Gegen den Entfristungswahn an den Hochschulen

Frist ist Frust

Ein Bündnis startet eine Kampagne für unbefristete Arbeitsverhältnisse in der Wissenschaft

Am 7.März startete die neue gemeinsame Kampagne „Frist ist Frust“ für eine Entfristung der Stellen in Hochschulen und Hochschulverwaltungen. Initiiert wurde die Kampagne vom Netzwerk für Gute Arbeit in der Wissenschaft und den beiden im DGB organisierten Gewerkschaften GEW und ver.di.

„Mit den aktuellen Verhandlungen zum Hochschulpakt, der Anfang Mai neu aufgelegt und verstetigt werden soll, gibt es eine gute Möglichkeit, dem Befristungswahn endlich etwas entgegenzusetzen. Wir fordern die Bundes- und Landesministerien auf, diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen zu lassen und alle aus dem Hochschulpakt finanzierten Stellen verbindlich zu entfristen“, heißt es in dem Aufruf.

Am Donnerstag hatten sich bei einem Expertenhearing Studierende, die Initiative der Privatgelehrten und der Vorstand der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragen an Hochschulen mit der Kampagne „Entfristung 2019“ solidarisch erklärt. Auf dem Hearing wurden viele Argumente gegen die befristeten Arbeitsverträge zusammengetragen. So machen die unsicheren Arbeitsverhältnisse krank und führen zu Stress. Schließlich wissen viele der Beschäftigten nicht, ob sie in einem Jahr noch am alten Arbeitsplatz sind. Das hat auch Konsequenzen für die Studierenden, die ständig nach neuen Ansprechpartnern bei den Prüfungen suchen müssen.

Wenn Wissenschaftler mit Hartz IV aufstocken müssen

Sabine Berghahn, die an verschiedenen Hochschulen Jura und Politikwissenschaft gelehrt hat, stellte sich als Wissenschaftlerin vor, die immer wieder befristete Stellen bekommen hat. Wer dazwischen längere Pausen hat, stehe beim Gehalt wieder auf der unteren Stufe. Das mache sich dann auch bei der Rente bemerkbar.

Berghahn betont, dass sie es da noch gut getroffen hat, weil sie noch als Rechtsanwältin arbeitet. Doch sie kenne Kolleginnen und Kollegen, die mit Hartz IV aufstocken müssen, weil sie ihren Lebensunterhalt sonst nicht bestreiten können. Ihren Ausführungen stimmte auch der Medienwissenschaftler Thomas Klein zu, der zurzeit eine Gastprofessur in Hamburg innehat. Auch er hat sich außerhalb der Hochschulen ein zweites berufliches Standbein geschaffen. Dem Hearing zugeschaltet war Martin Grund vom Network of Doctoral Researcher Networks. Während des Hearing gab es weitere Unterstützungserklärungen unter anderem vom Personalratsvorsitzenden einer Berliner Hochschule und von einem Kulturwissenschaftler.

Viele stellten die Frage, wie die Entfristungskampagne unterstützt werden könne. Da wurde vor allem der Eintritt in die beiden Gewerkschaften verdi und GEW genannt. Zudem könnten sich an den Hochschulen aktive Gruppen unter dem Label „Entfristungspakt 2019“ aktivieren. Daneben können die Forderungen nach unbefristeten Arbeitsplätzen mit einer Petition unterstützt werden. Sie zielt auf den 3. Mai. An diesem Tag soll der neu ausgehandelte Hochschulpakt vom Bundesrat verabschiedet werden.

Doch die aktuellen Semesterferien an vielen Hochschulen dürfte Basisaktivitäten eher bremsen. Das ist ein großes Manko. Denn ist der Kampf für unbefristete Arbeitsplätze ein dringend notwendiger Klassenkampf der Beschäftigten an den Hochschulen und Universitäten. Mittlerweile gibt es dort auch vielfältige Organisierungsversuche, darunter die Hochschulgewerkschaft Unterbau, die aber, was die Homepage betrifft, nicht up to date ist. Es wäre zu fragen, ob nicht Protestversammlungen und Demonstrationen die Forderungen des Entfristungspakt begleiten sollten. Vielleicht wäre ja der Tag, an dem der Hochschulpakt im Bundesrat beraten wird, eine gute Gelegenheit.

Peter Nowak