Internet als Kampfzone

Denkfabrik berät über Gefahren im Cyberkrieg

Ausgerechnet in der Ossietzkystraße im Berliner Stadtbezirk Pankow hat eine Einrichtung ihr Domizil, mit der der als Antimilitarist bekannt gewordene Namensgeber bestimmt nicht einverstanden wäre. Die 1992 gegründete Akademie für Sicherheitspolitik (BAKS) bezeichnet sich auf ihrer Homepage selbstbewusst als „höchstrangige und ressortübergreifende Weiterbildungseinrichtung des Bundes für Führungskräfte auf dem Gebiet der Sicherheitspolitik.„Unser Anspruch ist es, ein umfassendes, interdisziplinäres Verständnis von Sicherheitspolitik zu fördern und eine Plattform für die Vernetzung sicherheitspolitischer Akteure zu bieten“. Dazu lädt die BAKS alljährlich Akteure aus der Bundeswehr, der Politik, der Wirtschaft sowie ausgewählte Vertreter von Medien und Nichtregierungsorganisationen zu Konferenzen ein. Eine Teilnahme ohne Einladung ist nicht möglich. Am 7 und 8. Mai lautet das Konferenzmotto
„Die Deutsche Cyber-Sicherheitsstrategie – Neue Bedrohungen, neue Lösungen?“ Dass es dabei nicht um einen unverbindlichen Small Talk handelt, zeigt sich an den Fragen, die auf der Konferenz diskutiert werden sollen.
„Reicht es wirklich aus, dass das Deutsche Cyber-Abwehrzentrum lediglich IT-Sicherheitsvorfälle schnell und umfassend bewertet und abgestimmte Handlungsempfehlungen erarbeitet? Muss ein derartiges Abwehrzentrum nicht in der Lage sein, selbst zu agieren? Wie sieht es in diesem Zusammenhang mit eigenen gesetzlichen Befugnissen aus?“
Für den Publizisten Peer Heinelt, der sich unter Anderem in der Monatszeitschrift Konkret und auf Internetplattform German Foreign Policy seit Jahren kritisch mit der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik befasst, nennt als ein Ziel der BAKS die Schaffung eines politischen Klimas für Gesetzesvorstöße, mit der beispielsweise im Kampf gegen den Cyberwar die politischen Beschränkungen der Behörden fallen sollen. Zu der Themenpalette, die von der BAKS behandelten werden und über die laut Eigenwerbung ein „gesellschaftlicher Konsens“ gefördert werden soll gehört die Flüchtlingsabwehr ebenso wie die Sicherung der Rohstoffquellen für die deutsche Wirtschaft und die Abwehr möglicher Unruhen in Deutschland und der näheren Umgebung. Ausführlich beschäftigen sich BAKS-Mitarbeiter auch mit den Veränderungen auf der weltpolitischen Bühne. Dabei werden in den von Heinelt zitierten Studien Konflikte zwischen den USA und China prognostiziert.
Anders als die Münchner Sicherheitskonferenz, die seit Jahren von Protesten antimilitaristischer Gruppen begleitet wird, hat die BAKS bisher wenig Interesse und Widerspruch erfahren. Lediglich im Jahre 2004, als die Institution von Bonn in den Nordosten Berlins zog, gab es eine Protestdemonstration. Zum 20ten Geburtstag der Akademie wollen linke Gruppen im Nordosten Berlins daran anknüpfen. Unter dem Motto „Kontrolle ist nicht schlecht, Lobbyismus ist unser gutes Recht“ planen sie am Montagabend eine Jubelkundgebung auf der „sicherheitspolitischen Fanmeile“. Unterstützt wird die Aktion, die um 18 Uhr an der Berliner Straße/Ecke Breite Straße beginnt, unter Anderem von der Emanzipativen Antifaschistischen Gruppe (EAG) und Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten Berlin-Pankow.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/226113.internet-als-kampfzone.html
Peter Nowak