„Judas Watch“ am Pranger

Antisemitische Homepage mit Sitz in den USA will Aktivitäten gegen weiße Menschen dokumentieren.

„Judas Watch ist eine faktenbasierte Datensammlung, die Aktivitäten dokumentiert, die sich gegen weiße Menschen richten. Das Ziel ist der Nachweis eines internationalen Netzwerkes, das koordiniert gegen die Interessen die weißen Menschen agiert.“ Mit diesem verschwörungstheoretischen Selbstverständnis wirbt die Homepage von „Judas Watch“ für ihre Seite. Sie wird seit dem 28.03.2014 von Cloudflare mit Sitz in San Francisco gehostet.

Jüdische Menschen mit gelbem Stern gekennzeichnet

Schon der Name macht deutlich, wo…

…die Verräter an den Interessen der weißen Menschen ausgemacht werden sollten. Die Website führt Aktivitäten sowie vermeintliche oder tatsächliche Beziehungen der aufgelisteten Personen und Organisationen untereinander auf und will zeigen, wie viel Einfluss die Juden – auch in Deutschland – hinter den Kulissen hätten. Jüdinnen und Juden werden namentlich genannt und mit einem gelben Stern vor ihrem Namen gekennzeichnet. So ist beispielsweise der Name von Charlotte Knobloch markiert. Über sie steht auf „Judas Watch“, dass sie sich für die Einreise von Flüchtlingen nach Deutschland ausgesprochen und sich gegen Aufmärsche von NPD, AfD und Pegida gewandt habe.

Aufgelistet werden nach Ländern und Tätigkeitsfeldern Politiker/innen, aber auch Stiftungen und antirassistische Bündnisse. So wird die Rosa-Luxemburg-Stiftung als Institution mit mittleren politischen Einfluss bezeichnet, die antirassistische und feministische Aktivitäten unterstütze. Hoher politischer Einfluss wird der Ko-Fraktionsvorsitzenden der AfD Alice Weidel zugeschrieben, über die auf „Judas Watch“ notiert wird, dass sie die Mitgliedschaft Deutschlands in der EU und die zivile Partnerschaft zwischen Lesben und Homosexuellen befürworte. Mit 378 Auflistungen von Personen und Institutionen steht Deutschland hinter den USA an zweiter Stelle. An dritter Stelle steht mit 119 Einträgen Großbritannien und mit 69 Notierungen Österreich.

Bundesweite Sperrung gefordert

Der deutsch-jüdische Verein Werteinitiative e.V. hat jetzt eine bundesweite Sperrung von „Judas Watch“ gefordert. „Eine solche Seite stellt eine direkte Bedrohung der genannten Personen mit unabsehbaren Folgen für diese dar, vor allem aber für die speziell gekennzeichneten Juden“, erklärt ein Sprecher der Werteinitiative gegenüber bnr.de.

Peter Nowak