»Campact ist so lebendig wie zuvor«

Felix Kolb über die Ermittlungen nach dem Brand im Materiallager des Netzwerks

In der Nacht zum 9. Januar brannte das Lager des Aktivistennetzwerks Campact in Verden komplett ab. Der Staatsschutz geht von Brandstiftung aus. Peter Nowak sprach über die Folgen und den Stand der Ermittlungen mit dem Campact-Vorstandsmitglied und Politikwissenschaftler Felix Kolb.

Gab es in der Vergangenheit Drohungen gegen Ihre Organisation?

Wie alle Organisationen bekommen wir über die sozialen Medien und über Mails Beschimpfungen, harsche Kritik und auch Drohungen. Aber konkrete Drohungen gegen unser Lager gab es nicht.

In der Umgebung gibt es auch eine rechte Szene. Hatten Sie schon mal Konflikte, schließlich hat sich Campact auch klar gegen Rassismus und die AfD ausgesprochen?

Wir haben uns klar gegen Rassismus positioniert, für die Ehe für alle und haben die Aufnahme von Flüchtlingen unterstützt. Darüber hinaus haben wir mit Tausenden Menschenketten in Hannover und Berlin gebildet, um am niedersächsischen Landtag und am Bundestag gegen den Einzug von Rassisten in die Parlamente zu protestieren. Direkte Konflikte mit der rechten Szene in Verden hatten wir bisher nicht.

»Ein Brandanschlag zerstörte fast alles, womit Campact Demos und Aktionen gestaltete«, schreiben Sie in einer Mail. Welche Auswirkungen hat der Brand auf die Arbeit Ihrer Organisation?

Das Aktionsmittellager mit 2500 Gegenständen machte uns in der Ausgestaltung von Protestaktionen flexibel, bunt, und laut. Wir hatten einfach alles aufbewahrt: Kostüme, Politikermasken, Spielgeldscheine und Giftspritzen, Kühltürme und Weltkugeln. Wir müssen diese Dinge für die jeweiligen Aktionen nun wieder anschaffen. Aber für mich steht fest: Campact ist so lebendig wie zuvor.

Wird der Schaden teilweise oder ganz durch eine Versicherung getragen?

Ja, die Versicherung zahlt den Großteil des Schadens – die genaue Höhe wissen wir noch nicht.

Gibt es neben den Schäden weitere Belastungen durch höhere Versicherungspolicen und Sicherheitsmaßnahmen?

Wie viele andere Organisationen spüren auch wir, dass die politische Auseinandersetzung härter wird. Darauf reagieren wir zum Schutz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es ist klar, dass solche Maßnahmen Geld kosten. Wir müssen beispielsweise neue Schlösser und Splitterschutzfolie anschaffen. Das kostet Geld, das wir lieber für die direkte politische Arbeit einsetzen würden. Wir wollen den Brandstiftern keinen Triumph gönnen.

Sie betonen, dass die Arbeit von Campact weitergeht. Haben Sie nach dem Brand Solidarität erfahren?

Ja, wir haben sehr viel Solidarität erfahren. Zum einen von den Initiativen, die hier mit uns im Ökozentrum in Verden sitzen, zum anderen von Bündnispartnern wie BUND oder Greenpeace und von den internationalen Kolleginnen und Kollegen aus dem OPEN-Netzwerk. Das hat uns getröstet und neuen Mut gemacht.

Sie haben eine Solidaritätsaufruf gestartet. Wie kann Campact in dieser Situation unterstützt werden?

Wir werden unsere Arbeit unbeirrt fortsetzen mit Onlineappellen und Großdemonstrationen als Markenzeichen. Wir freuen uns über alle, die uns nach dem Brand mit einer Spende fördern wollen, damit wir unser Materiallager wieder aufbauen können, und über alle, die mit ihrer Unterschrift unsere Appelle im Internet unter www.campact.de unterstützen.

Interview: Peter Nowak