Braunes Gedenkritual

Die Neonazi-Partei „Der III. Weg“ plant am 16. Februar einen bundesweiten Aufmarsch „für die alliierten Bombenopfer“ in Fulda.

„Ein Licht für Dresden“, lautet das Motto eines für den 16. Februar geplanten Fackelmarschs, zu dem die neonazistische Kleinstpartei „Der III. Weg“ bundesweit mobilisiert. Doch…

…der braune Aufmarsch soll im osthessischen Fulda stattfinden. Bereits am 30. Dezember waren rund 20 Neonazis durch Teile der Fuldaer Innenstadt gezogen. Sie skandierten die Parole „Hoch die nationale Solidarität“ und trugen ein Transparent mit dem Motto „Besatzer raus, damals und heute“. Der Aufmarsch war der Abschluss eines mehrtägigen Fackelmarsches, mit dem „Der III. Weg“ für den „Gedenktag für die alliierten Bombenopfer“ mobilisiert, wie der Aufmarsch am 16. Februar in Fulda beworben wird.

In einem auf Neonazi-Homepages verbreiteten Aufruf wird Fulda neben Dresden als Opfer „des alliierten Bombenterrors“ bezeichnet. Schon seit Jahrzehnten instrumentalisieren unterschiedliche rechtsextreme Gruppen die Menschen, die bei den alliierten Bombardements gegen das NS-Regime gestorben sind. Sie wollen damit von den Verbrechen des NS-Regimes ablenken und die Deutschen als die wahren Opfer hinstellen. Besonders Dresden steht seit Anfang der 1990er Jahre im Zentrum dieses rechten Opfermythos‘. Auch in Städten wie Rostock, Hamburg oder Magdeburg haben extrem rechte Gruppen in der Vergangenheit immer wieder zu Jahrestagen der Bombenangriffe durch die Alliierten Kundgebungen und Demonstrationen angemeldet. Das osthessische Fulda war bisher in diesem Zusammenhang nicht genannt worden.

Neonazi-Strukturen in Osthessen seit den 1980er Jahren

Doch ist es auch nicht das erste Mal, dass Neonazis in Fulda aktiv werden. Mitte der 1980er Jahre hatte sich eine „Wehrsportgruppe Fulda“ um den bekannten Neonazi Thomas Brehl gegründet, die sich in seiner Propaganda offen auf die frühere NSDAP bezog. Wie heute „Der III. Weg“ propagierten auch Brehl, der am 31. Dezember 2010 verstarb, und seine Kumpane einen nationalen Sozialismus. Während allerdings die Neonazis um Brehl öffentlich kaum in Erscheinung getreten waren, gingen Bilder von hunderten Neonazis vor dem Fuldaer Dom im August 1993 durch die Presse. Damals war der bundesweite Gedenkmarsch für den Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß kurzfristig nach Fulda verlegt worden, nachdem er im oberpfälzischen Wunsiedel verboten worden war.

Auf das bayerische Städtchen im Fichtelgebirge, in dem erfolgreich ein brauner Totenkult um Heß verhindert wurde, geht  „Der III. Weg“ in dem Aufruf für den Aufmarsch am 16. Februar explizit ein. Der Ort wird dort als Negativ-Beispiel bezeichnet, „wie in heutigen Tagen mit den Toten unseres Volkes umgegangen wird“. Eine langjährige Beobachterin der rechten Szene in Osthessen, die wegen rechter Drohungen in der Vergangenheit nicht namentlich genannt werden will, hält es für sehr wahrscheinlich, dass auch nach dem Tod von Thomas Brehl Neonazis aus seinem Umfeld bis heute aktiv sind.

Peter Nowak

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