschafter/innen protestieren gegen geplanten Abriss in der Heidelberger Str.

Auf einem turbulenten Treffen  erfuhren die BewohnerInnen der Heidelberger Straße 15-18  vom geplanten Abriss der  Häuser
„Genossenschaftlich wohnen in guter Nachbarschaft“. Mit diesem  Spruch wirft die Genossenschaft „Wohnungsbau Verein Neukölln“ (WbV) auf ihrer Homepage.  Am Donnerstagabend  ging es  in der Geschäftsstelle des WbV weniger harmonisch  zu. Eingeladen waren die Bewohner/innen der im Besitz der Genossenschaft befindlichen Häuser  Heidelbergerstraße 15-18. Schon seit Monaten  befürchten sie,  dass die in den 60er Jahren errichteten Häuser abgerissen  und durch  komfortable  Lofts ersetzt werden sollen.  Bisher lautete die offizielle Linie des Genossenschaftsvorstands, es sei noch nicht entschieden, ob die Häuser saniert oder abgerissen werden sollen. Auf dem Treffen  wurden nun die Befürchtungen der Anwesenden bestätigt. Die Genossenschaft will die Häuser abreißen lassen. Bis zum 31. Dezember 2015 sollen die Genossenschfter/innen in Wohnungen der Genossenschaft umgesetzt werden. Die Genossenschaft habe vor der Entscheidung gestanden, ein kaputtes Auto  für viel Geld zu reparieren oder mit etwas mehr Geld ein neues zu kaufen“, versuchte der Vorstand die Entscheidung zu begründen.
Martin Jansen, Uwe Springer und Falko Rügler hatten es danach schwer, die aufgebrachten Genoss/innen zu beruhigen. Es sei klar, dass sie genügend Zeit für den Umzug  haben, Wenn der 31. Dezember verstrichen ist und noch nicht alle die passende Wohnung gefunden haben, werde man die Frist auch um einige Monate verlängern.
Die Genoss/innen  warfen der Wohnungsbaugesellschaft vor, die Häuser über Jahre nicht mehr instand gesetzt zu haben, um jetzt den schlechten Zustand der Gebäude als Grund für den Abriss zu haben. „Erst haben sie die Häuser heruntergewirtschaftet, obwohl wir ständig angerufen und Reparaturen angemahnt haben und jetzt werden wir rausgeschmissen“, rief eine Frau wütend und bekam viel Applaus.
Unter diesen Bedingungen ziehen wir nicht um
Kritik an der Wohnungsbaugesellschaft war in den letzten Wochen von verschiedenen Seiten laut geworden.   So kritisierten Mitglieder der Initiative „Genossenschaft von unte“  auf einen  Treffen im Januar, dass die Genoss/innen der Heidelberger Straße 15-18  stark verunsichert seien. Monatelang sei nicht klar gewesen, ob die Häuser abgerissen oder saniert werden.  Zudem seien die Bewohner/innen weder gefragt noch informiert werden. Seit mehreren Wochen treffen sich einige MieterInnen der Häuser  der Häuser  regelmäßig und beratschlagen, wie sie sich gegen den erzwungenen Umzug wehren können. Unterstützt werden sie dabei von der Treptower Stadtteilinitiative Karla Pappel, die Unterstützung anbot. In den nächsten Monaten wird sich zeigen,  wie wie stark der Protest in den Häusern ist.   Die Wohnungsbaugesellschaft zumindest wird nichts unversucht lassen, um den Anteil zu reduzieren. „Wir werden in den nächsten Wochen sicher   mit ihnen persönlich sprechen, um  ihnen bei den Problemen zu helfen“ .Mit diesen Worten  beendete der Vorstand nach einer knappen Stunde das Treffen. Viele der Anwesenden haben das wohl eher als eine Drohung als eine Unterstützung empfunden.

http://www.bmgev.de/mieterecho/mieterecho-online/heidelberger-str-15-18.html
Peter Nowak

Lofts statt Wohnungsbau Neukölln?

„Wohnungsbau Neukölln  – Wiederaufbau 1960“ steht in großen Buchstaben an  einem der Häuserblöcke in der Heidelbergerstraße 15- 18, dort wo Neukölln an Treptow grenzt. An den Häusern  sind die 5 Jahrzehnte nicht spurlos vorübergegangen und auch manche der MieterInnen sind in die Jahre gekommen. Viele wohnen dort schon lange. Nun sollen sie die Wohnungen räumen.  Die in Nekölln eingetragene Genossenschaft Wohnungsbau Verein Neukölln (WBV), der die Häuser gehören, bietet Ersatzwohnungen an und hat den MieterInnen mitgeteilt, dass sie sich nicht an die Kündigungsfristen zu halten  brauchen, wenn sie selber eine Ersatzwohnung finden sollten.
Einige MieterInnen sind schon ausgezogen. Herr Erdmann denkt nicht daran.  „Ich lebe gern hier. Ich kann meine Arztbesuche  und andere Erledigungen bequem ohne Auto machen, erklärt der Mieter,  der seit 11 Jahren in seiner Wohnung lebt.  Der  Hauptvorteil  der Wohnung aber ist für Erdmann die   erschwingliche  Miete.  Der Betrag von 351 Euro liegt in dem Bereich,  den  das Jobcenter Erwerbslosen für   Mietausgaben zugesteht. Dass Erdmann Hartz IV-Empfänger ist,   hat er auf einen Fragebogen angegeben,   der an die WBV ging. Erstaunt war er daher über die angebotenen Ersatzwohnungen. Die günstigste sollte 533, 31 Euro kosten, eine andere 633, 33 Euro   und in der letzten Woche erreichte Erdmann das Angebot einer Wohnung mit einer Monatsmiete von 882, 51 Euro.  Solche Mieten sind für die meisten gegenwärtigen  BewohnerInnen in der Heidelbergerstraße 15-18 nicht erschwinglich. Das könnte sich in Zukunft ändern.  Auf einen  Titelblatt der wfv-Mitteilungen vom September 2014 ist ein Architektenentwurf  der Heidelberger Straße 15-18 zu sehen, auf dem  anstelle der 50jährigen Häuserblöcke  moderne Lofts  zu sehen sind.  Noch aber haben die meisten MieterInnen   die Häuser nicht verlassen.   Die  Treptower Stadtteilinitiative Karla Pappel  hat im November 2014 ein Schreiben an sie gerichtet, in dem es heißt:  „Unterschreiben Sie keine Einverständniserklärung zur Kündigung. Tauschen Sie sich bei anderen NachbarInnen aus, Handeln sie gemeinsam und wohl überlegt.“  Mit dem gemeinsamen Vorgehen ist es noch nicht so weit her, meint  Erdmann.  Doch viele MieterInnen seien besorgt. Vor allem, weil es keine klaren Informationen der WBV über ihre Pläne mit den Häusern gibt. Ein Mitglied der Genossenschaftsverwaltung, der seinen vollen   Namen nicht in der Zeitung lesen will, betont, dass die WBV  keine Heuschrecke sei.
Die Häuser seien nach mehr als 5 Jahrzehnten aber in einen baulichen Zustand,  der eine die geplanten Baumaßnahmen erfordere.   Eine Mitgliederversammlung werde  darüber befinden, ob die Häuser in der Heidelberger Straße modernisiert oder abgerissen werden. Bisher sei eine Entscheidung   noch nicht gefallen. Dass sich  auch nach einer Modernisierung  viele der aktuellen BewohnerInnen die Miete nicht mehr leisten können, sieht auch die WBV-Verwaltung. Dafür sei man aber bereit, die MieterInnen bei der Suche nach Ersatzwohnungen großzügig zu unterstützen.  Doch davon hat Erdmann allerdings bisher wenig gemerkt.

MieterEcho online 21.01.2015

http://www.bmgev.de/mieterecho/mieterecho-online/wohnungsbau-neukoelln-wiederaufbau-1960.html

Peter Nowak