Schützenhilfe für die AfD

Die extrem rechte Monatszeitschrift „Zuerst!“ schwört ihre Leserschaft auf die Wahl der AfD ein. In der aktuellen Ausgabe ist AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel mit einem mehrseitigen Interview vertreten.

Wahlempfehlung für die AfD von ganz weit rechts;
„Alternativlos! Wirklich?“ titelte die extrem rechte Monatszeitschrift „Zuerst!“ in ihrer aktuellen Ausgabe. Wie auf einem Bildschirm sind im Vordergrund des Titelblattes Spitzenpolitiker von FDP, Grünen, SPD und der Linken mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Mitte zu sehen. Darüber sind die Köpfe der AfD-Spitzenkandidaten Alexander Gauland und Alice Weidel einmontiert. Weidel ist zudem in der Ausgabe mit einem mehrseitigen Interview vertreten.

„Im Gespräch mit ZUERST!“ erklärt sie das „System Merkel“ und warum die Oppositionskraft AfD im Bundestag dringend benötigt wird“, heißt es im Teaser zum Interview. In einem Kommentar der „Zuerst!“-Redaktion wird die Leserschaft auf die Wahl derAfD eingeschworen. Mit der Partei habe das nationale Spektrum wieder eine Stimme im Bundestag, argumentiert man.

„Zuerst!“ wurde 2009 von dem norddeutschen Verleger Dieter Munier gegründet und ging aus einer Fusion der Zeitschrift „Nation & Europa“ und der „Deutschen Monatshefte“ hervor. Der „Zuerst!“- Herausgeber Munier war in seiner Jugend Mitglied der Jungen Nationaldemokraten und in den 1970er Jahren im „Bund Heimattreuer Jugend“ aktiv. Obwohl die Gründung von „Zuerst!“ auch vom NPD-Blatt „Deutsche Stimme“ unterstützt wurde, betonte das Magazin einen parteiunabhängigen Kurs mit dem Ziel, eine Brücke zwischen der traditionellen extremen Rechten und konservativen Strömungen zu schlagen.

Als Sonderdruck an Wahlkampfständen der AfD

Im Interview mit Weidel wird auch das Misstrauen deutlich, dass vor allem dem wirtschaftsliberalen Flügel der AfD von seiten der traditionellen extremen Rechten entgegenschlägt. „Es gibt Stimmen, denen ist Ihr beruflicher Werdegang suspekt: Karrierefrau, nach dem Studium bei der Investmentbank Goldman Sachs“, konfrontiert sie „Zuerst!“ mit der Kritik aus der extremen Rechten. Doch Weidel versucht, das Misstrauen zu entkräften. „Meine berufliche Karriere hat mich zu vielen Orten auf den Globus gebracht… Ich weiß aber gerade auch deshalb mein Heimatland Deutschland zu schätzen und nicht, dass es vor die Hunde geht“. Die AfD-Spitzenkandidatin versucht sich mit dem Interview erkennbar als wählbare Alternative für die „Zuerst!“-Leserschaft zu empfehlen, ohne wirtschaftsliberale Position zu verleugnen. So bezeichnet sie das Zweckentfremdungsgesetz, mit dem die Umwandlung von Wohnraum in Ferienwohnungen verhindert werden soll, als Enteignung von Wohnungseigentümern.

Das Weidel-Interview mit „Zuerst!“-Titelblatt wird als Sonderdruck an Wahlkampfständen der AfD verteilt. Interviews mit dem Rechtsaußenblatt dürften kein Streitpunkt im innerparteilichen Flügelkampf der AfD sein. In den vergangen Monaten standen neben Alexander Gauland und Björn Höcke auch deren innerparteiliche Konkurrenten Marcus Pretzell und Uwe Wurlitzer für „Zuerst!“ zur Verfügung.

aus Blick nach Rechts:
https://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/sch-tzenhilfe-f-r-die-afd

Peter Nowak

Antifa macht mobil gegen rechten Verlag

Das Bündnis »Deutsche Stimme abschalten« ruft zu Aktionstag in Riesa auf

Unter dem Motto »Deutsche Stimme verstummen lassen« mobilisieren Antifaschisten für Samstag nach Riesa zum Sitz des Deutsche Stimme Verlages (DS-Verlag). Neben der gleichnamigen monatlich erscheinenden NPD-Parteizeitung gibt der DS-Verlag auch andere Publikationen für die rechte Szene heraus. Doch die Versandseite des Verlages ist zurzeit offline, weil die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften den DS-Onlinekatalog auf den Index gesetzt hat.

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) hat den Aktionstag gemeinsam mit unabhängigen Antifagruppen organisiert. In dem Bündnis »Deutsche Stimme abschalten« sind neben dem DGB und verschiedenen Einzelgewerkschaften auch die Oppositionsparteien im sächsischen Landtag SPD, Grüne und LINKE vertreten.

Ein Sprecher der VVN-BdA betont, dass sich der Aktionstag nicht nur gegen die NPD-Zeitung sondern gegen die gesamte Infrastruktur der rechten Szene in Riesa richte, die über Sachsen hinaus von Bedeutung sei. In dem Domizil des Verlags haben die Landesgeschäftsstelle der NPD Sachsen, die Bundesgeschäftsstelle der Jungen Nationaldemokraten (JN) und die Geschäftsstelle des NPD-Kreisverbandes Meißen ihren Sitz.

Mittlerweile hat der DS-Geschäftsführer Peter Schreiber den Bundesgeschäftsführer der VVN-BdA, Thomas Willms, wegen übler Nachrede angezeigt, weil die NPD-Mitglieder auf Mobilisierungsmaterialien für den Aktionstag als Neonazis bezeichnet wurden.

Im Vorfeld der Demonstration erzielten die Antifaschisten einen juristischen Erfolg. Das Verwaltungsgericht Dresden genehmigte die Abschlusskundgebung der Demonstration in Hör- und Sichtweise des rechten Verlagsgebäudes und hob den Erlass des Riesaer Landratsamtes auf, der einen Abstand von einen Kilometer vorsah. Zum Abschluss soll dort auch die Punkband Feine Sahne Fischfilet spielen. Die Musiker aus Mecklenburg-Vorpommern sollten bereits im letzten Jahr beim Riesaer Stadtfest auftreten, wurden aber von den Veranstaltern ausgeladen. Nach massiver Hetze der NPD sei die Sicherheit nicht gewährleistet, lautete die Begründung, die bundesweit auf heftige Kritik stieß, weil sie als Einknicken vor den Rechten verstanden wurde.

https://www.neues-deutschland.de/artikel/936652.antifa-macht-mobil-gegen-rechten-verlag.html

Peter Nowak